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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind
Autoren: Robert Holdstock
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laut und höhnisch. „Und dann stecken uns e re Kö p fe auf zwei Pfählen, wie?“
    Elspeth war irritiert. Irgend etwas beunruhigte sie an dem Mä d chen. Dann sagte Moir: „Wo seid ihr hergekommen?“
    Elspeth lachte, weil sie nicht gleich verstand, was das Mädchen meinte. Dann antwortete sie: „Nun, von hier. Wir waren immer hier.“
    „Seit wann? Zwanzig Jahreszeiten, zwanzig Tage?“
    „Seit dem Nebel“, sagte Elspeth unbehaglich. „Den ga n zen Winter. Vorher hat der Nebel unser Leben weggeno m men.“
    „Alles, was ihr kennt, ist also der Winter? Von vorher wißt ihr nichts?“
    „Nichts, was wir das Recht hätten zu wissen“, antwortete Elspeth, und ihr Blick glitt zur hohen Bergspitze hinauf. „Der Nebel hat uns ein neues Leben gegeben. Wir wurden in einer Höhle geboren, dort oben, wo der Nebel wohnt.“ Sie sah dem Mädchen fest in die Augen. „So ist das eben und war immer so.“
    „Ja“, sagte Moir leise, „so ist es immer gewesen.“
    Hatte sie Tränen in den Augen?
    Als Moir zu der kleinen schützenden Lederhütte gehen wol l te, die ein Stück weiter entfernt stand, streckte Elspeth die Hand aus und berührte das Kristallmesser, das dem Mädchen am Halse hing. Moir zuckte zurück, doch vie l leicht erkannte sie etwas in der Miene der Frau, einen Wunsch. Sie nahm das Messer ab und reichte es Elspeth.
    Elspeth sah sich das Messer genau an, und langsam bre i tete sich ein Lächeln über ihre Züge. „Das ist schön.“
    „Ich habe es meinem Bruder abgenommen. Ich habe ihn damit getötet.“
    „Und jetzt gehört es mir.“ Elspeth sah den Mann an. „Das ist der Anfang, Karl, jetzt fängt es an. Bald werden wir so stark und mächtig sein, daß wir diese Tiere lehren, was es heißt, uns töten zu wollen …“
    Sie ging zum Felsenrand und hielt das Messer hoch, hoch über das ferne, bewaldete Flachland. Auf den scharfen Ka n ten der Waffe erglänzte das Licht und warf seine Strahlen wie Speere über das Land, hell und stechend, zu den Er d wällen hin, ung e brochen, unabgelenkt durch den Wind, der über dem Flachland sang.

Nachwort
     
     
     
    Robert Holdstock ist ein junger britischer Autor, der 1948 in Kent geboren wurde, Zoologie und Parasitologie studierte und anschließend in der Immunologieforschung tätig war. Neben Kurzgeschichten schrieb er bislang drei historische Fantasy-Romane für die Serie The Berserker (wobei er das Pseudonym Chris Carlsen benutzte), den Weird Fiction-Roman Necromancer sowie die beiden SF-Romane Eye Among the Blind (Im Tal der Statuen) und Earthwind (Er d wind) . Holdstock hat eine Vorliebe für irrationale, mystische und okkulte Dinge – was auch dem vorliegenden Roman anzumerken ist –, wurde ansonsten aber mit der Science Fi c tion groß und ist auch im S e kundärbereich mit ihr befaßt. So machte er sich als Herausgeber der reich bebilderten Enc y clopedia of Science Science Fiction einen Namen. Ein and e res bemerkenswertes Werk ist der Bildband Alien Landsc a pes, der von Holdstock gemeinsam mit dem Redakteur der angesehenen englischen SF-Fachzeitschrift Foundation e r stellt wurde. Hier illustrierten prominente SF-Künstler wie Jim Burns, John Harris, Bob Fowke, Les Edwards u. a. ein i ge bekannte „alien landscapes“, d. h. Han d lungsorte von Werken wie Frank Herberts Dune, James Bushs Oakie-Serie, Nivens Ringworld, Aldiss’ Hothouse, Clements Mi s sion of Gravity u. a. (Die deutsche Ausgabe dieses Bildba n des ist unter dem Titel Unter fremden Sonnen im Moewig Verlag erschienen.)
    Aber zurück zu Earthwind (Erdwind), einem außerg e wöhnl i chen und eigenwilligen Roman des Engländers, der als Autor gewiß zu den talentiertesten Neuentdeckungen der englischen Science Fi c tion zu rechnen ist. In Earthwind geht es um geheimnisvolle Zusammenhänge zwischen einer Fel s zeichnung in Irland und damit identischen anderen Zeic h nungen in der Steinzeitkultur eines fernen Planeten, um eine Frau, die unbedingt herausfinden möc h te, wie es um diesen Zusammenhang bestellt ist, und bereit ist, für diese Erkenn t nis alles zu opfern, und schließlich und vor a l lem um des Rätsels Lösung, die nichts mit Besuchern aus dem All, so n dern mit einem übe r mächtigen Orakel zu tun hat. Dieses Orakel ist eine Art Kn o tenpunkt zwischen Raum und Zeit und eigentlich nur erfah r bar, nicht verstehbar.
    Es nimmt den mit ihm konfrontierten Menschen alles, ihr G e dächtnis, ihr Blut, ihre Liebe, ihre sozialen Bindungen, ihre Wü r de, zuletzt ihr nacktes
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