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Erfolgreiches Teamcoaching

Erfolgreiches Teamcoaching

Titel: Erfolgreiches Teamcoaching
Autoren: Lothar Linz
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einem solchen Buch allgemein gelöst werden, sondern obliegt – wie so vieles – Ihrem Gefühl für die Situation, in der Sie sich befinden.

20 Nach dem Erfolg
20.1 Die Anstrengung verstärken
    Noch schwerer als das Erringen eines großen Erfolgs ist es, diesen Erfolg zu bestätigen. Als Boris Becker 1985 sensationell Wimbledon gewann, waren wir alle entzückt. Viel beeindruckender aber war für mich, dass er ein Jahr später diesen Triumph durch einen souveränen Drei-Satz-Sieg gegen Ivan Lendl bestätigte. Erst damit hatte er bewiesen, dass sein Erfolg kein Zufallstreffer war, sondern er wahrhaft zu den Großen seiner Zunft gehörte. Michael Chang konnte dagegen seinem sensationellen Sieg bei den French Open 1989 keinen vergleichbaren Erfolg mehr folgen lassen. Folgerichtig wurde er auch kein Topstar. Das ist der ganze Unterschied. Gelingt es dir, einen Erfolg zu bestätigen, dann hast du es wirklich geschafft. Erst dann zählst du zu den ganz Großen.
    Nichts ist vergänglicher als Erfolg. Was gestern war, zählt heute schon nicht mehr. Als Meister hast du im nächsten Jahr keinen Punkt mehr auf dem Konto als die Konkurrenz. Du musst dir deinen Status erst wieder neu verdienen. Im Gegenteil, es ist sogar schwerer geworden. Schwerer, weil sowohl die Gegner gerade dich schlagen wollen als auch, weil in dir nichts mehr so ist wie vorher.
    Um nach einem Triumph weiter erfolgreich zu sein, ist es deshalb wichtig, noch härter an sich zu arbeiten. In der Regel geschieht genau das Gegenteil. Erfolg macht zufrieden. Zufriedenheit führt schnell zu etwas weniger Anstrengung und etwas weniger Achtsamkeit. Ein kurzes Stück trägt einen die Welle des Erfolgs noch, doch heimlich unter der Oberfläche bröckelt das Fundament. Und plötzlich, in irgendeinem Match, trifft es einen unerwartet. Wollen Sie das vermeiden? Dann dürfen Sie nie aufhören, nach Verbesserung zu streben.
    Natürlich ist es wichtig, den Erfolg auszukosten. Wenn Sie das nicht tun, wofür wollten Sie dann den Erfolg haben? Es gibt einige Menschen, die sich an ihrem Erfolg nicht freuen können, weil sie sofort wieder an den nächsten Wettkampf denken. Das halte ich für Unsinn. Wer gewinnt, muss sich auch freuen dürfen. Wer gewinnt, muss auch feiern dürfen.
    Die Frage ist nur, wie lange ich mich auf dem Erfolg ausruhe und wann ich wieder zurückkehre, um noch härter als zuvor an mir zu arbeiten. Dass sich die Quälerei lohnt, habe ich ja gerade erlebt. Das sollte mir Ansporn genug sein, mindestens genauso weiterzumachen und besser noch ein Schippchen draufzulegen.
20.2 Die Folgen zu frühen Jubels
    In Kap. 16 „Wie man einen Angstgegner bezwingt“ habe ich von einer Mannschaft erzählt, welche im Halbfinale des Pokals den Meister bezwungen hatte. Da dies im Rahmen des Final-Four-Turniers geschah, sollte schon am nächsten Tag das Endspiel stattfinden. Der Gegner hier war eine Mannschaft, welche das Team in der Liga mehrfach geschlagen und auch in der Tabelle deutlich hinter sich gelassen hatte. Kurz gesagt, das Team war in diesem Spiel klarer Favorit.
    Da dieser Gegner für den Europapokal gesperrt war, bedeutete der Finaleinzug für die Mannschaft schon die sichere Teilnahme am Europapokal. Am Abend nach dem Halbfinale herrschte bei den Spielerinnen natürlich eine ausgelassene Stimmung.
    Der Fehler, den die Teamleitung meiner Ansicht nach machte, war, dass sie diesen Jubel nicht früh genug unterband und die Spielerinnen ins Bett schickte, um am nächsten Tag voll konzentriert und motiviert an den Start zu gehen. Stattdessen durften die Athletinnen bis ca. 24 Uhr im Restaurant sitzen und dabei singen und klatschen.

    Gemeinsam jubelt es sich am schönsten. Aber Vorsicht vor zu früher Freude!
    Das ist immer noch eine manierliche Zeit. Unweigerlich führte der Abend aber zu einem Spannungsverlust, der am nächsten Tag teuer bezahlt werden musste. Auch wenn das nicht der einzige Grund gewesen sein dürfte, warum das Finale nach dramatischem Verlauf (erst der 12. Siebenmeter entschied!) verloren wurde, so bin ich mir persönlich sicher, dass die Mannschaft bei einer anderen Abendgestaltung gewonnen hätte.
    Oliver Kahn (Kahn, 2001) erzählte dazu passend, dass nach dem spektakulären Meisterschaftsfinale 2001 in Hamburg auf dem Rückflug keinerlei Jubel geherrscht habe. Auf Anweisung der Vereinsführung sei sogar der Genuss von Sekt untersagt gewesen. Aber, er gesteht ein, dass diese Vorgabe angesichts des Champions-League-Finals vier Tage später
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