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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Vlad auf Arsinöe zueilte, die auf ihren Dolch hinabstarrte, von dem Blut herabtropfte. Damien betrachtete sie mit fast schon mitfühlendem Blick.
    Lily wankte und spürte, wie Ty sie auffing. Selbst in der undurchdringlichsten Dunkelheit würde ich seine Berührung immer erkennen , dachte Lily und lächelte. Wieso wurde es bloß plötzlich so dunkel?
    »Lily«, hörte sie ihn sagen. Sie blickte hinauf in seine Augen. »Bleib bei mir, Lily, bitte … bitte …«
    Seine Augen waren die Sterne, der Mond am Himmel.
    Dann verlor sie das Bewusstsein.

24
    Er beobachtete ihre tiefen, gleichmäßigen Atemzüge, überwachte sie sorgfältig, immer in der Angst, jeden Moment könne ihre Brust sich nicht mehr heben, jeden Moment könne sie ihn genauso verstohlen verlassen wie der Geist, der sie einst gequält hatte, und nie mehr zurückkehren.
    Hinter ihm wurde die Tür geöffnet, und ein Lichtstrahl fiel in das Zimmer, das mit einem reich verzierten Himmelbett mit taupe- und cremefarbenen Bettbezügen möbliert war, außerdem mit einer geschnitzten Truhe und einem hohen Kleiderschrank, in den die Gesichter von Cherubim geschnitzt waren. Für Tys Geschmack war das alles ein bisschen zu viel, aber er erkannte Antiquitäten, wenn er sie sah, und diese Möbel waren ein Vermögen wert. Doch im Moment interessierte ihn das nur am Rande, genau wie die hochrangige Person, die sich jetzt leise neben ihn stellte und Lilys Gesicht betrachtete.
    »Sie hat Glück gehabt. Ich weiß nicht, wie es Arsinöe – ausgerechnet Arsinöe – gelingen konnte, keins der inneren Organe zu verletzen. Dann wäre alles sofort vorbei gewesen. Trotzdem – sie hat eine Menge Blut verloren. Ein Glück, dass solch ein Chaos herrschte. Der eine oder andere hätte dem Geruch sonst sicher nicht widerstehen können.«
    Ty sah zu Vlad hoch.
    »Lily hat der Frau das Leben gerettet, und trotzdem ist Arsinöe davongerannt, als wären sämtliche Höllenhunde hinter ihr her. Kein Wort. Nur dieser merkwürdige Gesichtsausdruck.« Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Zumindest hat keiner auch nur mit der Wimper gezuckt, als alle Cait Sith davongestürmt sind. Die Ptolemy werden sich zur Abwechslung eine Zeit lang selbst bedienen müssen. Vielleicht tut ihnen das mal ganz gut.«
    Zweifelnd blickte Vlad auf Lily hinunter. »Glaubst du wirklich, sie wird sie nehmen?«
    Ty nickte. »So schlecht sind die Cait Sith gar nicht für die Gründung einer Dynastie. Natürlich gäbe es auch was Besseres, nehme ich an, aber Lily scheint Streuner zu mögen. Außerdem brauchen die Cait Sith Lily. Und sie würde sie niemals abweisen. Sie hat ein großes Herz.«
    Für seine Brüder und Schwestern war gesorgt. Zumindest das hatte er erreicht. Unter Neros schlechtem Einfluss war es am Hof wirklich immer unerträglicher geworden. Nero hatte Arsinöes schlechte Seiten zum Vorschein gebracht, aber deshalb war die Königin nicht weniger schuldig. Ihre schlechten Seiten waren schon immer da gewesen. Ty hatte sie nur nicht sehen wollen. Er verstand nicht, wie er die Königin so falsch hatte einschätzen können. Jetzt erschien sie ihm auf einmal so schrill, so gekünstelt. So ganz anders als das warmherzige Wesen, das hier vor ihm lag und für das er abwechselnd Wut und Verliebtheit empfunden hatte. Erst jetzt, wo es zu spät war, begriff er den Unterschied.
    Die eine hatte ihn trotz seines Mals für wertvoll erachtet.
    Die andere hatte ihn für wertvoll erachtet, ohne auch nur einen Gedanken an sein Mal zu verschwenden.
    Und jetzt war es vielleicht zu spät. Trotz der Worte, die sie zu ihm gesagt hatte, bevor sie sich den Ptolemy ergeben hatte, wusste Ty viel besser als sie, wie sehr sich alles verändert hatte. Sie würde eine große Verantwortung tragen müssen, die Geschichte tausender Jahre würde auf ihr lasten. Würde eine Frau, die jetzt dringend einen Mann brauchte, einen Partner, mit dem sie die älteste und größte Vampirdynastie wieder zum Leben erwecken konnte, wirklich einen einfachen Cait Sith in Betracht ziehen? Zumal, wenn jedes einzelne Ratsmitglied versuchen würde, ihr das auszureden?
    Vlad würde das vielleicht nicht versuchen. Andererseits wären die Dracul bestimmt nicht traurig, wenn Lily Ty zurückwies und sich ihnen damit eine Chance eröffnete.
    Vlad zog einen Stuhl heran, ohne sich darum zu scheren, dass Ty offensichtlich in Ruhe vor sich hin brüten wollte. Anura hatte er damit bereits so genervt, dass sie freiwillig das Zimmer verlassen
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