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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Henshaw
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war, wo die Maschine einen Zwischenstopp zum Auftanken eingelegt hatte und dann … hierher weitergeflogen war. Nach einer einstündigen Fahrt in einem Auto mit abgedunkelten Fenstern war die Reise beendet gewesen. Nun bewohnte er in einem bewaldeten Bereich in der Nähe des Flusses ein Haus im Kolonialstil. Und erst hier war ihm bewusst geworden, dass er in Freiheit war.
    Man würde ihm nicht verraten, wo »hier« war. Nach allem, was er für die CIA getan hatte, vertrauten sie ihm immer noch so wenig, dass sie ihm verschwiegen, wo er sein erstes Jahr in den Vereinigten Staaten verbringen würde. Wahrscheinlich hatten sie ihre Gründe dafür, weil er sicher nicht der erste Überläufer war, den man auf ein ländliches Grundstück am Fluss gebracht hatte. Mit ebensolcher Sicherheit waren einige dieser Abtrünnigen Doppelagenten gewesen, die einen Weg gefunden hatten, nach Hause zurückzukehren. Daher würde die CIA alles tun, damit Pioneer nicht einen Ort verriet, an den irgendwann einmal andere Abtrünnige aus China gebracht werden würden.
    Das Haus, das ihm mit Sicherheit nur vorübergehend zur Verfügung stand, war klein, aber für seine Verhältnisse ein Palast. Seine Wohnung in Peking war winzig und schmutzig gewesen. Hier bewohnte er zwei Stockwerke mit jeweils einem Badezimmer, überall standen Regale mit englischen Büchern, die er nicht lesen konnte, an den Wänden hingen Bilder von Cowboys, die ihn faszinierten. Er fragte sich, ob es echte Cowboys gab oder ob sie auch eine übertriebene Erfindung der Filmindustrie waren wie das aufregende Leben eines Spions. Er hoffte, sie waren echt.
    Pioneer überlegte, ob das MSS seine Wohnung in Peking bereits leer geräumt hatte. Er hatte nicht viel besessen, doch das Wenige war ihm wichtig gewesen. Er hatte nur seine Fotos von seinen Eltern mitgenommen. Ihre Gesichter würde er nicht vergessen müssen. Wären sie, würden sie noch leben, stolz auf ihn, oder würden sie sich schämen für das, was er getan hatte? Seinem Vater war die Partei nie wichtig gewesen, und er hatte sogar zu einer Zeit harte Worte über Mao und Deng geäußert, als er Gefahr lief, Repressalien ausgesetzt zu werden. Es war seine Mutter gewesen, die ihn gelehrt hatte, dass jede Entscheidung, die er traf, Folgen hatte, die er nicht beeinflussen konnte. Nun stand er am Ufer eines fremden Flusses, weil er zwei Jahrzehnte zuvor eine einzige Entscheidung getroffen hatte. Hätte er diese Entscheidung auch getroffen, wenn er das Ende von Anfang an vorhergesehen hätte?
    Täglich empfing er in seinem Wohnzimmer Besuch, den er nicht zurückweisen konnte. Er war kein aktiver Spion mehr, doch er wusste noch vieles über die VBA , das Politbüro, Tian Kai, die MSS -Programme und verdeckte Spione, von denen einige hier in den Vereinigten Staaten lebten. Sein Gehirn leer zu picken, so wie Geier über eine verrottende Leiche herfallen, würde mit Sicherheit Jahre dauern. Und was würden sie anschließend mit ihm tun? Ein Mann im Flugzeug hatte ihm in makellosem Chinesisch versprochen, er würde ein Zuhause, eine Arbeit, ein Gehalt und einen neuen Namen bekommen. Er wusste nicht, ob er Einfluss darauf haben würde, wo sich dieses neue Zuhause befinden würde. In den meisten Städten gab es chinesische Viertel, doch wahrscheinlich wäre es nicht klug, dort zu leben, weil das MSS ihn vielleicht unter seinen eigenen Leuten vermutete. Würde er dort leichter zu finden sein? Würde man überhaupt nach ihm suchen? Und was würden sie tun, wenn sie ihn gefunden hätten? Es gab beim MSS keine Berichte über die Entführung von Spionen auf dem Boden der USA . Könnte er der erste sein?
    Barron hatte ihm die US-Staatsbürgerschaft versprochen, falls er Wert darauf legte. Seine fehlende Begeisterung für dieses Angebot hatte seinen alten Führungsoffizier überrascht. Pioneer hatte nicht für die Vereinigten Staaten Verrat begangen. Die CIA war nur das Medium gewesen, mit dessen Hilfe er gehofft hatte, der Partei am meisten zu schaden. Er hätte sich auch für die Briten oder die Russen entscheiden können, wenn sie in der Lage gewesen wären, seine Ziele besser umzusetzen. Hätte er sich ein neues Leben in Moskau aufbauen können?
    Würde er es hier können? Das war die eigentliche Frage. Er schloss die Augen und lauschte, ob ihm die Stimme Gottes oder des Flusses die Antwort geben würden.
    Er erhielt keine Antwort.
    Barron wartete mit ein paar anderen Menschen auf dem niedrigen Hügel hinter ihm. Auch die Frau war
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