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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust
Autoren: Inka Loreen Minden
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einen geräumigen Innenraum. Magnus’ Gestalt ist so groß, dass seine langen Beine wohl in den wenigsten Fahrzeugen Platz finden.
    Immer wieder muss ich zu ihm rüberblinzeln. Ihn jetzt tatsächlich vor mir zu sehen, fasziniert mich und seine Nähe ist einfach atembera ubend. Die dunkelbraunen Haare mit den silbergrauen Strähnen sind nicht mehr schulterlang, sondern viel kürzer. Dadurch wirkt sein Gesicht markanter. Die neue Frisur steht ihm sehr gut.
    Ungewohnt ist auch, ihn in Jeans zu sehen und nicht wie sonst akkurat gekleidet in Hemd und Anzughose. Da fühl ich mich richtig wohl, denn ich mag es am liebsten leger.
    Magnus stellt den Motor ab und greift auf die Rücksitzbank, wo unsere Jacken liegen. »So, da sind wir!« Er lächelt mich an, bevor er durch die Frontscheibe einen Blick auf sein Heim wirft, und aus diesem Lächeln lese ich Stolz. Er kann auch stolz auf sich sein. Er hat in seinem Leben viel erreicht, hat das Sicherheitssystem einer Geheimorganisation entwickelt, diverse hochkomplizierte Computerprogramme und sogar eine ganz besondere Satellitenüberwachung.
    »Wow«, entfährt es mir, als ich das mehrstöckige Gebäude genauer in Augenschein nehme. Aus der Ferne und auf den vielen Bildern, die Magnus mir geschickt hatte, sah es schon imposant aus, aber jetzt verschlägt mir der Anblick schier den Atem. Thorne Castle ist so ein richtig tolles »Haus«, wie man es sonst nur in Jane-Austen-Filmen bewundern kann. Es hat nicht wirklich viel von einer Burg, zumindest sieht man es dem Gebäude nicht an. Ich weiß, dass es auf den Fundamenten einer Ritterburg steht und im 17. Jahrhundert zu einem Schloss umgebaut wurde. Es liegt sehr abgeschieden, umgeben von hektargroßen Ländereien. Das ist ein optimaler Ort zum Entspannen. Magnus hat mir angeboten, dass ich so lange bleiben kann, wie ich möchte. Hier finde ich bestimmt Ruhe, an meinem neuen Buch zu arbeiten.
    Er öffnet mir die Fahrertür und hilft mir in meine Winterjacke, bevor er seinen Parka anzieht. Tief atme ich die frische, kalte Luft ein und grinse Magnus an. Dabei muss ich den Kopf in den Nacken legen. Gegen Magnus bin ich ein Winzling.
    Es ist seltsam still hier und der Schnee schluckt zusätzlich jedes Geräusch. Der Himmel ist beinahe wolkenlos, die hohen Fenster des Gebäudes spiegeln sich in der Sonne.
    Ich kann kaum glauben, tatsächlich hier zu sein.
    Ganz Gentleman reicht Magnus mir seinen Arm, als wir vom Auto auf den Haupteingang zusteuern. Ein Angestellter im schwarzen Livree trägt mein Gepäck hinein. Wir folgen ihm langsam. Ich kneife meine Augen zusammen, weil mich die Sonne blendet.
    »Dein Zimmer liegt im selben Gang wie das von Amalia und mir«, sagt Magnus. »Ich hab dich gern in meiner Nähe.«
    Ich weiß, wie er das meint. Er möchte mich lediglich in Sicherheit wissen. Magnus hat eine Menge Feinde. Aber in seinem Zuhause mache ich mir keine Sorgen. Es ist magisch gegen alle möglichen finsteren Wesen gesichert.
    »Was für ein wunderschöner Tag«, murmele ich, schließe die Augen und drehe mein Gesicht den wärmenden Strahlen zu. Am liebsten möchte mich jetzt in die Sonne setzen. In München hatte es in den letzten Tagen entweder geregnet oder geschneit.
    Vor dem Eingangsportal bleiben wir stehen. »Soll ich dir zuerst die Außenanlagen zeigen?«, fragt Magnus.
    »Das wäre fantastisch!« Ich bin zwar neugierig auf sein Schloss, aber das Wetter ist so herrlich und nach dem langen Sitzen im Flugzeug und im Auto vertrete ich mir gern die Beine.
    »Amalia wird ohnehin noch schlafen. Sie schläft viel in letzter Zeit.« Magnus führt mich um das riesige Gebäude herum.
    Er hat mir auf der Herfahrt mit stolzgeschwellter Brust erzählt, dass seine Frau im vierten Monat schwanger ist. Seine Amalia. Sein Engel. Ich freue mich für Magnus, denn ich weiß, wie sehr er sich immer ein Kind gewünscht hat und wie traurig, verzweifelt und halb wahnsinnig er war, als seine erste Frau mit dem Ungeborenen bei einem tragischen Unfall starb.
    »Habt ihr schon einen Namen für das Kind?«, wage ich vorsichtig zu fragen.
    Magnus lacht. »Hunderte, doch Amalia hat an allen etwas auszusetzen.«
    Schwangere Frauen können zuweilen schwierig sein, denke ich schmunzelnd, während mich Magnus den freigeschaufelten Weg durch den Garten führt.
    Aber Amalia war ja schon als Engel diejenige, die bestimmt hat, wo es langgeht. Alles lief nach ihrem Plan. Magnus hatte keine Ahnung, dass sie ihn an der Nase herumführte.
    Er schmunzelt ebenfalls
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