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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall
Autoren: Nora Roberts
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an.
    »Hatte deine Mutter einen Unfall?«, fragte er.
    »Ja … meine Mutter. Ich musste sofort zurück.«
    Er schob die Hände tief in die Taschen. »Warum hast du nicht auf mich gewartet?«
    »Ich wollte ja, aber ich konnte nicht.« Ramona schlang die Finger ineinander, damit sie nicht zitterten. »Es stand schlimm um sie. Dr. Karter hatte gesagt, es sei nur noch eine Sache von Stunden. Er hatte recht.« Sie wandte sich ab. »Ich bin schon zu spät gekommen.«
    Brian fühlte, wie sein Zorn nachließ. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das wusste ich nicht.«
    Ramona wusste nicht, warum ihr Brians einfache Worte die Tränen in die Augen trieben, die sie bis jetzt nicht geweint hatte. Sie blendeten sie und schnürten ihr die Kehle zu, sodass sie nicht weitersprechen konnte.
    »Ich spielte ein bisschen verrückt, als ich nach Hause kam und feststellte, dass du fort warst«, sagte Brian jetzt müde. »Was ich zuerst tat, weiß ich nicht mehr, aber dann betrank ich mich sinnlos. Am nächsten Morgen warf ich – wie ich schon sagte – alle Noten kunterbunt in eine Aktenmappe, packte ein paar Sachen und flog in die Staaten. Zwei Tage blieb ich in New York und versuchte mir über einiges klar zu werden. Es kommt mir so vor, als hätte ich eine Menge Zeit verbracht, hinter dir herzulaufen. Damit wird mein Stolz nur schwer fertig. In New York dachte ich mir alle möglichen logischen und plausiblen Gründe dafür aus, nach England zurückzukehren und dich zu vergessen. Doch über einen kleinen, einen ganz geringfügigen Punkt kam und kam ich nicht hinweg, er ließ sich nicht mit Vernunftgründen aus der Welt schaffen.«
    Brian sah Ramona wieder an. Sie kehrte ihm den Rücken zu und hielt den Kopf gesenkt, sodass er, da sie sich die Haare aufgesteckt hatte, ihren schönen, schlanken Hals sehen konnte.
    »Ich liebe dich, Ramona.«
    »Brian!« Sie wandte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu und blinzelte, weil das Licht sie blendete.
    Als sie merkte, dass er einen Schritt auf sie zumachte, schüttelte sie hastig den Kopf. »Nein, bitte nicht!«, sagte sie eindringlich. »Ich kann nicht sprechen, wenn du mich berührst.« Sie holte tief Atem und wischte sich mit den Fingerspitzen die Tränen aus den Augen. »Ich habe schrecklich viel falsch gemacht, das muss ich dir sagen.«
    Er blieb ihr fern, obwohl man ihm anmerkte, dass er allmählich ungeduldig wurde. »Gut«, meinte er schließlich. »Ich habe gesagt, was ich auf dem Herzen hatte, und das Gleiche muss ich wohl jetzt dir zubilligen.«
    »Damals, vor fünf Jahren«, begann Ramona, »gab es so vieles, über das ich nicht sprechen konnte, so vieles, das ich nicht einmal verstand. Ich war so … so verwirrt und geblendet von allem, was mit mir passierte – von meiner Karriere, dem Ruhm, dem Geld, dem Gefühl, ununterbrochen im Scheinwerferlicht zu stehen.« Sie sprach schnell, und ihre Stimme gewann mit jedem Wort an Überzeugungskraft. »Alles schien auf einmal zu geschehen. Ich hatte überhaupt keine Zeit, mich daran zu gewöhnen. Und plötzlich hatte ich mich in Brian Carstairs verliebt.« Sie lachte auf und wischte sich frische Tränen aus den Augen. »In den berühmten Brian Carstairs! Du musst begreifen … eben warst du für mich noch ein Idol gewesen, ein Name auf einer Plattenhülle, und im nächsten Moment warst du ein Mann aus Fleisch und Blut, und ich liebte dich.«
    Ramona fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und trat ans Fenster wie vorher Brian. »Und für meine Mutter … für meine Mutter trug ich die Verantwortung, Brian. Dieses Gefühl hatte ich von frühester Jugend an, und so etwas ändert sich nicht über Nacht. Für mich warst du ein edler Ritter in schimmernder Rüstung auf einem weißen Pferd. Ich konnte … ich wollte mit dir nicht über diesen dunkelsten Teil meines Lebens sprechen. Ich hatte Angst, und ich war mir deiner nie sicher. Du hast mir damals nie gesagt, dass du mich liebst.«
    »Ich hatte entsetzliche Angst vor dem, was ich für dich empfand. Du warst die erste Frau, die ich liebte.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber du zogst dich immer vor mir zurück. Wenn ich versuchte, dir näherzukommen, stelltest du dauernd sozusagen Warnschilder mit der Aufschrift ›Für Unbefugte verboten‹ auf.«
    »Weil du immer zu viel wolltest.« Wieder schlang sie, wie es ihre Gewohnheit war, die Arme um sich selbst. »Sogar in Cornwall, als wir uns so nahe waren. Was ich dir gab, schien dir nie zu genügen. Ich hatte immer das Gefühl, dass
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