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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1)
Autoren: Paul Collmann
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das hast du ihm abgeluchst! Er sprach ganz begeistert von dir.“
    Tess sah zu ihrem größten Erstaunen, dass ihre Schwipp Base alle Reue und Schmach von sich abgeschüttelt hatte, von Tränen keine Spur mehr, ganz die Alte war sie wieder. Und gleich wusste sie, Li war nur gekommen, um ihr dies zu sagen, um sie mit Herrn von Barnek – aber das sollte ich ja noch nicht wissen. Nein, ich weiß ja auch noch gar nichts. „Sag mir noch etwas von ihm, Li?“
    Li setzte sich zurecht , gestand damit selbst zu, dass sie nur darum gekommen war und begann: „Herr von Barnek war der Sohn eines deutschen Offiziers, der mit einer Schwedin verheiratet war. Der Vater starb früh, also nahm die Mutter den Jungen mit in ihre schwedische Heimat, wo sie sehr angesehen war, denn die Familie war außerordentlich begütert und das gilt in Schweden noch weit mehr als bei uns. Madame nahm wieder ihren Mädchennamen ‘‘Kirna’’ an und ließ auch ihren Jungen unter diesem Namen aufwachsen. Da der Junge aber sehr klug war und in Schweden die Aufstiegsmöglichkeiten beschränkt sind, beschloss sie mit ihm in ein anderes, größeres Land zu gehen; Deutschland hatte ihr nicht gefallen, also ging sie nach England. Natürlich musste Jung-Harry auf die berühmte Schule zu Eton gehen, die ja zugleich auch militärisch ausbildet. Harry zeichnete sich aus, an Körper und Geist, ruderte, focht, ritt, exerzierte glänzend und machte eines der besten Examen, seit man in Eton zurück denken konnte. Bei den Kameraden, bei den Lehrern und sogar bei den Familien in der Gesellschaft war der schlanke, kluge Jüngling sehr beliebt. Er war – vielmehr, er schien ganz Engländer zu sein.“
    „ Und wie wurde er deutscher Offizier?“
    „ Das ist eine rätselhafte Geschichte, die mir noch niemand, nicht einmal er selbst restlos erklären konnte. Einmal machte die ganze Schule einen Ausflug – es war kurz vor dem Weltkrieg – sie kamen in einen Hafen, in dem zufällig ein deutscher Kreuzer lag. Die jungen Leute, Harry Kirna an der Spitze, drängten so lange, bis ihre Lehrer mit ihnen an das deutsche Kriegsschiff heranfuhren. Ob Harry Kirna nun dort einen deutschen Seeoffizier kennengelernt hat, der sehr tiefen Eindruck auf ihn gemacht, weiß man nicht, jedenfalls war er von der Stunde an ein ganz anderer Mensch. Er las nur noch deutsche Bücher, deutsche Zeitschriften, korrespondierte mit Deutschen – wer weiß, woher er die Adressen hatte – und, als er sein Examen bestand, ließ er seiner Mutter, die ihn vergötterte, keine Ruhe, bis sie mit ihm nach Deutschland zurückkehrte. Sofort trat er in Lichterfelde in die Kadettenanstalt ein. Fürsprecher mag er noch von seinem Vater her gehabt haben, klug war er auch, lernte fabelhaft leicht – trotzdem er die deutsche Sprache noch schlecht beherrschte – und im Handumdrehen war er Leutnant. Natürlich war man längst auf seine Kenntnisse in der englischen Sprache aufmerksam geworden, man erfuhr, dass er in England ganz als Engländer durchging, als sehr angesehener Engländer, dass dort überhaupt niemand etwas von seiner Deutschen Herkunft ahnte.“
    „ Also war der Spion geboren?“
    „ Sagen wir: der Agent! Viele Male war er schon drüben und fast immer ist er mit reicher Beute zurückgekehrt. Alles, was unser Generalstab von drüben wissen wollte, hat er ausspioniert; alles, was drüben bekannt werden sollte, ohne dass unsere Diplomatie damit behelligt werden durfte, hat er von Familie zu Familie, von Gesellschaft zu Gesellschaft unermüdlich weiterverbreitet.“
    „ Und dabei soll ich ihm helfen!“, rief Tess laut lachend und sprang auf.
    Die Majorin erhob sich gleichfalls, trat auf Tess zu und sah ihr forschend in die Augen. „Wie mir scheint, hat das Schicksal dich zu ganz großen Dingen auserwählt, Tess. Der Mann sprach mit außerordentlicher Hochachtung von dir. Er, der sonst so gefürchtet ist wegen seiner strengen Urteile, wegen seines beißenden Spottes.“
    Tess lachte noch einmal auf, überlegte ein Weilchen, zuckte leicht die Achseln und als sie endlich antworten sollte, schüttelte sie den Kopf, nicht eben respektvoll.
    „ Du willst nicht? – Tess! – Du schlägst es aus??“ Die Majorin schien vollkommen ratlos. „Mein Gott! Tausende von jungen Leuten würden was weis Gott was darum geben!“
    „ Mit diesem Menschen zusammen leben zu müssen!?“
    „ Der eine fabelhafte Zukunft hat!“
    „ Mag sein!“
    „ Und eine tadellose Vergangenheit!“
    „ Aber eine unerträgliche
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