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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams
Autoren: L Rosen
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grünen Augen. Aber wer hatte grüne Augen? Es spielte keine Rolle. Sie kam sich töricht und von Ashton betrogen vor – nein, nicht von Ashton, von Violet. Es gab nur Violet. Und Violet hatte ihr das Leben gerettet. Natürlich sollte sie ihr dafür dankbar sein.
    Sie wälzte sich auf ihrem Bett hin und her. Sie war sofort mit der Droschke nach Hause gefahren und auf ihr Zimmer gestürzt, das Gesicht nass vor Tränen, und jetzt hatte sich ihr Kleid vom Wälzen und Drehen um sie gewickelt. Sie hatte geschlafen und geweint und nachgedacht und wusste nicht einmal mehr, wie spät es war. Vielleicht war schon der nächste Tag angebrochen. Das Licht, das durch ihr Fenster kam, war hell, doch sie wusste auch, dass es irgendwann dunkler gewesen war. Ihr Magen war angespannt und nervös.
    Sie fühlte sich schuldig, weil sie sich Violet gegenüber nicht dankbarer gezeigt hatte, doch das war bestimmt verständlich.
    Sie würde ihr einen netten Brief schreiben und sich bedanken, dass sie ihr das Leben gerettet hatte, und sie bitten, nie mehr in ihre Nähe zu kommen. Das erforderte die Höflichkeit. Cecily setzte sich auf und wischte sich das Gesicht, das klebrig und widerlich anzufassen war. Sie wollte ein Bad nehmen. Doch sie würde zuerst den Brief schreiben. Sie setzte sich an ihren kleinen Tisch und holte Papier und Schreibfeder heraus, als es an der Tür klopfte.
    »Ja?«, rief Cecily.
    »Cecily, Liebe«, sagte Ada und steckte den Kopf ins Zimmer. »Gerade ist jemand vorbeigekommen und hat etwas für dich abgegeben.«
    »Was abgegeben?«, erkundigte sich Cecily argwöhnisch. Sie glaubte nicht mehr, dass ihr irgendetwas Gutes widerfahren könnte. Ada öffnete die Tür ganz und hielt ihr einen Käfig hin. Darin saß ein kleines, ganz weißes Kaninchen, dessen Ohren senkrecht vom Kopf abstanden. Der Käfig war golden, und in seinen Boden war der Name CONSTANCE geritzt. »Oh«, sagte Cecily, denn das Kaninchen wackelte mit der Nase und sah sie auf bezaubernde Weise an. »Wer hat das gebracht?«, fragte sie.
    »Ein junger Mann«, meinte Ada. »Ein Schüler. Ich weiß nicht, wie er heißt.«
    Cecily runzelte die Stirn und kniete sich hin, um den Käfig auf den Boden zu stellen und zu öffnen. Constance hoppelte heraus und schnüffelte an Cecilys Knien. Cecily streichelte ihre Ohren. Constance sah zu ihr hoch, und plötzlich war der Raum wie durch Zauberhand von den Klängen von hundert Vögeln erfüllt, die alle süß und in perfekter Harmonie sangen. Cecily verlor sich in diesem Geräusch, in dieser Freude und hatte das Gefühl zu schweben. Sie hätte nicht gedacht, dass sie jemals wieder froh sein könnte und dann, so unvermutet, so einfach, war sie wieder da, die Freude. Der Vogelgesang schien all ihre Sorgen weggewaschen zu haben. Sie sah auf das musizierende Kaninchen hinunter, und plötzlich wusste sie, wer es ihr geschickt hatte.
    »An welcher Tür hat er es abgegeben?«, fragte Cecily und stand auf.
    »An der zur Brücke«, antwortete Ada. »Warum?«
    Cecily hatte keine Zeit, es ihr zu erklären. Sie rannte an Ada vorbei zu der Tür, die zur Brücke führte und stieß sie auf. Er war auf dem Rückweg, hatte fast das Ende der Brücke erreicht, und sie lief hinter ihm her. Als sie nahe genug war, rief sie seinen Namen. Er drehte sich um und lächelte, seine grünen Augen funkelten.
    »Jack!«
    »Ja, Cecily?«
    Sie griff ihn am Kragen, zog seinen Mund zu sich hin und küsste ihn. Es war ihr erster Kuss, und sie hatte das Gefühl, als würde die Blume, die einst in ihr geblüht hatte, jetzt explodieren. Ihre Blütenblätter sprangen auf und verteilten sich in alle Richtungen, dann trug sie die Brise sanft davon. Es war perfekt.
    »Cecily, wollen Sie mich heiraten?«, fragte Jack.
    Cecily lachte. Im Grunde war Jack immer der Richtige gewesen. Er brachte sie zum Lachen, er sagte ihr, was er fühlte, und er verstand, was sie empfand, und sie hatte es nicht gesehen. »Nein«, antwortete sie. Jacks Gesicht fiel in sich zusammen. »Jetzt noch nicht jedenfalls. Wir hatten noch keine richtige Verlobungszeit. Und außerdem musst du dich auf deine Studien konzentrieren. Ich werde dich in zwei Jahren heiraten, wenn du deinen Abschluss gemacht hast.«
    »Du willst mich so lange warten lassen?«
    »Bin ich das nicht wert?«
    »Niemand ist das mehr wert als du!«, erwiderte Jack, legte seine Arme um ihre Taille und hob sie hoch. Sie quietschte vor Lachen.
    »Komm« sagte sie, als er sie wieder auf den Boden gestellt hatte. Sie nahm seine
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