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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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zurückgelassen und vermisste es schmerzlich. Es war selbstsüchtig von ihm gewesen, Jessamy zu bitten, sie möge auf ihn warten, nachdem sie endlich ihre Flügel gefunden hatte. Sie war jetzt eine Frau, um die viele Männer werben würden.
    Ich liebe dich, Galen. So sehr, dass es wehtut.
    Er hielt ihre Worte in seinem Herzen fest, polierte sie, bis sie wie geschliffene Edelsteine glänzten. Keine Frau, sagte er sich, würde solche süßen, leidenschaftlichen Worte zu einem Mann sagen, den sie nicht wirklich heiß und innig liebte. Er hatte ihr mit seiner Bitte keine Fesseln angelegt – sie hatte ihn erwählt. Und doch fürchtete er, sie würde ihn bei seiner Rückkehr nicht mehr auf dieselbe Weise ansehen, fürchtete, dass die Einschränkung, die dieses Versprechen für ihre Freiheit bedeutete, ihre Liebe aushöhlen würde.
    Der erste Brief wurde ihm von einem heimkehrenden Boten überbracht. In makelloser Handschrift berichtete Jessamy ihm von ihrem Leben, von den Kindern, die sie unterrichtete, von den Leuten, denen sie begegnete, von den Geschichten, die sie festhielt. Und so schuf sie eine Verbindung zwischen ihnen, obwohl die halbe Welt sie voneinander trennte.
    Mein liebster Galen …
    Er strich so oft mit dem Finger über die Worte, bis die Tinte verwischte. Seine Augen brannten, und er musste den Brief beiseitelegen, um ihn spät in der Nacht zu lesen, wenn ihn niemand stören würde und er so langsam lesen konnte, wie er wollte.
    Er schrieb ihr eine Antwort – sie war viel kürzer, weil er nicht so gut mit Worten umgehen konnte wie Jessamy – und gab sie Raphael mit, als der Erzengel mit einem kleinen Geschwader von Engeln vorbeikam, die in der Zufluchtsstätte stationiert werden sollten. Im Moment vertrat Jason Raphaels Interessen in der Engelsfestung, unterstützt von Illium und Aodhan, doch die beiden Engel waren noch jung.
    Zum tausendsten Mal berührte Jessamy den Brief und fuhr die harten, eckigen Züge von Galens Schrift nach. In seinen knappen Worten, die andere Frauen vielleicht als Desinteresse gedeutet hätten, konnte sie seine Energie, seine rohe Kraft beinahe spüren. Sie lächelte, weil sie wusste, dass ein Krieger weder Zeit noch Lust hatte, sich die Poesie und die schmeichelnde Kunst werbender Worte anzueignen. Schließlich küsste sie den Brief und legte ihn auf das Buch, das sie an diesem Tag mit nach Hause nehmen wollte.
    »Tochter.«
    Beim Klang dieser vertrauten Stimme drehte sich Jessamy um und ließ Galens Brief zwischen die Buchseiten gleiten – aber ihre Mutter hatte ihn bereits gesehen. »Von deinem Barbaren.« Sie sagte es mit einem Lächeln, aus dem eher Zuneigung als Missbilligung sprach.
    Jessamy lachte. »Ja.« Sie erzählte ihrer Mutter nicht, dass Galen längst nicht so barbarisch war, wie er wirkte – nicht nur, weil es ihm einen Vorteil verschaffte, dass andere seinen Intellekt stets unterschätzten, sondern auch, weil er eine solche Rechtfertigung nicht nötig hatte. Sie liebte jede Seite an ihm, die raue ebenso sehr wie die verborgene süße, die ihn dazu veranlasst hatte, ihr zwischen den Seiten seines Briefes ein getrocknetes Gänseblümchen mitzuschicken.
    Heute bin ich über die Wiese geflogen und musste daran denken, wie du mit den Blumen gesprochen hast, hatte er geschrieben und sie damit beinahe zu Tränen gerührt. Dieses große Untier.
    »Du liebst ihn.« Den Worten ihrer Mutter folgte ein breiteres und doch irgendwie unverbindliches Lächeln. »Ich sehe es in deinen Augen.«
    Jessamy konnte dieses Zögern und diese Distanz zwischen ihnen nicht länger ertragen und lief in die ausgebreiteten Arme ihrer Mutter. Ihr warmer, liebevoller Duft war Jessamy so vertraut und brachte die Erinnerung an jene Nächte ihrer Kindheit zurück, die sie stumm und steif auf Rhoswens Schoß zugebracht hatte. In dieser Zeit hatte sie wirklich begriffen, dass ihre Flügel niemals die gleiche Form haben würden wie die ihrer Freunde und dass sie nie in der Lage sein würde, bei ihren Spielen am Himmel mitzumachen.
    »Ja«, flüsterte sie und drückte ihre Mutter fest an sich. Rhoswen hatte sie Nacht für Nacht in ihren Armen gewiegt und ihr Kind mit grimmiger, beschützender Liebe in ihrer Stimme zu trösten versucht. Doch der Schmerz war zu groß gewesen, um sich damit abzufinden. »Ich bin glücklich.«
    Als Rhoswen sich aus der Umarmung löste, lag ein feuchter Schleier über dem tiefen Braun ihrer Augen. »Nein, das bist du nicht.«
    »Mutter … «
    »Schhh.« Unter Tränen
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