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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition)
Autoren: Frances G. Hill
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beraten, Yani ebenso. Und du – ich hoffe, dass ich auch auf deinen Rat und deine Hilfe zählen darf?«
    Lilya nickte voller Überzeugung. »Wir lassen dich nicht im Stich«, sagte sie. «Aber du wirst uns nicht brauchen, Amayyas. Du wirst ein guter und weiser König sein, dein Volk wird dich lieben. Ich weiß es.«
    Ein Zucken ging über sein Gesicht. »Mein Volk wird mich lieben«, wiederholte er nachdenklich. »Aber ich wünsche mir nur die Liebe eines einzelnen Menschen. Ich werde mich sehr einsam fühlen auf diesem Thron. Würdest du ... Lilya, willst du meine Frau und Königin sein und an meiner Seite über dieses Land herrschen?«
    Nun hatte er es gesagt. Lilya biss sich auf die Lippe, bis der Schmerz sie zwang, damit aufzuhören. Sie sah aus dem Fenster und spürte seinen hoffnungsvollen und gleichzeitig resignierten Blick auf sich gerichtet. Er ahnte, wie ihre Antwort lauten würde.
    Lilya wandte sich ihm zu und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. »Du bist mein Gefährte und ebenso mein Bruder wie Aghilas«, sagte sie leise. »Wir beide haben Schreckliches durchleben müssen, bis wir endlich unser wahres Selbst finden durften. Wir sind im Geiste miteinander verbunden, auf alle Zeit.Ich werde immer an deiner Seite sein, Amayyas. Ich werde dich niemals verlassen oder verraten – so wenig wie du mich. Ich liebe dich – aber ich liebe dich wie eine Schwester und Freundin. Nicht wie eine Frau und Geliebte. Es tut mir im Herzen weh, dich enttäuschen zu müssen. Aber eines Tages wirst du erkennen, dass auch du mich nicht liebst, wie ein Mann seine Frau und Gefährtin liebt. Du bist mir dankbar – das ist etwas völlig anderes.«
    Er fuhr auf, wollte heftig widersprechen. In diesem Moment glich er seinem Vater so sehr, dass Lilya zurückschreckte. Aber dann legte sich der jähe Zorn in seinem Gesicht und er rieb sich mit einer matten Geste über die Augen.
    »Du irrst dich«, sagte er. »Ich liebe dich. Wir sind uns zwei Jahre lang nicht von der Seite gewichen und ich habe dich durch und durch kennengelernt. Wie sollte ich dich da nicht lieben, Lilya? Aber ich hätte wissen müssen, dass dein Herz schon längst einem anderen gehört. Es war zu offensichtlich. Ich habe die Augen davor verschlossen, weil ich mir gewünscht habe, dass es nicht so ist.«
    Lilya nickte stumm. Schon einmal hatte sie einen Gefährten zurückweisen müssen, der ihr ans Herz gewachsen war – Udad. Das nun erneut tun zu müssen, schmerzte wie ein Dolchstich. Aber sie wusste, dass auch Amayyas es verwinden würde. Die barmherzige Göttin Zeit heilte solche Wunden zuverlässig und mit weichen Händen. Udad hatte eine junge Rakshasa gefunden, der er treu ergeben war – und obwohl er Lilya immer noch versicherte, dass sie die Königin seines Herzens war, wusste sie doch, dass dieser Platz nun einer anderen gehörte, und war froh darüber. So würde es auch Amayyas ergehen, sie war sich dessen sicher.
    »Du wirst deine Königin finden«, sagte sie leise, »und dann werden wir beide miteinander über diese Stunde lachen. Sei gewiss, Amayyas. Ich weiß es.«
    Er nickte traurig und wandte sich ab.

    Shâya Massinissa II., genannt Amayyas, regierte lange und glücklich, und seine Regierungszeit wurde in allen Geschichtsbüchern als das »Goldene Zeitalter von Gashtaham« bezeichnet.
    Das ist umso erstaunlicher, als die Umstände seiner Thronbesteigung alles andere als glücklich waren und vor allem von den Nachbarländern mit Besorgnis betrachtet wurden.
    Der Prinz, dessen Anspruch auf den Thron als umstritten galt, führte einen kurzen, blutigen Krieg gegen seinen eigenen Vater, Shâya Faridun IV., und den Kronprinzen Farrokh, seinen Bruder. Auf Seiten des Usurpators kämpften die sogenannten Freien (die von der herrschenden Schicht der Sardar jahrhundertelang unterdrückte und versklavte Wüstenbevölkerung) und die sagenhaften Leopardenmenschen ‒ wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen kriegerischen Stamm von Steppenbewohnern, deren Körperbemalung an Leopardenflecken erinnern sollte.
    Die Hauptleute des Prinzen, ein entflohener Sklave und der ehemalige Erzieher des Prinzen, sowie eine der weisen Frauen der Freien, die als seine Beraterin fungierte, waren maßgeblich am Erfolg des Feldzuges beteiligt.
    Die Rebellen marschierten in wenigen Wochen auf die Hauptstadt, und Mohor fiel innerhalb weniger Tage in die Hände der Eroberer, nicht zuletzt, weil die Elitesoldaten Fariduns, die Janitscharen, geschlossen zu Massinissa
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