Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung
Autoren: Lisa Renee Jones
Vom Netzwerk:
solle mich da raushalten, und dass er der Chef des Clubs sei. Da er nicht auf mich hören wollte, habe ich versucht, Rebecca vor ihm zu warnen.«
    Plötzlich habe ich ein Déjà-vu. »So wie du mich gewarnt hast.«
    »Nicht
so wie ich dich gewarnt habe, Sara. Ich kannte sie kaum.«
    »Aber du wolltest sie beschützen, so wie du mich beschützen wolltest.«
    »Hör mal, ich weiß, dass diese Tagebücher sie dir nahegebracht haben, aber sie war ganz anders als du. Sie war noch fast ein Kind, und Mark konnte nicht erkennen, warum das eine Rolle spielen sollte, aber es spielte eine Rolle. An jenem Abend auf der Gala war sie glücklich mit ihm, ein verliebtes Schulmädchen – bevor er ihr diese Unschuld genommen hat. Als ich sie vor ihm gewarnt habe, war sie fuchsteufelswild. Es überrascht mich nicht, dass sie mich aus dem Bild gerissen hat. Sie hat für Mark genauso empfunden wie deine Mutter für deinen Vater empfand.«
    »Sie hat deinen Pinsel behalten«, sage ich entschieden.
    Er zuckt die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, warum. Vielleicht weil er sie an diesen Abend mit Mark erinnert hat.«
    Ich lasse mir das durch den Kopf gehen, dann nicke ich. Ich kann diese Antwort akzeptieren, aber nicht sein bisheriges Schweigen. »Schön und gut, aber warum wolltest du mir das nicht früher erzählen? Ich habe dich direkt gefragt, ob du sie kanntest. Wir haben zusammen nach ihr gesucht, Chris.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich sie kaum kannte, und das war die Wahrheit.«
    »Aber du kanntest sie besser, als du mich hast glauben lassen«, entgegne ich und versuche, die Anklage aus meiner Stimme herauszuhalten, aber es fällt mir schwer. Ich verstehe sein Schweigen nicht. »Du hast mir nicht gesagt, dass du sie im Club gesehen hattest, und es gab jede Menge Gelegenheiten für dich, das zur Sprache zu bringen.«
    »Als du mich nach ihr gefragt hast, wollte ich nicht, dass du von der Existenz des Clubs erfährst. Ich wollte dich nicht in diesem Teil meines Lebens haben.«
    Seine Worte treffen mich hart. Ich bin immer noch besonders empfindlich, weil er mich von der Beerdigung und aus seinem Leben ausgeschlossen hat. Plötzlich begreife ich, dass dieser Schmerz in mir weniger mit Rebecca zu tun hat als mit der Erkenntnis, dass Chris mich immer noch emotional auf Abstand hält, dass er mich niemals wirklich in sein Leben hereinlässt. Ich bin bei ihm, aber er lässt mich niemals so nah an sich heran, wie ich es brauche.
    Ich versuche, mich an ihm vorbeizuschieben. Er versperrt mir den Weg. »Lass mich durch, Chris.«
    »Sara …«
    »Ich muss nachdenken. Ich brauche Raum.« Und so ist es. Ich verstehe nicht, was ich fühle, aber es tut weh. Ich leide, und ich habe wochenlang gelitten. Ich bin es müde, mich so zu fühlen.
    Er zögert, dann tritt er rückwärts ins Schlafzimmer. Ich gehe an ihm vorbei und greife mir meine Handtasche. »Wohin gehst du?«, will er wissen.
    »Ich habe es dir gesagt: Ich brauche ein wenig Raum für mich.«
    »Nein. Du musst hierbleiben, und wir werden das ausdiskutieren.«
    »Ich kann nur annehmen, dass du mir jetzt alles erzählt hast, was es zu sagen gibt. Es sei denn, da ist noch mehr, was ich nicht weiß?«
    Er zuckt sichtlich zusammen. »Nein. Da ist nichts sonst. Das ist alles.«
    »Dann ist das Gespräch beendet. Ich muss Auto fahren und nachdenken.«
    »Ich wollte nicht, dass du von dem Club erfährst, Sara. Ob es richtig oder falsch war, das ist meine ehrliche Antwort«, fleht er.
    »Ich weiß. Das Problem ist, dass du mir alles, was du mir erzählst, deshalb erzählst, weil du dazu
gezwungen
wurdest – nicht weil du dich dafür
entschieden
hast. Du vertraust mir niemals ganz.«
    »Das ist nicht wahr.« Er fährt sich flüchtig mit der Hand durchs Haar und sieht so gequält aus, wie ich mich fühle. »Es ist
nicht
wahr.«
    »Aber so empfinde ich. Es ist das, was ich in diesem Moment empfinde.« Vom ersten Tag an ist er ein Buch mit sieben Siegeln für mich gewesen, und ich habe mich dafür entschieden, die darin liegende Gefahr zu ignorieren. Ich habe mich dafür entschieden, in die andere Richtung zu schauen, weil ich so verdammt verliebt in ihn bin. Ich gehe zur Tür, und er tritt vor mich hin. »Bleib.«
    »Mich jetzt hier festzuhalten ist das Schlimmste, was du tun kannst, Chris. Es gäbe mir das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Dieses Gefühl hatte ich im Leben viel zu oft. Tu mir das nicht an.«
    Er tritt beiseite.
    Ich setze mich in Bewegung, und irgendwie will ich, dass er mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher