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Entfuehrung in den Highlands

Titel: Entfuehrung in den Highlands
Autoren: Karen Hawkins
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sie vor langer Zeit verraten hatte. Und der sie wieder verraten würde, wenn sie dumm genug war, ihm die Gelegenheit zu geben.
    Sie straffte ihre Schultern. Er würde keine Möglichkeit mehr haben, ihr wehzutun, dafür würde sie sorgen.
    „Ja, Pater“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich bin bereit.“

2. KAPITEL
    Vor langer, langer Zeit, noch bevor es England gab, ja sogar lange bevor Schottland existierte, lebten in diesem Tal sieben Clans. Die Zeiten waren friedlich, und alle trachteten danach, miteinander auszukommen. Alle, bis auf die MacLeans. Ach, dieser Clan bestand aus stolzen Menschen mit einem feurigen Wesen. Sogar schon damals, bevor Könige die Welt unter sich aufteilten und Länder schufen ...
    So sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
    Jack erwachte ganz langsam, driftete ins Bewusstsein, als würde er auf einem dicken Federkissen dahingleiten. Vorsichtig wandte er den Kopf und runzelte gleich darauf verwundert die Stirn. Er lag tatsächlich auf einem Federkissen und war mit weißem Leinen zugedeckt, welches nach Seife und Lavendel duftete. Behutsam schob er seine Hände seitwärts und stellte fest, dass er auf einer Matratze ruhte, die ebenso federweich und bequem war wie das Kissen.
    Dies war nicht der Tod. Dies war ein wuchtiges Federbett.
    Mühsam öffnete er seine Augen einen Spaltbreit und blinzelte in das schmerzhaft helle Licht. Selbst von dieser kleinen Anstrengung pochte sein Kopf. Was war geschehen, um Himmels willen?
    Er erinnerte sich, wie er durch die Wälder geritten war. Dann hatte er ein Geräusch im Unterholz gehört, anschließend hatte der Donner über ihm gegrollt, und schließlich war der eiskalte Regen auf ihn heruntergestürzt ...
    Regen. Und der Duft von Lilien. Fiona.
    Gütiger Himmel, das war unmöglich. Und doch ... Regen und Lilien? Es musste so sein.
    Wieder legte Jack die Stirn in Falten, während er sich abmühte, einen Zipfel seiner Erinnerung zu erwischen und festzuhalten. Da war ein vages Bild von Fiona und ihrem riesigen Diener Hamish, der sich im Regen über ihn gebeugt hatte.
    Und es gab noch mehr Bilder. Fiona und Hamish und ... Pater MacCanney? War er wirklich in einer Kirche gewesen? Plötzlich hatte Jack eine lebhafte Erinnerung an den Geschmack von Whisky, goldgelb und scharf, und an das dunkle Grün von Fionas Augen. Augen, von denen er sich all die Jahre eingeredet hatte, es sei ihm gelungen, sie zu vergessen.
    Offenbar war dem nicht so.
    Er rollte sich auf die Seite, richtete sich auf und zuckte zusammen, als ihm das grelle Sonnenlicht in die Augen fiel, welches durch einen Spalt im nicht ganz zugezogenen Vorhang ins Zimmer drang. Was für ein seltsamer, verstörender Traum! Vielleicht würde dieser Traum ihn lehren, in Zukunft nicht mehr Whisky zu trinken, als Gott es für einen einzelnen Mann an einem einzigen Abend vorgesehen hatte.
    Jack schwang seine Beine über die Bettkante und stellte seine bestrumpften Füße auf den kalten Boden. Verdammt, es hatte den Anschein, als hätten sie dieses Gasthaus auf einem Schiff untergebracht, so sehr schaukelte alles um ihn herum. Mit beiden Händen umklammerte er fest den Bettpfosten und richtete sich langsam auf.
    Wo zum Teufel war er? Das Schlafgemach war höchst komfortabel nach der Mode von vor zwanzig Jahren ausgestattet, die Möbel waren gepflegt, aber alt. Es gab einen großen Kleiderschrank aus Eichenholz, einen Tisch mit einer Marmorplatte, auf der eine Schüssel und ein Krug neben einem ordentlich gefalteten Handtuch standen, direkt daneben hatte ein stabiler, jedoch abgewetzter Polstersessel seinen Platz. Der Geruch von Zitrone und Wachs, mit denen Fußboden und Gebälk gescheuert und poliert worden waren, kribbelte ihn in der Nase.
    Er hatte noch nie ein Gasthaus gesehen, das so gepflegt und sauber war. Aber wo war er dann, wenn nicht in einem Gasthaus? Er lehnte sich gegen den Bettpfosten. Seine Stirn ruhte auf den dicken, abgeschabten Vorhängen aus verblichenem blauem Samt, und als sein Blick in Richtung seiner Knie ging, stellte er fest, dass die Hosen, die er trug, nicht seine eigenen waren. Er betrachtete das Hemd, welches ebenfalls nicht ihm gehörte. Niemals hatte er ein Hemd mit einem so albernen Spitzenbesatz auf den Ärmeln besessen. Der einzige vertraute Anblick im ganzen Zimmer waren seine Stiefel, die sauber und glänzend in der Ecke standen. Aber wie war er in diese Situation geraten? Wieso war er hier und trug die
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