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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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hat. Er hält Ausschau, als ob nach uns noch jemand die Scheune betreten müsste. Yannick, der seinen schwarzen Anzug nie auszieht, sitzt neben ihm auf der Bühne wie ein Kleinlöwe, springt los und rast auf Susanne zu. Er hebt drei Meter vor ihr im Vollgas ab und reißt sie fast um, als er auf ihrer Brust aufprallt.
    »Ähm … was ist das hier?«, fragt Caterina und mustert die Scheune, als könnten jederzeit riesige Spinnen aus den Ecken schießen.
    »Das!«, antwortet Jochen, und Nestors Klavierspiel verstummt, »ist das Ziel. Denn bei dieser Sache war das Ziel das Ziel und nicht der Weg. Obwohl, der auch. Schließlich hat er euch wieder zu euch selbst geführt. Über verschlungene Wege.«
    Khaled führt uns nach vorne zur Bühne. Rahime und er werfen sich das erste Mal einen Blick zu, wie es nur Menschen tun, die sich bereits lange kennen. Es war keine Absicht. Er wollte einfach raus, dieser Blick, nach all den Tagen. Hartmut hat ihn auch bemerkt. Lautlos zeigt er zwischen Rahime und Khaled hin und her, den Mund offen.
    Jochen nickt gütig, um den Verdacht zu bestätigen.
    Nestor schlägt ein paar Tasten an und zeigt auf sich, als wolle er sagen: ›Hie-hier! Ich au-auch!‹
    Caterina macht einen Schritt vor die Bühne und richtet das Wort an Jochen, der wie ein Fernsehprediger zu ihr hinunterlächelt.
    »Das heißt«, sagt sie, »… es war alles inszeniert?«
    Sie schaut zu Rahime.
    Hartmut dreht den Kopf zu Khaled.
    Ich starre Nestor an.
    Jochen hebt den Gips und sagt: »In gewisser Weise ja. Alles war ein Spiel, inszeniert nur für euch.«
    Caterina schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt zurück. Sie zieht ihr Handy aus der Tasche und tippt eine Nachricht, während Jochen weiter erklärt: »Schon in Berlin haben wir uns Sorgen gemacht, als wir sahen, wie ihr nach Lisas Tod miteinander umgegangen seid. Aber als ihr dann vom Hof gefahren seid, alle vier in verschiedenen Autos … da war uns klar, dass wir euch ganz genau beobachten müssen. Und dass wir einen Plan brauchen für den Fall, dass ihr Unsinn anstellt.« Jochen sieht Hartmut väterlich an: »Zum Beispiel, ins ewige Eis flüchten zu wollen.« Er schaut in die Runde. »Oder sich zu verkriechen und die Funkstille auf Jahre auszubreiten.« Ich suche nach den Spinnen in den Scheunenecken. Caterina hat fertig geschrieben und behält das Telefon in der Hand, als ob sie die Antwort sofort mitbekommen möchte. Was kann jetzt wichtiger sein als Jochens Erklärung?
    »Was sollten wir also tun?«, fährt dieser auf der Bühne fort. »Bei euch vier verqueren Starrköpfen braucht es schon ganz besondere Pläne.« Hartmut kämpft gegen ein Lächeln an. »Verquerer Starrkopf« ist immer noch ein Kompliment für ihn. Mario steigt zu Jochen auf die Bühne, von der ich mich immer noch frage, was sie darstellen soll. Die Lichtorgel spielt lautlos blau-rot-gelb-grüne Melodien.
    Mario erklärt: »Es war meine allerletzte Fahrt für MyTaxi. Ich hatte eigentlich schon gekündigt, aber Cevat fiel aus und bat mich, als Ersatz für ihn einen Tag dranzuhängen, damit der junge neue Boss nicht schon wieder jähzornig mit dem iPhone wirft. Ich bin also weit draußen, Havelgegend, absolutes Niemandsland, da winkt mich dieser Verrückte an den Straßenrand.« Mario macht eine Pause und zeigt auf Khaled. Er lächelt dabei kopfschüttelnd, wie ein Trainer, der einfach nicht fassen kann, wie gut sein Spieler ist. »Er stand neben einem qualmenden Landrover und meinte, er habe keine Zeit, auf den Gelben Engel zu warten. Ob ich ihn fahren könne, sein nächster Wagen stünde am Flughafen in Skopje.«
    Khaled lächelt milde. Susanne presst Yannick an sich. Ich überlege, wo Skopje liegt.
    Mario fährt fort: »Ich quiekte: ›In Mazedonien???‹ Ich habe wirklich gequiekt. Und er so: ›Katzensprung, mein Freund.‹« Mario imitiert Khaleds brummtiefe Stimme. »›Nur durch Tschechien, Slowakei, Ungarn.‹ Er hat mir Scheine hingeblättert, eine Menge Scheine, hat sich auf den Sitz gepflanzt, den Kopf gesenkt und nach Südosten gedeutet.«
    Nestor kommt versehentlich an eine Taste. Mario wartet, bis der Ton ausklingt.
    »Ich dachte mir: Gut, meine letzte Fahrt für MyTaxi, 1678 Kilometer in eine Richtung, warum nicht? Ich fragte ihn, was er für Musik hören wolle, und er nannte mir zehn Künstler, die ich alle nicht kannte. Dann hat er selbst in den iPod geschaut und gemeint: ›Da sind ja nur Amerikaner drin.‹ Die belegten Brötchen waren ihm nicht scharf genug, also hielten
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