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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1)
Autoren: Paul Collmann
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Hände des Mädchens.
    Luschida nickte ihr ganz innig zu, kaum noch verlegen, schon ein bisschen verschmitzt.
    „ Wo ist der Brief, Luschida? Gib ihn mir!“
    „ Fort! In WC, gefallen! Mit Wasser weggeflossen!“
    „ O, welch ein Glück! Gnade des Schicksals!“, raunte die Majorin und legte den Arm zärtlich um Luschida’s Schultern. „Gutes Kind! Ich war so böse, aber du hast alles wieder gut gemacht.“ Sie gingen Arm in Arm ins Haus. „Und nun geh zu Tess und bitte sie um Verzeihung in meinem Namen! – Schnell geh, ehe der Major kommt! Sie soll mir nicht mehr bös sein!“
    „ Ja! O ja! Ich gehen gleich.“
    Tess wunderte sich, viel fließender als sonst sprach ihre südländische Freundin, irgendeinen Ruck hatte es in ihrem Inneren gegeben, ganz herzlich freute sie sich mit ihr über ihren großen Fortschritt. Aber was Luschida da erzählte, verschmitzt, in ganz verstohlener Freude, das machte sie doch ein wenig stutzig. Ihre Gedanken reichten weiter als die der Majorin; wenn im Augenblick auch alles bereinigt, alles Peinliche weggewischt war, so blieb doch ein bedenklicher Bodensatz auf dem Grunde dieses Freudenbechers. Wenn jemand so fremd, wie die Chilenin in diesem Hause, im ganzen Lande noch war, schon jetzt solche Pläne zu fassen wagte – und sie auch gleich in die Tat umsetzte! – Das konnte ja noch nett werden in der Zukunft. Alles ganz schön und gut, ihre Tüchtigkeit war nicht zu bestreiten, aber – einen anvertrauten Brief verschwinden zu lassen – ganz egal, aus welchem Beweggrund und in welchem Zusammenhang!
    Luschida spürte sehr wohl, dass sich im Inneren der Freundin ein Wandel vollzog, aber die Ursache vermochte sie eben nicht zu erkennen. Und keinem, der sie aufgeklärt hätte über das, was die Freundin hier empfand und empfinden musste, hätte sie geglaubt, dass dies der Grund der Verstimmung und sogar einer beginnenden Entfremdung sei. Denn gerade Tess hatte sie doch einen großen Dienst erwiesen. Den Regeln ihrer chilenischen Erziehung entsprechend vermutete sie körperliches Unwohlsein und zog sich schnell zurück auf ihr Zimmer, um mit Schminke, Puder und Parfüm wiederherzustellen, was eventuell verloren gegangen war.

 
    – – Weiter geht’s im Band 2 – –
     
     
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