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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
Autoren: Kendra Leigh Castle
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wollte.
    Lily hielt ihn mit einer Handbewegung und einem bedeutungsvollen Blick davon ab. Auf seinem so innig geliebten Gesicht zeichneten sich die Gefühle, die er empfand, deutlich ab.
    »Diesmal brauchst du mich nicht zu retten, Ty.«
    »Wenn ich das aber will?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Ich bringe euch beide um«, zischte Arsinöe. »Damit dürften dann alle unsere Probleme gelöst sein.«
    In dem Moment sah Lily es, sah, wie es sich wie der Schatten des Todes höchstpersönlich hinter Arsinöe erhob. Es war ein Fleck aus tiefstem Schwarz, der in etwa die Gestalt eines Mannes hatte, mit roten Augen, aus denen ein uralter Hunger leuchtete. Und außer ihr konnte ihn niemand sehen.
    Nero hatte den Mulo geschickt, der die allgemeine Verwirrung dazu nutzen sollte, die Königin zu töten.
    Lily stieß einen Warnschrei aus, im selben Moment, in dem Arsinöe jenen funkelnden, geschwungenen Dolch zückte, den Lily seit ihrer Kindheit in ihren Träumen sah. Der Mulo riss sein Maul sperrangelweit auf und zeigte seine verfaulten spitzen Zähne, die in einem halb verrotteten Loch saßen, in dem noch Reste von Blut und Haut hingen. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor er angriff, stieß er ein hungriges Heulen aus, aber diese Warnung kam viel zu spät.
    Doch der Mulo war nicht hinter ihr her, stellte Lily fest.
    Sie überlegte gar nicht erst, brauchte das auch nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben brach die Kraft so natürlich und einfach aus ihr heraus, wie sie atmete. Es gab keinen inneren Kampf, kein Zurückhalten hinter unsichtbaren Mauern.
    In diesem Moment war sie durch und durch eine Lilim. Sie hörte keine Stimmen mehr, hatte nicht mehr das seltsame Gefühl, ihren Körper mit irgendjemand zu teilen. Sie war ganz sie selbst.
    Mit einem gellenden Schrei stieß sie Arsinöe zur Seite. Ein heftiger Schmerz zuckte durch sie hindurch, aber sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Der Mulo mit all seiner Wut und Niedertracht war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, und jetzt, wo man ihm sein eigentliches Opfer weggenommen hatte, richtete er die Aufmerksamkeit auf das nächstbeste Ziel: Lily.
    Genau das hatte sie gewollt. Lily wich nicht zurück, als der Mulo nach ihr griff. Sie packte ihn, obwohl er keine sichtbare Substanz hatte, packte ihn einfach an den Seiten seines verfaulten Mauls. Aus ihren Händen drang weißglühendes Licht. Der Mulo kreischte bei ihrer Berührung auf und versuchte verzweifelt, sich ihr zu entziehen. Doch Lily, die plötzlich über eine Kraft verfügte, die sie immer gespürt, aber nie wirklich gekannt hatte, packte ihn nur noch fester. Sie pumpte ihre Energie in den Mulo, riss den Schatten in zwei Hälften und setzte ihn in Brand.
    Entsetzte Schreie gellten durch den Ballsaal. Sie stammten von dem sterbenden Wesen, dem dieses zweite Leben niemals hätte geschenkt werden dürfen.
    Mit einem letzten ohrenbetäubenden Brüllen ergab sich der Mulo in das Unvermeidliche. Ein Blitz zuckte auf, es roch plötzlich nach Ozon, und die zerfetzten Schattenreste, die von Lilys Händen herabhingen, flatterten rasch mit einer unsichtbaren Brise davon und verschwanden schließlich ganz.
    Sie hatte es geschafft. Endlich hatte sie das, was in ihr steckte, für einen guten Zweck eingesetzt. Auch wenn mir das nur dieses eine Mal gelungen sein sollte , dachte Lily, gelungen ist es mir jedenfalls.
    Dann brach um sie herum die Hölle los. Die Ptolemy stürzten auf die Ausgänge zu, während Dutzende Männer und Frauen, die Lily noch nie gesehen hatte, durch Fenster und Türen hereindrangen. Ich habe einen Krieg verhindert , dachte Lily. Sie hatte die Ptolemy gerettet, auch wenn die Frage offen blieb, ob das wirklich so gut war. Sie verstand jetzt, was sie war und woher sie kam. Und sie hatte einen Mann, der sie liebte. Der sich vor einer der furchterregendsten Vampirinnen überhaupt öffentlich zu seiner Liebe zu ihr bekannt hatte.
    Viel besser hätte er seine Liebe kaum zeigen können. Lily wollte sich nur noch an ihn schmiegen und mit ihm irgendwohin gehen, wo es still und dunkel war, wollte ihm sagen, was sie für ihn empfand und dass sie mit diesem ganzen Dynastien-Kram nichts zu tun haben wollte, es sei denn, er bliebe an ihrer Seite.
    Lily drehte sich um und bemerkte erstaunt, dass sich der Raum mit ihr drehte. Alles schien sich auf einmal in Zeitlupe zu bewegen. Sie sah, wie Jaden – Jaden! , dachte sie voller Freude – Nero zu Boden warf und mit wildem Knurren seinen Dolch hob. Sie sah, wie
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