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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt
Autoren: Stephanie Tyler
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hatte. Die erste Gestalt, die er in der Ferne ausmachte, war Rafe. Der Mann, der darauf wartete, endlich Rache zu üben. Der Mann, der Isabelle und Jake auseinanderreißen wollte. Das durfte Nick auf keinen Fall zulassen.
    Seine Atmung verlangsamte sich. So hatte er es gelernt. Sein Herz schlug so langsam, wie es für einen guten Scharfschützen nötig war.
    Isabelle kämpfte gegen ihre Fesseln an. Aber das merkten Jake und Rafe nicht, die ihre Aufmerksamkeit lediglich auf den jeweils anderen richteten.
    »Wie zum Teufel hast du mich gefunden?«, wollte Rafe wissen.
    Jake lächelte nur, als wolle er nicht riskieren, dass Rafe noch mehr die Kontrolle verlor. »Ich war in deinem Kofferraum.«
    Jake hatte sich auch an dem Tag, als Nick sich das Auto des Schuldirektors ausgeliehen hatte, im Kofferraum des Wagens versteckt.

 
    24
    Es war nicht richtig, aus Wut zu töten. Jake hatte einen so heftigen Zorn nicht mehr seit jener Nacht verspürt, in der Steve versucht hatte, ihn umzubringen, und sein Überlebenswille die Kontrolle übernahm. Seine ganze Wut, die er in den Jahren zuvor niedergerungen hatte, kochte in jener Nacht hoch. Der Druck machte sich explosionsartig Luft. Es gab Konsequenzen, mit denen er bis zum Ende seiner Tage würde leben müssen. Selbst dann, wenn ihn niemand für das, was er getan hatte, verurteilen würde.
    Notwehr. Die Gesetze des Kriegs. Ja, höchstwahrscheinlich traf das auf diesen Zwischenfall zu, nach allem, woran er sich noch erinnern konnte. Der sengende Schmerz, der mit der Brandwunde einherging, hatte ihn besinnungslos vor Wut und Schmerz gemacht. Als Jake im Krankenhaus aufwachte, hatte Nick ihm erzählt, dass Steve tot war. Dass er sich das Genick gebrochen hatte, als er rückwärts auf den Küchentisch gefallen war.
    Es war mehr als wahrscheinlich, dass jemand den Mann geschubst hatte.
    Man konnte in diesem Fall tatsächlich von Notwehr reden, konnte es so darstellen, wenn man wollte. Für Jake aber brannte es sich als der Tag in sein Gedächtnis, an dem er seinen Stiefvater umgebracht hatte. Er hatte gewusst, dass er genau das tun würde, als sie an dem Abend das Apartment betraten. Er wusste, dass Steve ihn um den Verstand bringen würde. Jake war vorher schon ein, zwei Mal nahe davor gewesen, es zu tun, da er inzwischen fast so groß wie Steve und stärker als er war. Der Alkohol hatte Steves Konstitution geschwächt …
    Aber jetzt zwang ihn Rafes Stimme, alles zurückzudrängen, das auch nur annähernd mit Gefühlen verbunden war. Er drehte sich um.
    »Hier hat es begonnen …«
    Seine Finger umspannten den vertrauten Griff seiner Waffe. Sein Atem war kaum mehr spürbar, er ging so flach, dass sein Körper gerade noch funktionierte. Es war egal, dass der Wald fast schwarz um sie aufragte. Jake brauchte kein Nachtsichtgerät. Rafes Schatten hob sich deutlich von den Bäumen ab, und obwohl alles in Jake danach drängte, zu Isabelle zu laufen, die nur wenige Meter neben ihm am Boden kauerte, ließ er sein wahres Ziel nicht aus den Augen.
    »Und dies ist der Ort, an dem es zu Ende geht«, sagte Jake.
    »Du bist also Cals Goldjunge.«
    »Bleib stehen. Sonst muss ich dir wehtun.«
    Rafe lachte. Es war ein rauer Ton. »Aber du willst mir doch wehtun. Du wolltest mir seit dem Moment wehtun, als du Isabelle begegnet bist.«
    Jake antwortete nicht. Er hielt die Waffe auf Rafe gerichtet. Schweiß brach zwischen seinen Schulterblättern aus.
    »Senatorin Cresswell und ihr Mann haben mir den Vater genommen. Ich habe mir überlegt, ich nehme ihr etwas, das ihr auch so sehr am Herzen liegt«, fuhr Rafe fort.
    »Es ist wohl nicht deine Aufgabe, das zu tun.«
    »Es ist meine Aufgabe, wenn sonst keiner die Eier hat, es zu tun«, erwiderte Rafe.
    Jake senkte seine Waffe nicht. Sein Arm zuckte nicht, seine Hand zitterte nicht. Der Lauf zielte direkt auf Rafes Kopf.
    Er musste bloß den Abzug drücken. Aber es gab so viele Fragen, auf die Isabelle eine Antwort wollte …
    »Isabelle ist unschuldig«, sagte er.
    »Tatsächlich? Mein Dad war auch unschuldig. Er hat nie etwas anderes getan, außer diesem verdammten Land zu dienen. Zur Belohnung wurde er verraten. Und umgebracht.« Rafe machte eine Pause. »Isabelle ist ein geiles Weib. Mag es, hart rangenommen zu werden. Aber ich wette, das weißt du längst.«
    »Ich weiß, dass du sie liebst«, sagte Jake. Falls Rafe überrascht war, zeigte er es zumindest nicht. »Du wirst sie nicht bekommen.«
    »Nein. Aber ich kann dafür sorgen, dass sie dich
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