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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt
Autoren: Stephanie Tyler
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jedenfalls nicht derjenige, der ihm irgendwann erklärte, dass er wahrscheinlich noch mehr übersinnliche Fähigkeiten hatte als Kenny.
    Der Gefangene war heute Nacht ein Pilot, der über feindlichem Gebiet abgestürzt war. Er wurde von dem Navy-Piloten und ehemaligen SEAL Glen Sinclair gespielt. Der Bruder von Chris’ Exfreundin.
    Man konnte einfach nicht in die Navy spucken, ohne jemanden zu treffen, mit dem man entweder verwandt war, mal ein Date hatte oder zur Highschool gegangen ist. Privatsphäre? Scheiß auf Privatsphäre. Nick war immer noch entsetzt – und in gewisser Weise dankbar –, weil seine eigene Vergangenheit so unter Verschluss geblieben war.
    Der neue Name hatte vermutlich geholfen. Und auch, dass seine besten Freunde ihre Klappe halten konnten, als er sie brauchte. Das war sogar noch besser.
    Über seinen Kopf peitschten Schüsse. Chris warf sich zu Boden und rollte sich zur Seite, um in Deckung zu gehen.
    »So eine Ziegenscheiße«, murmelte Saint rechts von ihm. Nick wusste, jetzt fing der Teil der Übung an, mit dem man die SEALs nicht vorher vertraut machte. Der Teil, wo man sie gefangen nahm und in ein improvisiertes SERE-Training zwang, das sie ein paar Stunden oder einen Tag lang durchmachen mussten. Nick vertrug das nie besonders gut.
    Keiner von den SEALs mochte diese Art der Übung, weshalb sie, wenn sie an einer SERE-ähnlichen Übung teilnahmen, auch immer auf den einen oder anderen Trick von denen da oben gefasst sein mussten.
    »Wir werden uns verflucht noch mal heute nicht packen lassen«, wisperte Mark Kendall, der Senior Chief ihres Teams. »Wir schnappen uns die Geisel und sind gleich wieder draußen.«
    »Lass mich das machen«, sagte Nick ruhig. Er hatte diesen Trick schon häufiger mit Jake angewandt, als er zählen konnte … Dieses Mal wollte er ihn mit Chris machen, und es wäre genauso effektiv. Die gute alte Lockvogeltaktik.
    Er kroch langsam zu dem Haus, in dem der Gefangene festgehalten wurde. Auf halber Strecke begann sein Telefon plötzlich an seinem Oberschenkel zu vibrieren. Als er auf das Display schaute, sah er, dass er aus Versehen Jakes Handy mitgenommen hatte.
    Aber als er die SMS las, erkannte er, dass es kein Versehen war.
    Isabelles Beine gehorchten ihr kaum, aber sie zwang sich, den Waldweg entlangzulaufen, sodass Rafe sie nicht vor sich herstoßen musste. Er hatte wieder ihre Hände gefesselt, und sie hatte sich auf die Lippe beißen müssen, um ihn nicht anzuflehen, es nicht zu tun.
    Aber als sie über eine Baumwurzel stolperte und den Boden unter den Füßen verlor, fing er sie auf. Sie wehrte sich, aber er hielt sie fest und drehte ihren Körper zu sich. Sie hörte in einiger Entfernung Schüsse, hörte überall Männer und Frauen schreien – Kriegsspiele , wie die Marinesoldatinnen es ihr letztens beim Klinikbesuch erklärt hatten. Ein riesiges Durcheinander. Niemand weiß, was los ist … Heute Nacht gibt’s eine Menge Action.
    Rafe hatte davon gewusst. Und obwohl sie gegen das Würgen ankämpfte, blickte sie ihm in die Augen.
    Er riss ihr den Knebel aus dem Mund. »Das ist fast wie in alten Zeiten, findest du nicht?«, fragte er. »Du und ich allein im Dschungel.«
    Sie antwortete ihm nicht, weil sie nicht wusste, was er hören wollte. Oder was ihn im Gegenteil zu noch wahnsinnigeren Taten trieb.
    »Ich hatte einen Plan, Izzy. Es war alles ganz einfach. Ich wollte dich umbringen und beobachten, wie deine Mutter und Cal unter dem Verlust litten. Aber dann sah ich dich, und alles hat sich geändert. Und als du beschlossen hast, du seist mit mir fertig, habe ich einen neuen Plan geschmiedet. Niemand wollte die Gefahr erkennen.«
    Sie hielt den Mund. Er sprach weiter.
    »Dein SEAL kommt aus der Sache nicht lebend heraus. Cal übrigens auch nicht. Du könntest allerdings überleben.« Er machte eine Pause und fuhr mit einer Hand über ihr Haar. Sie versuchte, keine Miene zu verziehen.
    »Du kannst mit mir kommen, Izzy. Wir laufen gemeinsam weg, zurück in den Dschungel. Dort werde ich auf dich aufpassen.« Rafes Stimme hatte einen tiefen, hypnotischen Klang. Sie erschauerte. »Oder ich kann dich gegen deinen Willen dorthin mitnehmen. Nach einiger Zeit wirst du lernen, dich auf mich zu verlassen. Du wirst mich brauchen. Wirst mich wollen. Und bis das passiert, nehme ich dich einfach, wie ich will.«
    »Nein!«, schrie sie so laut, dass es sie selbst überraschte. Es war ein ursprünglicher Laut, der so tief aus ihrem Innern aufstieg, dass er in jeder
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