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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht
Autoren: Lauren Kate
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erinnern, dass sie die Hände nicht benutzen dürfen.«
    Sie fasste Luce am Ellbogen und bugsierte sie aus dem Zimmer.
    »Also, wenn du einen Jungen namens Max kennenlernst, dann schlage ich vor, geh ihm aus dem Weg. Ich bin mit ihm in Dover gewesen, und ich bin mir sicher, dass er in der Fußballmannschaft ist. Er wird süß und sehr charmant wirken. Aber er hat die größte Hexe von einer Freundin zu Hause sitzen. Jedenfalls glaubt sie, sie sei seine Freundin« – Nora murmelte hinter vorgehaltener Hand – »und sie ist von der Emerald abgelehnt worden und deswegen schrecklich verbittert. Sie hat überall Spione.«
    »Kapiert.« Luce lachte und runzelte innerlich die Stirn. »Ich soll mich von Max fernhalten.«
    »Was ist eigentlich dein Typ? Ich meine, ich weiß, dass du über den schlacksigen alten Jeremy hinweggekommen bist.«
    »Nora.« Luce versetzte ihr einen kleinen Stoß. »Fang nicht ständig wieder von ihm an. Das war ein nächtliches Privatgespräch zwischen Mitbewohnerinnen. Was in Pyjamas passiert, bleibt in Pyjamas.«
    »Du hast vollkommen recht.« Nora nickte und hob kapitulierend die Hände. »Manche Dinge sind heilig. Ich respektiere das. Okay. Wenn du in fünf oder weniger Worten deinen Traumkuss beschreiben müsstest …«
    Sie gingen um die zweite Biegung des u-förmigen Wohnheims. Gleich würden sie um die Ecke laufen und sich dem Ende des Flurs nähern, genannt das Schlusslicht, wo das Zimmer von Jordan und Hailey war. Luce lehnte sich an die Wand und seufzte.
    »Es ist mir nicht peinlich, dass ich, du weißt schon, keine Erfahrung habe«, sagte Luce leise – diese Wände waren dünn. »Es ist bloß, hast du nie das Gefühl, dass du gar nichts erlebt hast? Als wüsstest du, dass du ein Schicksal hast, aber vom Leben bisher noch nichts Besonderes gesehen hast? Ich will, dass mein Leben anders ist. Ich will spüren, dass es begonnen hat. Ich warte auf diesen Kuss. Aber manchmal habe ich das Gefühl, als könnte ich ewig warten, und nichts würde sich jemals ändern.«
    »Ich habe es auch eilig.« Noras Blick war ein wenig abwesend geworden. »Ich weiß, was du meinst – aber du hast wenigstens ein bisschen Kontrolle. Vor allem wenn du bei mir bleibst. Wir können alles möglich machen. Unser erstes Semester hat kaum angefangen.«
    Nora konnte es gar nicht erwarten, zu der Party zu kommen, und Luce wollte ja auch hin, sie wollte es wirklich. Aber sie sprach von diesem Unbeschreiblichen, das größer war, als sich bei einer Party zu amüsieren. Luce sprach von einem Schicksal, von dem sie das Gefühl hatte, dass sie darüber genauso viel Kontrolle hatte wie über den Ausgang eines Münzwurfs – etwas, das in ihren Händen lag und doch wieder nicht.
    »Alles klar bei dir?« Nora sah Luce mit schräg gelegtem Kopf an. Eine kurze rotbraune Locke fiel ihr über die Augen.
    »Ja.« Luce lächelte lässig. »Alles bestens.«
    Sie gingen zu der Party. Ein paar Wohnheimzimmertüren waren geöffnet und Erstsemestern gingen ein und aus. Jeder hatte Plastikbecher, die mit diesem total süßen roten Punsch gefüllt waren, der sich automatisch selbst nachzufüllen schien. Jordan gab mit ihrem iPod die DJane und rief ab und zu »Holla!«. Die Musik war gut. Ihr süßer Türnachbar David Franklin bestellte Pizza, die Hailey verbesserte, indem sie frischen Oregano aus dem Kräutergarten, den sie von zu Hause mitgebracht und in die Ecke am Fenster gestellt hatte, dazugab. Es waren gute Menschen, und Luce war froh, sie zu kennen.
    Luce lernte in dreißig Minuten zwanzig Kommilitonen kennen, und die meisten waren Jungen, die sich vorbeugten und ihr die Hand auf den Rücken legten, wenn sie sich vorstellte, als könnten sie sie sonst nicht hören, als mache die Berührung ihre Stimme klarer. Sie merkte, dass sie nach dem Münzenwurfjungen aus dem Wäscheraum Ausschau hielt.
    Drei Becher Punsch und zwei Stücke einer unglaublich dünnen, knusprigen Peperoni-Pizza später war Luce offiziell Max vorgestellt worden und verbrachte dann die nächsten zehn Minuten mit dem Versuch, ihm aus dem Weg zu gehen. Nora hatte recht: Er sah gut aus, aber er flirtete viel zu sehr für jemanden, der eine verrückte Freundin zu Hause hatte. Luce und Nora und Jordan zwängten sich auf Jordans Bett und gaben zwischen Kicheranfällen flüsternd Bewertungen für alle Jungen im Raum ab, als Luce beschloss, dass sie ein klein wenig zu viel von dem rätselhaften Punsch getrunken hatte. Sie verließ die Party und glitt die Treppe hinunter,
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