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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung
Autoren: Lisa Renee Jones
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scheint zu denken, dass die Unterlagen helfen werden.«
    »Weitere Tagebücher«, sage ich. »Weitere Leute, die Rebeccas private Gedanken lesen. Wie ich es getan habe.«
    »Deinetwegen kann man sie zur Ruhe betten, wie es sich gehört. Und Ava kann man wegsperren, bevor sie noch jemanden verletzt – so wie sie dich heute Abend beinahe verletzt hätte.«
    Ich drehe mich zu ihm um und wünschte, die Distanz zwischen uns würde sich einfach auflösen. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Seine Antwort kommt langsam, seine Miene ist verschlossen. »Ja, nun, diesmal habe ich es richtig gemacht, ich habe dich beschützen können. Anscheinend habe ich meine Sache in anderen Fällen nicht so gut gemacht.«
    »Das ist nicht wahr. Ich hatte nur …«
    »Du musstest die Wahrheit von Mark hören, weil du sie aus meinem Mund nicht geglaubt hast. Ich weiß. Ich kapiere das.«
    »Du hast mir nichts von Rebecca erzählt, bis ich es selbst herausgefunden habe.«
    »Das kapiere ich auch, aber was ich irgendwie nicht kapiere, ist die Tatsache, dass du bereit warst, seinem Wort mehr zu trauen als meinem.« Er reibt sich das Kinn und stützt die Ellbogen auf die Knie. »Du sagst, ich schließe dich aus, wenn es kompliziert wird. Nun, du scheinst in diesem Fall zu Mark zu laufen.«
    »Nein, Chris. So ist das nicht. Nicht einmal annähernd.«
    »Du willst Ehrlichkeit, Sara. Ich bin ehrlich. Ich habe gewusst, dass du zu ihm gehen würdest. Das ist der Grund, warum ich ohne großen Widerstand zugelassen habe, dass du aus dem Apartment gegangen bist. Und ich habe mir geschworen, dass es mit uns aus ist, wenn du zu ihm fährst.«
    Ich bin am ganzen Körper schwach und zittere vor der Möglichkeit, dass er das ernst meint. »Nein, Chris. Mark hat nichts mit uns zu tun. Es hat wehgetan, dass du mir nicht alles über Rebecca erzählt hast, und ich war immer noch aufgebracht wegen letzter Woche.«
    »Ich weiß. Ich weiß, Sara. Wir sind einfach so verdammt gut darin, einander Schmerz zuzufügen.«
    »Was sagst du da?« Die Frage ist kaum hörbar, meine Stimme ist zusammen mit meinem Herzen in meiner Kehle eingekeilt.
    »Ich weiß nicht, was ich sage. Ich weiß, dass ich heute Abend tausend Tode gestorben bin, als ich dachte, Ava würde dich erschießen. Heute Abend wäre ich für dich gestorben; so sehr liebe ich dich.«
    »Aber manchmal ist Liebe nicht genug«, wiederhole ich seine Worte, die er im Club gesprochen hat. »Ist das der Punkt, an dem wir wieder sind?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich derjenige bin, der diesmal diese Frage beantworten muss, Sara. Ich denke, das musst du tun.«
    »Was soll das heißen?«
    »Entschuldigung.« Als ich aufschaue, entdecke ich einen Polizeibeamten an der Hecktür des Wagens und sende ihm die stumme Botschaft, dass er gehen soll, aber es funktioniert nicht. »Ms McMillan, wenn Sie sich dem gewachsen fühlen, wäre es nett, wenn Sie hereinkommen würden, um einige Fragen zu beantworten.«
    »Natürlich. Jetzt?«
    »Das würden wir begrüßen.«
    Chris klettert aus dem Krankenwagen und bietet mir die Hand an. Ich schiebe meine Hand in seine, und Wärme breitet sich in meinem Arm aus, aber die Distanz zwischen uns, die verdammte Distanz ist eisern und kalt, und ich befürchte, dass sie von Sekunde zu Sekunde unüberwindlicher wird. Ich will ihn nicht verlassen. Ich will, dass die Leute weggehen und uns allein lassen.
    Der Sanitäter taucht wieder auf und mustert Chris. »Wir sind bereit, zum Krankenhaus zu fahren. Kommen Sie?«
    »Ja«, erwidert Chris. »Ich komme.« Sein Blick trifft meinen und hält ihn für einen Moment fest. »Ich werde mir den Kopf nähen lassen.«
    »Ich begleite dich.«
    »Du musst die Fragen beantworten, die sie beantwortet haben wollen, und die heutige Nacht hinter dich und uns bringen. Bleib hier. Tu, was du tun musst.«
    Ich klammere mich an das Wort
uns,
aber ich weiß, wie angeschlagen wir sind. Ich weiß, wie nah wir daran waren, einander zu verlieren, wie unnormal es für Chris ist, nicht darauf zu bestehen, an meiner Seite zu sein. Meine Kehle schnürt sich zu. »Natürlich. Okay.« Ich drehe mich zu dem Beamten um. »Ich bin bereit.«
    Ich sehe Chris nicht wieder an, weil ich weiß, dass ich dann nicht weggehen kann. Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt habe, frage ich mich, ob er vielleicht erleichtert wäre, wenn ich es täte.

31
    Eine Stunde nachdem Chris zum Krankenhaus aufgebrochen ist, habe ich alle Fragen der Polizei beantwortet und verlasse Marks Haus.
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