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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge
Autoren: Alison Goodman
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Das war Lord Idos Geiststimme, die den Wahnsinn durchstieß. Aufhalten!
    Nur wie? Ich wusste nicht, wie!
    Meine innere Schau kehrte ins Fischerhaus zurück, wo Tozay Ryko mühsam hochstemmte, und sprang dann wieder in die Drachensicht und zu der am Himmel tobenden Schlacht. Die See unter uns war eine brodelnde Masse aus Energie, sodass Boote gegen die Felsen krachten und einige Hütten am Ufer unter gewaltigen Brechern begraben wurden. Ein gutes Dutzend heller Hua-Punkte stürzten aus den Hütten, doch die Brandung schlug über ihnen zusammen und löschte ihr Licht.
    »Eona.« Das war Dela, sie zog mich am Arm.
    Ich kam kurz zur Besinnung und sah in ihre wilden Augen. Die Wände drohten einzustürzen und knirschten bereits unter dem mächtigen Ansturm eines sengenden Windes.
    »Los«, schrie sie und zog mich zur Tür, während Tozay Ryko schon in den Hof hinaustrug.
    Eona! Idos Geistschrei riss mich zurück in den Spiegeldrachen. Wir wirbelten herum und Klauen droschen auf den wendigen rosafarbenen Hasendrachen ein. Über uns stieß der Rattendrache mit dem Tigerdrachen zusammen und der Aufprall hallte durch Idos Gedanken in unsere Vereinigung.
    Einen Moment lang befanden wir uns plötzlich in einem anderen Raum, in einem Raum aus Stein. Wir waren an Händen und Füßen gefesselt und ein heftiger Schmerz fuhr durch unseren ausgepeitschten und geschundenen Körper. Idos Körper. Als dessen Drache sich erneut gegen den Angreifer warf, durchlief mich eine weitere Schockwelle und mit einem Mal waren wir klein, hockten unter einem Busch und hatten das schwarze Buch aufgeschlagen in der Hand, während dunkle Worte sich in unseren Geist brannten, nämlich Dillons Findet Eona, findet Eona, findet Eona! Dann war er verschwunden und wir waren wieder im Himmel über dem einstürzenden Fischerhaus, schlugen mit den Klauen um uns und schrien unseren Trotz hinaus, während die zehn beraubten Drachen von allen Seiten auf uns zukamen, um uns einzukreisen.
    Sie dürfen den Kreis nicht schließen , krächzte Idos Gedankenstimme voller Schmerz und voller Angst. Gib mir deine Macht .
    Nein!
    Unten taumelte Dela in den Hof hinaus und schleifte mich mit sich.
    Sie werden dich zerreißen. Du wirst sterben. Gib mir deine Macht!
    Nein!
    Die zehn beraubten Drachen schlugen mit geballter Macht auf uns ein. Wir konnten uns nicht mehr lange halten, doch wir durften Ido unsere Macht nicht überlassen. Nicht, nachdem er im Palast so brutal danach gegriffen hatte.
    Hilf mir, sie aufzuhalten! Idos Gedankenstimme war schrill vor Angst.
    Zehn schlichte Klagelieder brandeten auf uns ein und strebten nach erleichternder Vereinigung.
    Wir konnten nirgendwohin. Wir hatten nicht genug Kraft, nicht genug Wissen. Mit einem Aufschrei der Verzweiflung öffneten wir Ido unsere Pfade.
    Seine Kraft fuhr durch uns hindurch und sog all unsere goldene Energie auf. Wir waren leer, wehrlos. Die beraubten Drachen stürzten alle zugleich auf uns ein und ihr Verlangen schnürte uns ein wie ein Schraubstock. Mit eiserner Selbstbeherrschung sammelten Ido und der Rattendrache unsere Energien und verbanden sie mit dem heulenden Wind und den brausenden Wellen.
    Mach dich bereit! , schrie Idos Gedankenstimme.
    Er warf seine gewaltige Macht nach außen und die Anstrengung drang durch seinen Geist in uns ein. Die gewaltige Explosion sprengte den Drachenkreis und trieb die Tiere auseinander. Unter uns wirbelten die Trümmer des Fischerhauses in den dunklen Himmel, während die Klippe endgültig ins Meer stürzte.
    Halt es auf! , brüllte Ido.
    Aber wir wussten nicht, wie. Die Schockwelle der Macht traf uns wie ein Hammer und schleuderte mich zurück in meinen Körper. Ganz kurz sah ich Delas Gesicht über dem meinen, und ihre starken Arme wiegten meinen Kopf. Ich schrie und Schmerzen rasten durch jede Faser meines Wesens. Doch diese Qualen spürte nicht ich allein.
    Hilf mir , keuchte Idos Gedankenstimme. Ich kann nicht -
    Dann zog eine wirbelnde Schwärze mich fort von seinem gequälten Schrei.

2
    M ein ganzer Körper zuckte und ich musste die Augen öffnen. Die weißen Schlieren über mir verdichteten sich zu einem Baldachin aus Baumwolle und durch die heruntergelassenen Seitenbahnen flirrte die Sonne. Das helle Licht und der bohrende Schmerz in der Schläfe ließen mich blinzeln. Wieder wurde mein Körper geschüttelt und ich nahm den hochsommerlichen Geruch nach Stroh nun deutlicher wahr. Ich lag auf einer Matte in einem geschlossenen Reisewagen. Behutsam hob ich den Kopf,
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