Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
begraben lag. Das war einfach nicht gerecht. Mr Cole hatte ihr versichert, dass Miss Sophia für Penns Tod zur Rechenschaft gezogen werden würde. Aber als Luce in ihn gedrungen war, als sie wollte, dass er ihr sagte, was genau damit gemeint war, strich er nur über seinen Schnurrbart und antwortete nicht.
    Daniel spähte auf dem Parkplatz umher. Er ließ die Kofferraumklappe aufspringen, dann hob er Luces Seesack hoch. Der passte da unmöglich rein. Doch auf einmal war ein leises Sauggeräusch zu hören und der Seesack schrumpfte. Einen Augenblick später schlug Daniel den Kofferraum zu.
    Luce blinzelte ungläubig. »Mach das bitte noch mal!«
    Daniel lachte nicht. Er wirkte nervös, schlüpfte hinter das Lenkrad und startete den Motor. Wie seltsam und neu das für Luce war: in sein Gesicht zu sehen, das so heiter wirkte, ihn aber gut genug zu kennen, um zu wissen, dass unter dieser Miene etwas Tieferes, Ernsteres lauerte.
    »Was ist los?«
    »Mr Cole hat dir doch bestimmt gesagt, dass du dich möglichst unauffällig verhalten sollst?«
    Sie nickte.
    Daniel stieß rückwärts aus der Parkbucht heraus, steuerte dann auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu und schob eine Kreditkarte in den Schlitz des Automaten. »Das war dumm von mir. Ich hätte daran denken sollen, dass …«
    »Was war daran so schlimm?« Luce strich sich ihre dunklen Haare hinter die Ohren zurück, als das Cabrio seine Geschwindigkeit beschleunigte. »Glaubst du, dass du Cam auf dich aufmerksam machst, weil du ein Gepäckstück in einen Kofferraum stopfst?«
    Daniels Blick war weit in die Ferne gerichtet. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht Cam.« Einen Augenblick später berührte er ihr Knie. »Vergiss es. Ich war nur … Wir müssen beide vorsichtig sein.«
    Luce hörte, was er sagte, aber sie achtete nicht weiter darauf. Sie war so glücklich. Sie saß hier neben Daniel in dem schwarzen Alfa Romeo, sie waren inzwischen auf dem Freeway, wo Daniel sich sportlich durch den Verkehr schlängelte. Der Wind fuhr ihr durch die Haare, vor ihr war die Skyline der Hochhäuser von San Francisco zu sehen und sie war mit ihm zusammen, mit Daniel.
    In San Francisco selbst folgte ein Hügel auf den nächsten. Jedes Mal wenn sie eine Steigung hochgefahren waren und bevor sie wieder in eine Senke abtauchten, bot sich Luce ein anderer Blick auf die Stadt dar. Sie war alt und neu gleichzeitig: Verspiegelte Hochhäuser ragten hoch in den Himmel, und vor ihnen drängelten sich Restaurants und Bars in Häusern, die gut ein Jahrhundert alt sein mussten. Winzige Autos waren entlang der Straßen geparkt und trotzten wundersam der Schwerkraft. Überall waren Spaziergänger mit Hunden zu sehen. Und in der Ferne glitzerte auf allen Seiten blaues Wasser. Sie erhaschte den ersten Blick auf die Golden Gate Bridge, rot leuchtend wie ein Zuckerapfel.
    Ihre Augen wanderten umher, um alles aufzunehmen. Und obwohl sie in den vergangenen Tagen fast nur geschlafen hatte, fühlte sie sich von dieser Überfülle plötzlich ganz erschöpft.
    Daniel drückte ihren Kopf sacht auf seine Schulter. »Was nur wenige über uns Engel wissen: Wir geben wunderbar weiche Kopfkissen ab.«
    Luce lachte, hob den Kopf wieder und küsste ihn auf die Wange. »Ich bin viel zu aufgeregt, um auf dir einzuschlafen«, sagte sie, während sie sich an ihn kuschelte.
    Auf der Golden Gate Bridge waren neben den Autos auch jede Menge Fußgänger, Radfahrer in engen bunten Trikots und Jogger unterwegs. Weit unter ihnen strahlte tief dunkelblau, vom nahenden Sonnenuntergang bereits violett eingefärbt, die San Francisco Bay, auf der sich unzählige kleine weiße Segelboote tummelten. »Wir haben uns mehrere Tage lang nicht gesehen«, sagte sie. »Ich will wissen, was in der Zwischenzeit bei dir los war. Du musst mir alles erzählen.«
    Einen Augenblick lang meinte sie zu sehen, wie Daniels Hände sich um das Lenkrad verkrampften. »Wenn du nicht einschlafen willst«, meinte er lächelnd, »dann sollte ich dir besser nicht alle Einzelheiten aus der achtstündigen Sitzung des Ältestenrats der Engel erzählen, die mich gestern den ganzen Tag gekostet hat. Der Ältestenrat war zusammengetreten, um einen Antrag auf Änderung des Paragrafen 362 b zu diskutieren, der festlegt, in welchem Ausmaß die Cherubim sich beteiligen dürfen, falls …«
    »Okay, ich hab’s kapiert«, unterbrach sie ihn. Daniel sagte das alles, um nicht wirklich auf ihre Frage zu antworten, das spürte sie. Aber er machte immerhin einen Scherz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher