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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt
Autoren: Cate Tiernan
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Angestellte und lächelte wie ein Cheerleader.
    »Äh-hä. Steht der Wagen draußen?«

    'Jenseits der Stadtgrenze von Boston hielt ich am Straßenrand' und faltete die Karte von Massachusetts auseinander.
    Natürlich hätten mir die Leute in der Mietwagenfirma den Weg nach West Lowing ausdrucken können, aber daran würden sie sich vermutlich erinnern, wenn später mal jemand danach fragte. Und gerade jetzt wollte ich untertauchen. Ich fühlte mich, als wäre der Teufel hinter mir her. Als steckte ich in einem totalen Desaster oder so und müsste einfach weg - ganz weit weg.
    Während des Fluges von London nach Boston hatte ich sieben Stunden Zeit zum Nachdenken gehabt. Sieben Stunden reichen eigentlich nicht, um über vierhundert dunkle Jahre und sehr viel Dämlichkeit Revue passieren zu lassen, aber es reicht auf jeden Fall aus, um sich an genügend schlimme Dinge zu erinnern und sich hundeelend zu fühlen. Nach einigem Suchen entdeckte ich West Lowing auf der Karte. Es lag genau in der Mitte von Massachusetts, in der Nähe vom Lowing Lake direkt am Lowing River. Wahrscheinlich war dort mal jemand namens Lowing vor ein paar Hundert Jahren ein großes Tier gewesen und hatte sich bemüßigt gefühlt, allem und jedem seinen Namen aufzudrücken. Die Fahrt dorthin würde zwei Stunden dauern. In Irland kann man in derselben Zeit schon fast einmal quer durchs Land fahren. Und um Luxemburg zu durchqueren, brauchtman kaum fünf Minuten. Amerika ist echt groß. Groß genug, um darin zu verschwinden? Ich hoffte es.
    ***
    Also, diese ganze Sache mit der Unsterblichkeit. Natürlich hat dazu jeder einen Haufen Fragen, aber ich kenne auch nicht alle Antworten. Ich weiß nicht, wie viele es von uns gibt. Ich habe im Laufe der Zeit ein paar Hundert kennengelernt und wer rechnen kann, wird erkennen, dass es immer mehr werden. Es werden neue geboren und die alten geben nur sehr zögerlich den Löffel ab. Bestimmt ist jeder schon mal einem begegnet, ohne es zu merken. Im Grunde sind Unsterbliche ganz normale Leute, die einfach nicht sterben, wenn es eigentlich Zeit wäre.
    Die meisten von uns sind der Meinung, dass es schon immer Unsterbliche gegeben hat, genauso wie Leute, die an Vampire glauben, überzeugt sind, dass Vampire schon immer existiert haben. (Wenn man sich die alten Vampir-Mythen ansieht, stellt man fest, dass sie sich zum Teil mit dem» Ewig leben«-Thema überschneiden.) Ich habe keine Ahnung, wie und wo es mit uns anfing und warum, aber ich habe Unsterblichefast jeder Kultur oder Religion kennengelernt. Es braucht zwei Unsterbliche, um neue· kleine Unsterbliche zuproduzieren. Wenn sich ein Unsterblicher mit einem normalen Menschen zusammentut, sind ihre Kinder nicht unsterblich - allerdings leben ihre Nachkommen oft ungewöhnlich lange, also über hundert Jahre. Ich erinnere mich an eine Frau in Frankreich und eine Stadt in Georgien, wo erstaunlich viele Leute über hundert Jahre alt werden. Sie begründen das mit ihrem gesunden Leben und dem vielen Joghurt, den sie essen. Ha! Der wahre Grund ist wohl eher ein Unsterblicher, der in dieser Gegend besonders fleißig war.
    Auch wir altern, aber anders als normale Menschen. Bis wir ungefähr sechzehn sind, entspricht ein Jahr meistens einem Menschenjahr. Danach ist ein Jahr für uns dasselbe wie hundert Jahre für einen normalen Menschen. Ich habe auch schon. Unsterbliche gesehen, die wesentlich schneller oder langsamer altern, aber ich weiß nicht, woran das liegt. Der Älteste, den ich bisher getroffen habe, war ungefähr achthundert. Er war ein Widerling, total eingebildet, gemein und böse. Komisch ist es, Unsterbliche zu treffen, die erst vierzig oder fünfzig sind - oft haben sie noch nicht begriffen, was Sache ist und fühlen sich erwachsen, obwohl sie immer noch aussehen wie Teenager. Die Folge ist, dass sie meistens nichts Rechtes mit sich anzufangen wissen.
    Ich bin übrigens 1551 geboren, eine schöne symmetrische Zahl. Und vierhundertfünfzig Jahre später werde ich in Bars immer' noch nach meinem Ausweis gefragt. Das ist nicht schmeichelhaft. Es nervt. Ich bin erwachsen. Ich bin schon eine Ewigkeit erwachsen. Doch ich stecke im Körper einer Jugendlichen fest und kann nichts gegen mein Aussehen tun.
    Was wiederum passt, denn Teenies fühlen sich unsterblich, als könnte ihnen nie etwas geschehen. Das Konzept von Gefahr oder Tod ist ihnen vollkommen fremd und hat keinerlei Bedeutung. Also bin
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