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Erfolgreiches Teamcoaching

Erfolgreiches Teamcoaching

Titel: Erfolgreiches Teamcoaching
Autoren: Lothar Linz
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denken auch anders und nehmen die Welt in ihrer spezifischen Weise wahr. (Das wiederum ist nicht nur eine Frage der Erziehung, schon bei kleinsten Kindern kann man geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen.) Wenn ich sage, dass die Geschlechter sich unterschiedlich verhalten, heißt das nicht, dass ein Geschlecht besser ist als das andere. Wir sind nur anders .
    Es ist also kein Wunder, dass Frauenmannschaften sich anders verhalten als Männermannschaften. Der wichtigste Unterschied besteht in der wesentlich ausgeprägteren Zielgerichtetheit der Männer gegenüber der größeren sozialen Orientierung der Frauen. (Wenn ich hier solche allgemeinen Aussagen mache, so ist mir bewusst, dass einzelne Fälle nicht diesem Schema entsprechen werden. Aber ich hoffe, dass Sie meine Aussagen als das nehmen, was sie sein sollen, nämlich als Darstellungen einer allgemeinen Tendenz.)
    Für Frauen spielt es eine wesentlich größere Rolle, ein gutes Klima im Team zu haben. Sie sind für Störungen auf der Beziehungsebene empfindsamer und damit zugleich auch empfindlicher. Für Sie als Trainer einer Frauenmannschaft bedeutet das, dass Sie mehr Zeit in die Beziehungspflege investieren müssen.
    Bei Frauenmannschaften müssen Sie mehr Zeit für die Gestaltung der Beziehung aufwenden.
    Interessant wird das insbesondere, wenn Männer Frauenmannschaften trainieren. Sie müssen manchmal ganz bewusst von Ihren eigenen Denkgewohnheiten Abstand nehmen und sich auf das Empfinden Ihrer weiblichen Schützlinge einlassen. Das ist nicht leicht, aber auf Dauer für das Gelingen Ihrer Arbeit unerlässlich. (Umgekehrt würde das für eine weibliche Trainerin von Herrenmannschaften natürlich genauso gelten, aber in der Praxis stellt dieser Fall noch immer die absolute Ausnahme dar.)
    Frauen gehen im Durchschnitt auch anders mit Aggressivität um, als das Männer tun. Nicht umsonst wird der größte Teil der Gewalttaten von Männern begangen. Männer leben Aggression viel direkter aus und sie schrecken weniger vor Auseinandersetzungen zurück. Wenn ich vor einer Männermannschaft stehe, kann ich ganz andere Ausdrücke und Bilder benutzen als vor einer Frauenmannschaft. Was Männer heiß auf ein Spiel macht, ist etwas anderes, als was zum Ansporn von Frauen dient. (Bei Männern kann ich z. B. viel eher ein Kriegsvokabular benutzen als bei Frauen, die darauf häufig sehr irritiert reagieren.) Das sollten Sie unbedingt berücksichtigen. Es ist Ihre Aufgabe, sich auf Ihr Team einzustellen und die passenden Worte zu finden. Erwarten Sie nicht das Gegenteil, nämlich dass Ihre Spieler sich auf Sie einstellen. Sie wollen, dass die Mannschaft Ihnen folgt, dazu müssen Sie sie aber an dem Punkt abholen, wo sie sich im Moment befindet!
    Auch Kritik müssen Sie bei Frauen oftmals anders verpacken als bei Männern. Unter Männern ist es viel eher üblich, sich offen ein paar deutliche Worte an den Kopf zu werfen. Dadurch wird die Beziehung oftmals gar nicht belastet. Bei Frauen erlebe ich das ganz anders. Zu harte Worte werden eher als persönlicher Angriff gewertet und beeinträchtigen deshalb nachhaltiger das gemeinsame Verhältnis. Nicht wenige sagen auch, dass Frauen nachtragender wären. Letzteres kann ich weder bestätigen noch verneinen.
    Auf jeden Fall aber gehen Frauenmannschaften nach meiner Erfahrung wesentlich schonender miteinander um, als ich das unter Männern erlebt habe. Bei Letzteren darf man kein dünnes Fell haben, sondern muss auch deftige Späße auf eigene Kosten vertragen können. Für Sie als Trainer ist das wiederum vor allem für Ihre eigene Wortwahl von Bedeutung. Ich empfehle Ihnen, bei Frauen vorsichtiger mit Kritik und Kraftausdrücken zu sein, da Sie hiermit schneller die betroffene Spielerin gegen sich aufbringen.
    Wie ich oben schon erwähnt habe, sagen viele Trainer und Athleten auch, dass es ganz allgemein viel schwieriger ist, Damenmannschaften zu betreuen. Ob das stimmt, lässt sich nicht objektiv beurteilen. Das ist sicher auch eine Typfrage.
    Mir scheint vor allem eines deutlich zu sein: Der Spitzensport bevorzugt „männliche“ Qualitäten. Wenn Sie wirklich erfolgreich sein wollen, dann ist es fast unerlässlich, Eigenschaften wie Zielgerichtetheit, Durchsetzungsfähigkeit, Gnadenlosigkeit oder Willenskraft stark ausgeprägt zu haben. Damit aber tun sich viele Frauen schwerer als die meisten Männer.
    So ergibt sich bei Damenmannschaften häufig ein Dilemma. Die Athletinnen müssen Verhaltensweisen zeigen, die
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