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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Schulter.
    »Ist kein Selbstmörder«, sagt er, den Schulterstich geduldig ertragend, »sondern kann nur extrem gut balancieren. Trotzdem bin ich froh, dass du so lange mit mir diskutiert und auf dem Terrassenboden gelegen hast. Meine Jungs am Boden brauchten zwei Minuten, um das Sprungtuch wegzupacken. Man weiß ja nie.«
    Ich schnaufe und winke ab. Nestor sagt: »Aber ich bin tatsächlich schreibsüchtig!«
    »Ich weiß«, sage ich. »Und echter Pianoprofi. Von wegen Keyboardmappe testen!«
    Jochen macht einen Schritt nach vorn auf der rätselhäften Bühne.
    »Wir haben euch gegeben, was ihr gebraucht habt.«
    Er sieht mich an. »Du warst so passiv. So träge. Also hast du einen neuen verrückten Mitbewohner bekommen, den du vor sich selbst retten musst.«
    Hartmut legt die Hände an seine Brust, als wolle er sagen: Ich? Verrückt? Wer kommt denn auf so was?
    Jochen richtet sich an ihn: »Und du hast endlich mal einen Mann getroffen, der dir überlegen ist. Einen Riesen, an den du dich anlehnen konntest. Caterina …« Sie schreckt auf, da schon wieder Neues auf dem Display steht. »Na ja, bei dir hat Khaled einfach die Chance genutzt.«
    Sie sieht zwischen dem Telefon und der Bühne hin und her, als kriege sie die Teile einer Gleichung nicht zusammen.
    Susanne wiegt Yannick an der Brust und sagt: »Und mich habt ihr außen vorgelassen, um meine Nerven zu schonen?«
    »Nein!«, sagt ein Mann, der soeben die Scheune betritt. Er lächelt. Es ist Udo, der vorhin von Hartmut nachhaltig beharkt wurde oder besser: gerecht. Er trägt nun auch einen Anzug. »Deine Nervensäge war ich.«
    »Du?«, fragt Susanne.
    »Mein ehemaliger Klient?«, stößt Hartmut aus.
    »Er sollte dir klarmachen, dass du nur Hartmut liebst«, sagt Jochen. »Mit philosophischen Begründungen für das Sammeln von Spülwasser und der Tierliebe, mit der er für Irmtraut neuen Lebensraum gebaut hat, ist er ihm ähnlich genug.«
    »Der ist mir ähnlich?«, sagt Hartmut. »Der war mein Patient!«
    »Du sammelst tatsächlich Spülwasser?«, fragt Susanne, und niemand merkt, dass Rahime kreideweiß geworden ist und sich nun in Zeitlupenschritten auf Udo zubewegt.
    »Jeder Schein muss im Kern Wahrheit enthalten«, doziert Jochen.
    Udo schaut erst jetzt zu Rahime und verliert an heiterer Haltung. Er zittert, und es wirkt, als würden gerade zu viele Gedanken zugleich durch seinen Kopf schießen.
    »Rahime?«, flüstert er und macht so behutsame Schritte auf sie zu, als könne sie sich in Luft auflösen, wenn er sich zu schnell bewegt. Vorsichtig hebt er seine Hand auf Höhe ihres kurzgeschorenen, blonden Kopfes. »Bist du das wirklich?«
    Rahime antwortet nicht. Ungläubig fixieren ihre Augen diesen Mann, als sei er Pitt, Pattinson und Phoenix in einer Person. Sie führt seine Hand den Rest des Weges in ihr Haar: »Es musste ab. Zur Tarnung. Ich heiße jetzt Juliette. Ich hoffe, du nimmst auch eine kurzhaarige Blonde aus Frankreich?«
    Caterina öffnet den Mund: » Das ist deine Liebe aus Deutschland?«
    Wir schauen uns die Szene an wie Zuschauer, die erst beim dritten Teil einschalten, während Caterina die Serie von Anfang an gesehen hat. Seltsam ist nur, dass auch Jochen, Mario und Khaled so gucken.
    Udos Augen werden feucht.
    »Ich habe geglaubt, ich sehe dich nie wieder. Ich hatte ja keine Nummer, keine Mailadresse. Wie oft wollte ich einfach zu dir fliegen! Aber was sollte ich machen? An die Tür klopfen und deinem Mann ins Gesicht schauen?« Er schaut zu den Spielleitern auf der Bühne: »Warum hat mir denn keiner das ganze Drehbuch erzählt? Wenn ich gewusst hätte …«
    Khaled, der einen ganzen Moment gebraucht hat, um zu akzeptieren, was er sieht, brummt laut wie eine Hafenhupe: » Das ist deutscher Tourist? Rahime?«
    Sie nickt in Udos Armen.
    »Das wussten wir nicht!«, sagt Jochen, und Marios Augen glänzen plötzlich noch stärker unter den Girlanden.
    Jochen sagt: »Wir wussten ja nicht mal, dass Caterina nach Tunesien fliegt. Da waren Udo in Köln und Nestor in Bochum doch längst engagiert. Außerdem …« – Jochen hält die Hände parallel und macht Bewegungen, als würde er einem Sägemeister erklären, in wie viel gleiche Stücke der Baumstamm unterteilt werden soll, »war das der eine und das war der andere Handlungsstrang. Ein Film wird auch an vielen Schauplätzen gleichzeitig gedreht. Ohne Arbeitsteilung wird so ein Projekt nichts.«
    Udo nickt: »Mir wurde nur gesagt, dass ich mit Susanne flirten soll. Hätte mir einer
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