Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sagte er. »Es hält das Gift auf, aber es entfernt es nicht aus deinem Körper. Ihr seid spät gekommen. Fast zu spät. Aber wir können euch retten. Das Mädchen wird wieder so gesund, wie es war. Und so schön.« Er versuchte zu lächeln, aber der Haß in seinem Blick machte eine Grimasse daraus. »Wer ist sie?« fragte er. »Deine Geliebte? Oder deine Tochter?«
    »Keines von beidem«, antwortete Skar. »Einfach nur ein Mädchen, das mir sein Leben anvertraut hat.«
    »Dann gib ihm einen guten Rat, wenn es erwacht«, sagte Ian böse. »Wenn es so etwas das nächste Mal tut, soll es sich den Mann vorher genauer ansehen.«
    »Ian!« Ennarts Stimme war scharf, und der Zauberpriester fuhr wie unter einem Hieb zusammen. Unsicher sah er zu dem Ssirhaa auf.
    »Verzeiht, Herr.« Er seufzte, biß sich auf die Lippen und wandte sich mit einer fragenden Geste wieder zu Kiina um. »Soll ich sie aufwecken? Wenn du mit ihr sprechen möchtest…«
    Skar schüttelte den Kopf. Er wollte nicht, daß Kiina sich so sah. »Dann wird Titch dich jetzt in dein Zimmer zurückbringen«, bestimmte Ennart. »Ich muß dich um etwas Geduld bitten.« Er wandte sich an Ian. »Wie lange wird es dauern, bis die Maschinen frei sind?«
    Ian überlegte. »Zwei Tage«, sagte er nach einer Weile. »Vielleicht auch drei.«
    Ennart nickte. »Du hast es gehört«, fuhr er fort, wieder an Skar gewandt. Er deutete auf Skars Armband. »Bis dahin wirst du damit Vorlieb nehmen müssen. Aber du brauchst keine Furcht zu haben. Es schützt dich.«
    Angst?
Skar hätte fast gelacht. Es war leicht, aus Ennarts und Ians Worten zu schließen, daß er der nächste sein würde, der auf diesem Bett lag und an diese entsetzlichen Maschinen angeschlossen sein würde. Wenn er Angst hatte, dann
davor,
nicht vor dem Gift in seinem Blut. Kiinas Anblick erinnerte ihn an das Opfer einer Spinne, das sich in einem gigantischen silbernen Netz verfangen hatte. Er schauderte.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte Ennart. »Ich weiß, daß es dir wie Zauberei vorkommen muß, oder wie Schwarze Magie. Aber es ist nichts von beidem. Ian ist der beste Arzt, den es gibt. Vielleicht auf ganz Enwor.«
    »Er haßt mich«, sagte Skar. Er blickte weder Ennart noch Ian an, aber er sah aus den Augenwinkeln, wie der Zauberpriester bei seinen Worten zusammenfuhr und Ennart rasch und besänftigend die Hand hob.
    »Du hast seinen Bruder getötet.«
    Jetzt sah Skar doch auf. Ians Augen waren wie schwarze Flammen, die ihn verbrennen wollten. Der Gedanke, diesem Mann sein Leben anzuvertrauen, war schlichtweg absurd. »Brol war dein Bruder?«
    »Er ist unter meinen Händen verblutet«, sagte Ian.
    »Das tut mir leid.«
    »So?« Ian machte ein abfälliges Geräusch. »Das braucht es nicht. Und du brauchst auch keine Angst zu haben, daß ich mich an dir räche. Nicht jetzt.«
    Ennart unterbrach ihre Unterhaltung, ehe sie vollends zum Streit geraten konnte, indem er Skar abermals mit einer Geste aufforderte, den Raum zu verlassen. Skar gehorchte, wenn auch erst nach kurzem Zögern. Er fürchtete Ian nicht, aber er war sich darüber im klaren, daß seine letzten beiden Worte ein Versprechen gewesen waren, das er irgendwann einmal einlösen würde. Und er war ein Feind, den er nicht unterschätzen durfte. Sie verließen den Raum. Ennart begleitete sie ein Stück weit den Korridor hinab, dann trat er in eine jener sonderbaren beweglichen Kammern, und Skar ging allein mit Titch weiter. Auch der Quorrl wollte sich umwenden und ihn allein lassen, als er sein Quartier erreicht hatte, aber Skar rief ihn noch einmal zurück.
    »Hast du alles gehört?« fragte er.
    Titch nickte. Sein Gesicht war wie eine Maske ohne Leben.
    Er sah Skar nicht an. »Ich war dabei.«
    Skar machte eine unwillige Handbewegung. »Das meine ich nicht. Ich rede von unserem Gespräch hier. Du hast gehört, was Ennart gesagt hat?«
    Skar wußte, daß es so war. Der Quorrl hatte draußen auf dem Gang gewartet, aber die Tür war offen gewesen, und sie hatten nicht leise gesprochen. Er mußte jedes Wort verstanden haben. Trotzdem vergingen Sekunden, ehe er nickte.
    »Es hat wohl nicht viel Sinn, wenn ich dich frage, auf welcher Seite du stehst«, vermutete Skar.
    Er hatte kaum damit gerechnet, daß Titch überhaupt antworten würde, aber er tat es, mit leiser, bitterer Stimme, in der Qual und unendliche Verzweiflung mitschwangen. »Sie sind unsere Götter, Skar.«
    »Götter?« Skar lachte leise. »Wenn du alles verstanden hast, dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher