Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Menschen
und
für Quorrl. Wie viele Kriege habt ihr geführt, allein in der kurzen Spanne deines Lebens? An wie vielen Feldzügen hast du teilgenommen? Wie viele Sommer hast du erlebt, in denen die Menschen verhungerten, weil die Dürre ihre Felder verbrannte? Wie viele Winter, in denen sie erfroren, weil sie nichts hatten, sich gegen die Kälte zu schützen? Wie viele Städte hast du gesehen, die geschleift wurden, nur weil irgendein König mehr Macht wollte, oder ein wenig mehr Land?«
    »Und ihr wollt das alles ändern?« fragte Skar höhnisch. »Ihr führt diesen Krieg also nur aus reiner Menschenfreundlichkeit? Verzeih, daß ich mich so in euch getäuscht habe.« Er deutete eine spöttische Verbeugung an.
    In Ennarts Augen blitzte es zornig auf. Zum ersten Mal schien es Skar gelungen zu sein, seinen Gleichmut zu erschüttern. »Ich weiß nicht, was dieses Wort bedeutet«, sagte er kalt, »denn ich bin kein Mensch, vergiß das niemals. Was wir wollen?« Er sprang auf und deutete zum Fenster. »Das da, Satai. Wir wollen wiederhaben, was uns gehörte, ehe ihr kamt. Unsere Welt, die ihr uns gestohlen habt!«
    »So, wie ich es sehe, seid ihr auf dem besten Wege dazu, sie euch zu nehmen«, sagte Skar.
    »Aber wir wollen sie so wiederhaben, wie sie war«, fuhr Ennart erregt fort. »Keine Hölle, in der sich das Leben nicht mehr lohnt. Wir werden uns Enwor nehmen, das ist wahr, aber nicht nur aus Eroberungslust. Wir werden Enwor wieder zu dem machen, was es war.«
    »Oh«, sagte Skar spöttisch. »Mehr nicht?«
    »Mehr nicht«, bestätigte Ennart ungerührt. »Keiner von uns wird den Tag erleben, das weiß ich. Es wird lange dauern, unendlich lange. Doch der Tag wird kommen, an dem Enwor wieder ein Paradies ist, keine verbrannte Wüste.«
    »Dann gib mir eine Schaufel«, sagte Skar. »Ich fange an zu graben.«
    »Ich meine, was ich sage, Skar«, widersprach Ennart, plötzlich wieder ruhig. »Die Macht der
Sternengeborenen
war unvorstellbar. Sie haben mehr getan, als Städte zu bauen. Sie haben diese ganze Welt
verändert.
Sie schufen Enwors Gesicht neu, vielleicht nach dem Vorbild ihrer Heimat, die irgendwo jenseits der Sterne liegt. Dieser Kontinent hier wurde von ihnen
gebaut.
Und wir werden ihr Wissen wiederentdecken und dazu nutzen, die Wunden zu heilen, die unsere beiden Völker der Welt schlugen.«
    »Und warum stürzt ihr eine ganze Welt ins Chaos, wenn ihr so mächtig seid?« fragte Skar. »Ich glaube dir kein Wort, Ennart.« Er hob die Stimme, als Ennart ihn unterbrechen wollte. »Und selbst wenn du die Wahrheit sprichst, dann ist es nur das, was du glauben willst, nicht was ihr wirklich tut. Niemand kann die Vergangenheit verändern. Was geschehen ist, ist geschehen. Nicht einmal eure Macht reicht aus, die Zeit zurückzudrehen.«
    »Du hast recht«, sagte Ennart. Er war jetzt wieder sehr ruhig.
    So schnell er die Beherrschung verloren hatte, so rasch gewann er sie wieder zurück. »Auch wir kennen nur noch wenige Geheimnisse der
Alten.«
Er machte eine weit ausholende Geste, die das Zimmer und den ganzen Turm einschloß. »Was du hier siehst, Satai, ist alles, was geblieben ist. Du wirst Wunder über Wunder erleben, und doch ist all dies nichts gegen die Welt, wie sie war, ehe dein Volk und das meine sich gegenseitig vernichteten.« Plötzlich war es
seine
Stimme, die bitter wurde. »Es sind… Trümmer. Ihr Vermächtnis, das noch immer da ist, nach all dieser Zeit, und noch immer mächtig genug, die Welt zu erschüttern.
    Wir haben gelernt, einige ihrer Maschinen zu benutzen, und wir haben einen Schatten ihres alten Wissens zurückgewonnen. Aber im Grunde wissen wir nichts. Wir kratzen die alten Reste eines Zeitalters zusammen und versuchen, eine neue Welt daraus zu bauen.«
    »Indem ihr die alte zerstört?«
    »Wenn wir das wollten, hätten wir es längst getan«, sagte Ennart ruhig. »Die Waffe, die Elay zerstörte, hätte auch Ikne treffen können, oder irgendeine andere Stadt. Sie kann es noch. Aber das wollen wir nicht. Der Wahnsinn muß ein Ende haben. Was dir grausam erscheinen mag, ist notwendig. Auch das Messer eines Arztes fügt Schmerzen zu, wenn es schneidet.«
    »Aber es schneidet nur die Krankheit aus dem Körper, nicht das Leben«, widersprach Skar. »Ist es das, als was du uns siehst? Als Krankheit? Als Geschwür, das man wegschneiden muß?« »Bitte, Skar.« Ennarts Blick flatterte, und Skar spürte, daß es ihm gelungen war, ihm weh zu tun. Er wußte nicht einmal, ob er mit seinen Worten der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher