Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Mensch, der die Zurückgezogenheit liebt.«
    »Dazu wäre einiges zu sagen, aber ich passe«, meinte Ramona spitzbübisch lächelnd.
    »Das ist sehr klug von dir«, erwiderte er. »Wie ich höre, ist Brian Carstairs in der Stadt.«
    Ramonas Lächeln schwand. »Das hat sich aber schnell herumgesprochen.«
    »Bist du okay?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Minuten hast du mich sehr schön gefunden, und jetzt musst du fragen, ob ich okay bin?«
    »Ramona«, er legte die Hand auf die ihre, »du warst fix und fertig, als er ging. Ich habe es miterlebt, vergiss das nicht.«
    »Wie könnte ich das vergessen?« Ihre Stimme verlor den neckenden Unterton. »Du warst damals sehr gut zu mir, Wayne. Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich und Julie geschafft hätte.«
    »Das ist es nicht, was ich meine, Ramona. Ich möchte wissen, wie du dich jetzt fühlst.« Er drehte ihre Hand um und verflocht seine Finger mit den ihren. »Ich könnte mein Angebot erneuern, ihm alle Knochen im Leib zu brechen, wenn du willst.«
    Sie lachte gerührt und belustigt. »Ich bin überzeugt, dass du ein echter Killer bist, Wayne, aber es ist nicht nötig.« Unbewusst straffte sie die Schultern. Es war eine Geste des Stolzes, die Wayne heimlich lächeln ließ. »Diesmal breche ich nicht zusammen.«
    »Liebst du ihn noch?«
    Auf eine so direkte Frage war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie senkte den Blick, und es dauerte eine Weile, ehe sie antwortete. »Die bessere Frage wäre, ob ich ihn je geliebt habe.«
    »Das wissen wir doch beide«, erwiderte Wayne und hielt ihre Hand fest, als sie sich abwenden wollte. »Wir sind schon so lange Freunde. Mir ist nicht gleichgültig, was dir passiert.«
    »Mir wird nichts passieren.« Sie sah ihn wieder an. »Absolut nichts. Brian ist Vergangenheit. Und wer wüsste besser als ich, dass man vor der Vergangenheit nicht weglaufen kann? Wer aber wüsste auch besser damit fertigzuwerden?« Sie drückte ihm die Hand. »Komm, und zeig mir jetzt die Modelle, in denen ich, wie du behauptet hast, sensationell aussehen werde.«
    Nach einem letzten forschenden Blick in ihr Gesicht ging Wayne zu einem polierten Chippendale-Tisch und drückte auf den Knopf eines Wechselsprechgeräts. »Bringen Sie mir die Sachen von Miss Williams.«
    Ramona hatte seinerzeit die Entwürfe und die dafür vorgesehenen Stoffe natürlich gutgeheißen, dennoch war sie überrascht, als sie die extravaganten fertigen Modelle sah, die alle für ihre Bühnenauftritte bestimmt waren. Sie fand, dass sie in Waynes hell erleuchtetem, elegantem Probierraum mit den unzähligen Spiegeln, die ihr Bild zurückwarfen, in Feuerrot mit Silber recht merkwürdig aussah.
    Aber sie hatte ja auch einen merkwürdigen Beruf in einer merkwürdigen Branche.
    Ramona betrachtete die Frau in den Spiegeln und hörte nur mit halbem Ohr zu, was Wayne vor sich hin murmelte, während er hier etwas enger steckte, dort etwas ausließ und an ihr herumzupfte. Ihre Gedanken begannen in die Vergangenheit zu wandern …
    Vor sechs Jahren war sie ein verängstigtes junges Mädchen gewesen, das ein Album aufgenommen hatte und damit an die Spitze der Hitparaden vorgestoßen war. Eine hastig vorbereitete Tournee lag vor ihr, mit der ihr Manager und die Plattenfirma ihre Beliebtheit fördern wollten. Alles war so schnell geschehen – der typische Erfolg, der über Nacht kommt. Wenn man die Zeit nicht zählte, in der sie in verrauchten und stickigen Kneipen darum gerungen hatte, wenigstens ein bisschen bekannt zu werden. Ramona war fest entschlossen, allen zu beweisen, dass sie keine Eintagsfliege war.
    Ihre Romanze mit Brian Carstairs hatte ihrer noch jungen, nicht gefestigten Karriere nicht geschadet. Für kurze Zeit hatte sie sie zur Kronprinzessin der Popmusik gemacht. Über ein halbes Jahr lang waren ihre Gesichter auf dem Titelblatt jeder Illustrierten erschienen. Sie hatten darüber gelacht, besonders über alberne Schlagzeilen wie: »Ramona und Brian planen ein Liebesnest«.
    Der Schwarm von Reportern, der ihnen überallhin folgte, die ständigen Blitzlichter und das Klicken der Kameras hatten sie jedoch ignoriert, weil sie glücklich waren und nur Augen füreinander hatten. Nachdem Brian Ramona verlassen hatte, war es mit Fotos und Schlagzeilen noch lange nicht zu Ende gewesen. Im Gegenteil, die Medien hatten mit kalten, grausamen Worten Ramonas Schmerz ans Licht gezerrt.
    Im Lauf von Monaten und Jahren war sie zur ernsthaften Künstlerin gereift und selbst zu einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher