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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams
Autoren: L Rosen
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sie ihn zum Narren machen wollen? Gehörte das zu ihrem Plan – sich durch ihre List nicht nur Zugang zu Illyria zu verschaffen, sondern auch ihn zu verführen? Warum hatte sie ihm diese Briefe geschrieben? Warum hatte sie sich von ihm diese lächerliche Blume schenken lassen, in die er so viel Arbeit investiert hatte? Hatte sie ihm zurückgeschrieben, nur damit er nicht merkte, dass sie im Klassenzimmer neben ihm stand und am Fluss? Waren die Gefühle, die er in ihren Briefen zu sehen gemeint hatte, seinem eigenen Kopf entsprungen, oder gehörten sie zu ihrem alles umfassenden Plan? Ließ diese immense Lüge nicht auf tausend weitere kleine Lügen schließen, um sie aufrechtzuerhalten?
    In den folgenden Tagen hatte es durch die Folgen von Volios Wahnsinn viel zu tun gegeben. Er hatte mit der Polizei gesprochen und mit den Schülern. Und in der Zwischenzeit war Violet nicht ein einziges Mal nach Illyria zurückgekehrt, wie er mit seltsam gemischten Gefühlen festgestellt hatte, die es ihm unmöglich gemacht hatten zu essen. Er hatte sie aus seinem Kopf verbannt. Er hatte nicht von ihr gesprochen. Er hatte es nicht ausgehalten, in Cecilys Nähe zu sein, sie wegen derselben Peson weinen zu sehen, wegen der auch Ernest am liebsten geheult hätte. Warum hatte Violet ihm das angetan, seiner Familie, seiner Schule?
    Und warum konnte er nicht aufhören, an sie zu denken? Wann immer er eine Ruhepause einlegte, in der Kutsche fuhr oder sich allein in seinem Labor zwang, etwas zu essen, schlich sie sich in seine Gedanken. Er wusste, dass die verdammte blödsinnige Strategie seines Vaters sie dazu gebracht hatte, doch die wollte er ohnehin nächstes Jahr ändern. Hätte sie nicht bis dahin warten können?
    Er würde sie nie mehr sehen, hatte er beschlossen. Er würde sie aufgeben und seine Ideen über die Liebe dazu, für immer, weil sie es nicht wert waren, all diese Vertrauensbrüche, das Gefühl, ein Narr zu sein, noch einmal zu erleben.
    Und weil es keine perfektere Frau mehr geben würde.
    Doch als er sie dann im Garten weinen sah, fühlte er, wie seine ganze Entschlossenheit dahinschmolz. Er liebte sie so sehr, dass er plötzlich nicht anders konnte, als ihr ihre Betrügereien, ihre Schwindeleien zu vergeben. Er wusste, wer sie war und warum sie ihren Plan durchgeführt hatte. Sie war in jedem Brief ehrlich gewesen, war ehrlich gewesen, als sie als Ashton mit ihm gesprochen hatte, oder zumindest so ehrlich, wie sie hatte sein können. Er wusste, dass er sie noch liebte, wusste es in dem Moment, in dem er sie sah. Plötzlich ergab alles Sinn: sein Kuss mit Ashton, der in Wirklichkeit Violet gewesen war, die Momente, die sie zusammen am Fluss verbracht hatten. Dass er irgendwie gewusst hatte, dass es Violet war, ließ ihn sie nur noch mehr lieben.
    »Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt«, sagte Violet. »Dann könnten wir jetzt glücklich sein.«
    »Wir?«, fragte der Duke.
    »Ich kann nicht erwarten, dass Sie mich lieben, nach allem, was ich getan habe«, sagte Violet. »Aber Ihre Briefe, selbst das Zusammensein mit Ihnen als Ashton … gehören zu meinen glücklichsten Momenten. Ich fürchte, Sir, dass ich Sie immer noch liebe.«
    »Oh, Violet«, sagte er und trat auf sie zu. Sie wich einen Schritt zurück, den Kopf gesenkt.
    »Aber ich weiß, dass ich Sie furchtbar hintergangen habe.«
    »Das ist mir gleichgültig«, unterbrach sie der Duke. »Ich bewundere dich dafür. Ich war … verunsichert durch deine Enthüllung, und ich gebe zu, dass ich mich betrogen gefühlt habe und verletzt und dumm, noch Stunden danach. Aber ich habe auch verstanden, warum du das gemacht hast. Ein Genie wie deines … Du verdienst das Beste, das die Welt zu bieten hat. Und Illyria ist das Beste. Wäre ich du, ich hätte alles Erdenkliche getan, um in Illyria aufgenommen zu werden. Alles andere hätte mir nicht genügt.« Er machte eine Pause. »Deshalb habe ich dir vergeben, denke ich. Deshalb vergebe ich dir.«
    Violet blickte lächelnd auf. Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter. Ernest hielt es nicht länger aus. Er nahm sie in die Arme und drückte seine Lippen auf ihre. Sie erwiderte seinen Kuss, ihre Körper passten zusammen wie zwei Teile eines Motors. Ernest waren ihre Lügen gleichgültig, ihr Betrug. Es gab nur eins, das ihn interessierte: Er liebte sie. Sie ließen voneinander ab, und Violet sah unter langen Wimpern zu ihm hoch.
    »Ernest«, hauchte sie, und sein Herz hüpfte, als er sie seinen
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