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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung
Autoren: Michael Crichton
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Everts erzählte der Sekretärin von Stephanie Kaplan, daß Meredith Johnson nicht entlassen wird, weil Garvin nach wie vor voll hinter ihr steht. Phil ist dazu verdonnert worden, das, was in Malaysia passiert ist, auf seine Kappe zu nehmen; Garvin ist immer noch der Meinung, daß Meredith eben jung ist und man ihr keinen Vorwurf machen kann. Deshalb wird sie ihren Job behalten.«
    »Nicht zu glauben.«
    Cindy zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls hat man es mir so erzählt.« Sie ging wieder hinaus.
    Sanders starrte aus dem Fenster. Er versuchte sich einzureden, daß es ja nur ein Gerücht sei. Nach einer Weile summte die Sprechanlage: »Tom? Meredith Johnson hat eben angerufen. Sie will jetzt gleich in ihrem Büro mit Ihnen sprechen.«

    D urch die großen Fenster in der fünften Etage strömte helles Sonnenlicht. Die Sekretärin in Meredith’ Vorzimmer saß nicht an ihrem Schreibtisch, die Tür zum Büro war angelehnt. Sanders klopfte.
    »Komm rein!« rief Meredith Johnson.
    Sie lehnte an der Kante ihres Schreibtisches, die Arme vor der Brust verschränkt, demonstrativ wartend.
    »Hallo, Tom!«
    »Meredith.«
    »Komm rein. Ich beiße nicht.«
    Er trat ein, ließ aber die Tür offen.
    »Ich muß schon sagen, heute vormittag hast du dich selbst übertroffen, Tom. Ich war ganz überrascht, wieviel du in so kurzer Zeit gelernt hast. Und deine Vorstellung in der Sitzung – wirklich raffiniert.«
    Sanders erwiderte nichts.
    »Ja, eine wirklich außergewöhnliche Leistung. Bist du stolz auf dich?« fragte sie, den Blick starr auf ihn gerichtet.
    »Meredith …«
    »Endlich hast du es mir heimgezahlt, das glaubst du doch, oder? Nun, ich habe eine Neuigkeit für dich, Tom. Du hast nicht die geringste Ahnung, was wirklich los ist.«
    Sie stieß sich vom Schreibtisch ab und trat ein paar Schritte zur Seite. Jetzt sah Sanders, daß auf dem Schreibtisch neben dem Telefon ein Umzugskarton stand. Meredith ging um den Schreibtisch herum und begann, Fotos und Papiere und einen Kugelschreiberhalter in dem Karton zu verstauen.
    »Die ganze Sache war Garvins Idee. Drei Jahre lang hatte er schon nach einem Käufer Ausschau gehalten, aber keinen finden können. Schließlich setzte er mich darauf an, und ich brachte ihm einen. 27 verschiedene Unternehmen habe ich durchkämmt, bis ich auf Conley-White stieß. Sie zeigten Interesse, und ich habe hart verhandelt. Habe jede Menge Überstunden gemacht. Habe alles getan, was getan werden mußte, um die Fusion voranzutreiben. Alles , was dazu getan werden mußte.« Wütend stopfte sie jetzt ganze Stapel von Papieren in den Karton.
    Sanders sah ihr schweigend zu.
    »Solange ich ihm Nichols auf dem Silbertablett präsentierte, war Garvin zufrieden. Was die Methoden betraf, mit denen ich das alles bewerkstelligte, zeigte er sich nicht kleinlich. Es interessierte ihn nicht mal. Er wollte nur, daß es klappte. Und ich habe mir den Arsch für ihn aufgerissen, weil die Chance, diesen Job zu kriegen, einen echten Durchbruch für mich bedeutete, eine Wahnsinnsgelegenheit, Karriere zu machen. Warum hätte ich diese Chance nicht wahrnehmen sollen? Ich hatte die ganze Arbeit getan. Durch mich war das Geschäft überhaupt erst zustande gekommen. Ich hatte mir diesen Job verdient . Ich hatte dich in ehrlichem Wettkampf geschlagen.«
    Sanders schwieg.
    »Aber jetzt ist alles ganz anders gekommen, was? Wenn es hart auf hart geht, wird Garvin mich fallenlassen. Alle haben immer gesagt, er sei wie ein Vater zu mir. Aber er hat mich nur benutzt. Er wollte ein Geschäft abschließen, koste es, was es wolle. Und genau das tut er jetzt. Irgendein anderes beschissenes Geschäft, und wen kümmert es schon, wer dabei zu Schaden kommt! Alle machen einfach weiter. Jetzt kann ich mir einen Anwalt suchen, der mir meine Abfindung aushandelt. Aber das kümmert ja niemanden!«
    Sie schloß den Karton und stützte sich darauf. »Aber ich habe dich geschlagen, und zwar in offenem und ehrlichem Wet t kampf, Tom. Ich habe das alles nicht verdient. Das verdammte System hat mich fertiggemacht.«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte Sanders. »Du hast schon seit Jahren mit deinen Untergebenen gebumst und aus deiner Position jeden nur denkbaren Vorteil gezogen. Du hast dich wahrlich nicht überarbeitet, ja im Grunde bist du sogar faul. Du lebst von deinem Image, und jedes dritte Wort aus deinem Mund ist gelogen. Du warst schon früher so. Und jetzt zerfließt du auch noch vor Selbstmitleid und glaubst, das System sei schuld. Aber
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