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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall
Autoren: Nora Roberts
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zurück. »Ich war zu dem, was er von mir wollte, noch nicht bereit. Nicht bereit für eine körperliche Beziehung.« Sie ging zu dem Einhorn aus Messing und strich mit der Fingerspitze über seinen Widerrist. »Da verließ er mich eben«, fuhr sie leise fort, »und ich war tief verletzt. Alles, was ich sah und vielleicht auch sehen wollte, war, dass er mich nicht verstand, mich nicht genug liebte, um wissen zu wollen, warum ich Nein sagte. Aber das war unrealistisch.« Enttäuscht aufseufzend wandte sie sich zu Julie um. »Warum sagst du nichts?«
    »Du kommst allein sehr gut zurecht.«
    »Na schön.« Ramona schob die Hände tief in die Taschen und marschierte zum Fenster. »Eins habe ich damals daraus gelernt: Wenn man nicht verletzt werden will, darf man niemanden nahe an sich heranlassen. Du bist der einzige Mensch, bei dem ich diese Regel nie angewandt habe, und du bist die Einzige, die mich nie enttäuscht, nie im Stich gelassen hat … Ich war vor Jahren irrsinnig in Brian verliebt. Vielleicht war es auch eine Art Liebe, aber die Liebe eines jungen Mädchens, die man leicht beiseiteschiebt. Es war ein Schock, ihn heute wiederzusehen, besonders nachdem ich eben dieses Lied gesungen hatte …« Ramona unterdrückte alle Gefühle und wandte sich vom Fenster ab. »Wenn Brian morgen kommt, soll er sagen, was er zu sagen hat, dann kann er wieder gehen. Es ist zu Ende.«
    Julie musterte Ramona forschend. »Ist es wirklich zu Ende?«
    »Oh ja.« Ramona lächelte. Sie war nach dem Gefühlsausbruch ein bisschen müde, aber zuversichtlicher. Sie hatte sich wieder gefasst. »Ich mag mein Leben genau so, wie es ist, Julie. Er wird es nicht aus den Fugen bringen. Das soll ihm diesmal nicht gelingen. Ihm nicht und keinem anderen Menschen.«

2. K APITEL
    Ramona hatte sich sehr sorgfältig angezogen, sich jedoch damit beschwichtigt, dass sie es nicht Brians wegen tat, sondern weil sie später zur Kostümprobe musste und sich hinterher mit ihrem Agenten zum Essen traf. Sie wusste, dass sie sich selbst belog, doch die schicken Sachen gaben ihr Selbstvertrauen.
    In einem Kleid von Yves Saint Laurent konnte man sich einfach nicht verletzlich und hilflos fühlen.
    Zu einer wollweißen Seidenhose und einer orchideenfarbenen Bluse trug sie einen breiten Gürtel und sorgfältig ausgewählten Schmuck. So angezogen kam sie sich unverwundbar vor. Du hast einen weiten Weg zurückgelegt, hatte sie gedacht, während sie sich im Schlafzimmerspiegel betrachtete.
    Als sie jetzt in Wayne Metcalfs elegantem Probierraum stand, dachte sie es wieder – doch diesmal betraf es auch Wayne. Sie und er hatten zusammen angefangen: Ramona, indem sie sich ihren Lebensunterhalt in drittklassigen Clubs und verrauchten Piano-Bars »ersang«, er als Kellner, der Modeentwürfe zeichnete, die niemand sehen wollte. Aber Ramona hatte sie gesehen, sie hatten ihr gefallen, und sie hatte sie nie vergessen.
    Zu der Zeit, da Wayne eben anfing, sich kümmerlich mit Modeentwürfen durchzuschlagen, war Ramonas erste Konzerttournee in der Planung. Die erste berufliche Entscheidung, die sie traf, ohne sich von anderen beraten zu lassen, war die Wahl ihres Designers. Sie hatte es nie bedauert. Wie Julie war Wayne mit Ramona eng genug befreundet, um einiges über ihr Privatleben zu wissen. Und wie Julie war er unerschütterlich loyal.
    Ziellos schlenderte Ramona durch den mit wirklich erlesenem Geschmack ausgestatteten Raum. In den ersten Räumen von »Metcalf Designs« hat es ganz anders ausgesehen, dachte sie. Auf dem Boden hatte kein Teppich gelegen, an den gelackten Wänden keine signierten Stiche gehangen, und vor dem Panoramafenster hatte sich nicht ganz Beverly Hills ausgebreitet, dieser Spielplatz der Reichen und Schönen. Es war ein kleines, schlecht belüftetes Zimmer über einem griechischen Restaurant gewesen.
    Ramona erinnerte sich noch deutlich der fremdartigen Düfte, die durch die Wände zu sickern schienen, und sie hörte die seltsam faszinierende Musik, die durch die abgetretenen Fußbodendielen drang.
    Ramonas Stern war mit dieser ersten Konzerttournee nicht allmählich aufgegangen, er war wie ein Komet emporgeschossen. Der Ruhm war so schnell gekommen, dass sie kaum Zeit gehabt hatte, ihn zu begreifen, geschweige denn zu genießen – Tourneen, Proben, Hotelzimmer, Reporter, Menschenmassen, Fans, unglaubliche Geldsummen und unmögliche Forderungen. Sie hatte dieses Leben geliebt, obwohl sie von den vielen Reisen oft zum Umfallen müde war und manchmal
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