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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition)
Autoren: Frances G. Hill
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Prinz sah das Mitleid in ihrem Blick.
    »Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte sie schließlich. »Möglicherweise betrifft dieser Teil des Fluches die Nacht des Dunkelmondes, wie sie einmal im Monat erscheint.« Sie umfasste den Kopf des Jungen und sah ihm in die Augen. »Nun schweig still und lass mich das Lied des Drachen hören.«
    Er erwiderte ihren Blick, der so starr und fern war wie der kalte Glanz der Sterne. Seine Lider wurden schwer, und er sank in eine dunkle Betäubung, in der Stimmen in einer fremden Sprache unablässig wisperten und sangen, während er reglos in der Dunkelheit schwebte. Die Stimmen sangen ihre Beschwörungen, und ihr Gesang rann kalt und heiß zugleich durch seine Adern, während die Mondsichel sich über dem Horizont erhob.
    Panther, wenn der Mond wächst ...

D RACHENTRÄUME
    Ich hatte wieder diesen Traum. Den Traum, aus dem ich immer schreiend erwache, in Schweiß gebadet, am ganzen Leib zitternd.
    Meine Eltern kommen darin vor, ich sehe sie ganz deutlich vor mir. Das ist seltsam, weil ich mich, wenn ich wach bin, an meine Eltern kaum erinnern kann. Ich habe nur eine Ahnung: eine sanfte Stimme, eine zärtliche Berührung, jemand, der mich im Arm hält und wiegt. Kein Gesicht, keine Erinnerung an Haltung, Ausdruck, Bewegung. Ich war einfach noch viel zu klein ...
    Ich hätte gerne jemandem von diesem Traum erzählt. Manchmal ist es schwer, niemanden zu haben, zu dem man sich flüchten kann, der einen in die Arme nimmt und die Angst wegflüstert, weglacht. Seelenbruder, du bist der Einzige, mit dem ich wenigstens reden kann, wenn dieser Traum mich wieder überfallen hat ‒ aber du bist so weit entfernt. Wie sehr wünsche ich mir, dass ich dich berühren, deine Augen sehen, dein Lachen hören könnte.
    Der Traum ist immer der gleiche. Ich erwache und finde mich in meinem Bett. Über mir glitzert der Traumwächter, dreht sich im Luftzug, der durch das Fenster hereinweht. Ich folge ihm mit den B licken. Meist schlafe ich schnell wieder ein, wenn ich den Traumwächter beobachte, aber in dieser Nacht ist alles anders. Die Luft riecht seltsam, nach Gefahr, nach Wüste. Eisig kalt ist sie und so trocken wie ein leeres Flussbett.
    Der Wind frischt auf, ein Fensterladen beginnt zu schlagen. Ich würde mich gerne aufrichten, nach der Decke angeln, denn ich friere, aber ich kann mich nicht bewegen.
    Reglos wie eine Tote liege ich auf dem Rücken und starre den Traumwächter an, der immer heftiger zu schwingen beginnt. Seine schimmernden Steine, die sorgsam ineinandergeflochtenen Drähte, die herabbaumelnden Talismane, die die Dämonen vertreiben sollen, drehen sich wie wild im Kreis. Das Wirbeln und Funkeln macht, dass mir übel wird. Ich rufe nach meiner Mutter, aber meine Stimme ist schwach, piepsig hoch und der Ruf nur ein unartikulierter, jämmerlicher Schrei, wortlos und voller Angst.
    Zu dem Wirbeln und Blitzen über meinem Kopf und dem Sausen des Windes, das immer lauter und heftiger wird, kommen nun neue, bedrohliche Bilder und Laute hinzu. Rufe, rau und wild, die fremd und schmerzhaft in meinen Ohren klingen. Ich kenne die Männer nicht, die da rufen, aber zwischen den fremden Stimmen höre ich die vertrauten Laute meiner Eltern. Das beruhigt mich für einen Moment. Ich bemerke jetzt erst, dass ich weine. Meine Tränen laufen kitzelnd an meiner Wange herab und tropfen auf das Kissen.
    Die Stimmen werden leiser. Ich beginne trotz meiner Angst wieder in den Schlaf zu sinken. Dann schrecke ich erneut hoch, denn nun erklingt Gepolter, harte Schläge, etwas scheint umgefallen zu sein. Lautes Getrampel kommt dazu, jemand rennt durch das Haus. Schreie. Es donnert. Ein Gewitter? Aber wo ist der Blitz?
    D ann schlägt die Zimmertür auf, Licht fällt auf mein Bett. Ich jammere, weine laut auf. Jemand kommt und reißt mich aus dem Bett, hebt mich in seine Arme. Der Geruch ist vertraut ‒ mein Vater ist es, der mich fest umklammert hält. So fest, dass ich vor Schreck aufhöre zu weinen. Er gibt beruhigende Laute von sich, wiegt mich im Arm, aber ich fühle, wie sein Herz schnell und aufgeregt schlägt.
    Das Geschrei und Gepolter kommt näher. Mein Vater steht starr, wie gebannt.
    Dann explodiert hinter uns das Fenster. Holz und Steine fallen ins Zimmer, auf den Boden, alles ist voller Staub. Etwas Riesiges drängt sich durch die Fensteröffnung, bricht durch die Mauer. In allen Farben glitzernde Juwelenaugen, die von einem inneren Feuer glühen. Glosende Glut spielt um Nüstern und ein Maul
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