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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diese Information zu geben. Selbst wenn es dir gelänge, das Land zu erreichen, würde es dich töten. Kein menschliches Wesen kann dort überleben und kein Quorrl.«
    »Und ihr?«
    »Es tötet selbst uns«, sagte Ennart. »Nur in unserer Festung sind wir sicher. Ein Ort, den du dir nicht einmal vorzustellen vermagst. Er hat uns beschützt, all die endlosen Jahre lang. Aber er war auch unser Gefängnis. Wir haben gewartet.«
    »Ich weiß«, sagte Skar bitter. »Auf einen Narren wie mich.«
    »Auf einen
Mann
wie dich«, verbesserte ihn Ennart ruhig. »Warum bist du so bitter, Skar? Wir sind nicht deine Feinde. Und die, auf deren Seite du zu stehen glaubst, sind nicht deine Freunde.«
    »Das hast du jetzt schon ein paarmal gesagt«, antwortete Skar. »Aber dadurch wird es nicht überzeugender, weißt du?« Ennart reagierte nicht auf seinen scharfen Ton, und Skar fügte noch zorniger hinzu: »Was erwartest du? Daß ich mich auf eure Seite stelle und
gegen
sie kämpfe?«
    »Gegen wen?« fragte Ennart lauernd. »Sprich das Wort aus.
    Tu es!«
    Skar starrte ihn an. Er spürte, daß ihre Unterhaltung längst keine pure Konversation mehr war. Was er für eine geschickte Einleitung Ennarts gehalten hatte, harmloses Geplauder, um die Spannung zwischen ihnen abzubauen, war eine Falle gewesen, in die er längst hineingetappt war. »Gegen die Menschen«, sagte er.
    »Aber du bist keiner.«
    Skar schloß für Sekunden die Augen. Ennart hatte recht. Er wußte es seit Wochen, und gespürt hatte er es vielleicht schon seit Jahren, vielleicht von dem Moment seiner Geburt an. Aber es aus dem Munde des Ssirhaa zu hören, tat weh. Mehr, als er geglaubt hatte.
    »Du glaubst, du gehörst zu ihnen«, fuhr Ennart fort, mit einer Stimme, die leise und fast sanft und trotzdem so erbarmungslos wie schneidender Stahl war. »Du siehst aus wie sie, du bist als einer von ihnen geboren und erzogen worden, und du fühlst wie sie. Aber du bist es nicht, Skar. Du warst es niemals. Und tief in deinem Innern hast du es immer gewußt. Du bist so wenig Mensch wie Titch oder ich.«
    »Und was… bin ich dann?« flüsterte Skar. Seine Stimme zitterte. Er wollte schreien, aber nicht einmal diese Erleichterung blieb ihm. Er wußte, daß Ennart die Wahrheit sprach. »Zu welchem Volk gehöre ich, Ennart? Zu euch?«
    »Nein.« Der Ssirhaa stand auf, trat ans Fenster und blickte über die Mauer hinweg nach Norden. Er sah Skar nicht an, als er weitersprach. »Es wäre verlockend, dir das zu erzählen«, gestand er. »Ich gebe zu, mit dem Gedanken gespielt zu haben, für eine kurze Weile. Aber ich glaube nicht, daß man einen Mann wie dich lange belügen kann.« Er drehte sich wieder herum, sah Skar an und wartete sichtlich auf eine Reaktion. Als sie nicht kam, ging er zu seinem Stuhl zurück und ließ sich wieder darauf niedersinken.
    »Vela hat dir die Geschichte der
Alten
erzählt, und die deine«, sagte er. »Sie hat dir die Wahrheit gesagt oder das, was sie dafür hielt. Aber sie wußte nicht alles.«
    »Sie hat in eurem Auftrag gehandelt«, vermutete Skar.
    »Ohne es zu wissen, ja«, gestand Ennart. »Und sie war nicht die erste. So wenig, wie du der erste warst, der nach Combat ging, um das Siegel zu brechen. Aber du warst der erste, dem es gelang. Oh, wir haben es oft versucht, immer und immer wieder. Wir schickten die Besten der Besten, aber keinem gelang es, den Stein der Macht von seinem Platz zu entfernen.«
    »Wieso mir?« fragte Skar. Er schrie fast.
Wieso hatte ausgerechnet
er
es sein müssen, der die Dämonen aus ihrem jahrhunderttausendelangen Schlaf erweckte?
    »Weil du
du
bist«, antwortete Ennart. »Weil du bist,
was
du bist. Nicht irgendein Abenteurer. Nicht irgendein Krieger oder nur ein tapferer Mann. Du bist der
Wächter,
Skar. Der einzige, den es gibt. Nicht du hast das Siegel gebrochen, sondern die Macht, die du trägst.«
    Die Macht…
Skar hätte am liebsten aufgeschrieen. Für ihn war es keine Macht, für ihn war es ein Fluch, der sein ganzes Leben bestimmt und am Ende zerstört hatte. Ob Ennart wußte, daß er einen Körper bekommen hatte?
    »Es war deine Hand, die den Stein von seinem Platz entfernte«, fuhr Ennart fort. »Aber sie wäre verbrannt, wie alle anderen zuvor, hättest du nicht das Recht dazu gehabt, es zu tun.«
    »Was bin ich?« murmelte Skar.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Ennart. »Nicht wirklich. Vielleicht halb Mensch, halb Ssirhaa, vielleicht auch etwas völlig anderes. Es hat lange gedauert, bis wir überhaupt
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