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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust
Autoren: Inka Loreen Minden
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herunter, sodass ich sein Aftershave riechen kann und jedes Fältchen um seine Augen sehe. »Du bist doch die Autorin, du hast unsere Geschichten aufgeschrieben, also musst du wissen, wo er ist«, raunt er.
    Der Mann ist unheimlich … anziehend. Live noch viel mehr als damals, als wir nur über Bildtelefon kommunizierten. »Ich bin Autorin, ja, aber nicht allwissend«, erwidere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Der Hohe Rat hat mir viel erzählt, doch nicht alles.«
    Er lacht und ein Funkeln in seinen Augen verrät mir, dass er mich nur auf den Arm nimmt. »Hast du wirklich gedacht, ich würde den Kelch wollen?«
    »Dir traue ich alles zu«, murmele ich, als wir die Treppen zur Eingangshalle hinaufsteigen, jedoch muss auch ich grinsen. »Nicht umsonst haben dich alle für den Bösewicht gehalten.«
    »Für einen liebenswerten Bösewicht«, setzt er hinzu.
    »Erzähl das mal Cain.«
    Magnus kratzt sich am Ohr. »Oh Mann, ich stand total neben mir. Hoffentlich passiert mir das nie wieder.«
    Cain war lange Zeit sauer auf Magnus, weil der ihn fast umgebracht hatte. Zum Glück haben sich die beiden zusammengerauft.
    Ich mag Magnus, ich mag ihn wirklich sehr. Er ist einfach sympathisch und so wunderbar geheimnisvoll.
    »Inka, schön, dass du da bist!«, dringt auf einmal eine weibliche Sti mme an me ine Ohren. Wir stehen erneut in der Eingangshalle, und als ich nach oben schaue, sehe ich Amalia, Magnus’ Frau, die die breiten Treppen herunterkommt. Auch ihre Frisur sieht anders aus. Die lohfarbenen Haare reichen ihr nicht mehr bis zum Kinn, sondern berühren ihre Schultern. Amalia trägt ein langes weißes Kleid und erweckt dabei den Eindruck des Engels, der sie einmal war. Plüschpantoffeln spitzen unter dem Saum hervor, aber ich lasse mir nichts anmerken, denn ich weiß ja, wie sehr Amalia diese Schuhe liebt. Sie lächelt mir zu, aber den nächsten Blick schenkt sie Magnus. Ihr Lächeln wird noch breiter und ihre Augen funkeln wie Smaragde.
    Ich muss zu Magnus schauen. Wie er seine Frau ansieht, ist einfach unbeschreiblich. Es liegen so viel Liebe und Herzenswärme in seinen Augen, dass es in meinem Magen kribbelt. Die zwei haben wirklich Glück, sich gefunden zu haben. Ich freue mich, dass ihrer beiden Leben eine so romantisches Wendung genommen hat.
    Als Amalia das Ende der Treppe erreicht hat, kommt sie mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Kurz umarmen wir uns, wobei ich ihr kleines Bäuchlein spüre. Schon seltsam, den Charakteren meines Buches plötzlich derart nah zu sein. Da schreibt man ihre Geschichten auf, kennt sie beinahe in- und auswendig und doch ist in der Realität alles noch ein klein wenig anders.
    Erstaunt bemerke ich, dass Amalia sogar ein wenig kleiner ist als ich. Das kommt wirklich selten vor.
    »Lasst uns in den großen Saal gehen und was essen«, sagt sie. »Ich habe einen Bärenhunger.«
    Ja, das hatte ich auch, als mein Sohn unterwegs war. Nur sieht man Amalia die Schwangerschaft kaum an, während ich im vierten Monat schon einem Walross Konkurrenz machen konnte.
    Amalia hakt sich bei Magnus ein, der mir seinen anderen Arm reicht. Zu dritt schlendern wir durch einen langen, hohen Gang, in dem eine Menge Bilder hängen. Angehörige der Familie Thorne, wie ich erkenne, denn besonders die Männer weisen große Ähnlichkeit mit Magnus auf. Alle haben dunkelbraunes, leicht gewelltes Haar und diese aristokratischen, stolzen Gesichtszüge.
    Im ehemaligen Rittersaal erwartet uns eine lange Tafel, die bereits mit den köstlichsten Speisen gedeckt ist. Ein Butler ist damit beschäftigt, die letzten Hauben von den Tellern zu nehmen, unter denen es duftend herausdampft. Es ist derselbe Angestellte, der auch meine Koffer getragen und in der Eingangshalle gewartet hat. Oh, der arme Mann hat einen harten Job – es verwundert jedoch nicht, dass Magnus an Personal spart. Er liebt seine Ruhe; außerdem ist jeder, der Magnus nahe steht, einer potentiellen Gefahr ausgesetzt.
    Ich schlucke. Zum Glück bin ich inkognito hier. Wenn ich an Taurill denke … Schnell verdränge ich alles Übel und bewundere die Speisen.
    Erst jetzt meldet sich mein Magen. Das Fleisch, die Salate und die verschiedenen Gemüsesorten sehen wirklich köstlich aus.
    Im großen Kamin brennt ein Feuer. Die Holzscheite prasseln und knacken. Wer kümmert sich um so ein großes Schloss? Ob Magnus auch Hauselfen angestellt hat?, denke ich amüsiert. Aber so, wie ich ihn kenne, hat er irgendwas erfunden: magisch angetrie bene
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