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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht
Autoren: Lauren Kate
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an. »Aber beeil dich, Hailey sagt, dass ihre Flurseite vom Fußball-Schulteam infiltriert wird. Fußballjungs bedeuten gute Partys. Wir sollten bald rübergehen. Muss Schluss machen«, sagte sie ins Telefon. »Nein, ich habe das schwarze T-Shirt an. Luce trägt Gelb – oder wirst du dich umziehen? So oder so …«
    Luce winkte Nora zu, dass sie gleich zurück sein werde, und schlüpfte aus dem Raum. Sie nahm auf der Treppe zwei Stufen auf einmal und lief die Stockwerke des Wohnheims hinab, bis sie auf dem abgewetzten braunen Teppich am Eingang des Kellers stand, den jeder auf dem Campus die Grube nannte, ein Ausdruck, der Luce an kleine Kaninchen denken ließ.
    An dem Fenster, das auf den Innenhof hinausging, blieb Luce stehen. Ein Auto voller Jungs hielt in der runden Einfahrt des Wohnheims. Als sie ausstiegen und dabei lachten und sich anrempelten, sah Luce, dass sie alle T-Shirts des Fußballteams der Schule trugen. Luce erkannte einen von ihnen. Er hieß Max und war in dieser Woche in einigen von Luces Orientierungsveranstaltungen gewesen. Er war absolut süß – blondes Haar, breites, strahlendes Lächeln, der typische Privatschuljunge, den Luce jetzt erkannte, nachdem Nora ihr neulich beim Mittagessen ein Diagramm gezeichnet hatte. Sie hatte noch nie mit Max geredet, nicht einmal, als sie mit ein paar anderen zum gleichen Team bei einer Schnitzeljagd auf dem Campus gehört hatten. Aber vielleicht, wenn er an diesem Abend auf der Party sein würde …
    Alle Jungen, die aus dem Wagen stiegen, waren wirklich süß, was für Luce gleichbedeutend war mit bedrohlich. Ihr gefiel der Gedanke nicht, das einzige schüchterne Mädchen in Jordans und Haileys Zimmer zu sein.
    Aber ihr gefiel der Gedanke, auf die Party zu gehen. Was sollte sie auch sonst tun? Sich in ihrem Wohnheimzimmer verstecken, weil sie nervös war? Selbstverständlich würde sie hingehen.
    Sie rannte die letzte Treppe zum Keller hinunter. Es ging auf Sonnenuntergang zu, daher hatte sich der Wäscheraum geleert und verströmte ein einsames Licht. Sonnenuntergang war die Zeit, in der man die Sachen trug, die man gewaschen und getrocknet hatte. Da war nur ein Mädchen in verrückten Ringelstrümpfen, die ihr bis übers Knie reichten. Es schrubbte wild einen Fleck aus einer Batik-Jeans, als hingen all seine zukünftigen Hoffnungen und Träume von der Entfernung des Fleckes ab. Und ein Junge, der oben auf einem lauten, ruckelnden Trockner saß und eine Münze in die Luft warf und sie mit der Hand wieder auffing.
    »Kopf oder Zahl?«, fragte er, als sie hereinkam. Er hatte ein kantiges Gesicht, gewelltes bernsteinfarbenes Haar, große blaue Augen und eine schmale Goldkette um den Hals.
    »Kopf.« Luce zuckte die Achseln und lachte leise.
    Er warf die Münze, fing sie auf und legte sie sich in die Hand, und Luce sah, dass es kein Vierteldollar war. Die Münze war alt, wirklich alt, von einem staubigen Goldton mit abgenutzten Buchstaben in einer anderen Sprache. Der Junge sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. »Du hast gewonnen. Aber was, das liegt wahrscheinlich an dir.«
    Sie drehte sich und suchte nach der Cola-Dose, die sie hier unten gelassen hatte. Dann sah sie, dass die Dose neben dem rechten Knie des Jungen stand. »Die gehört nicht dir, oder?«
    Er antwortete nicht, sah sie nur mit eisblauen Augen an, die, wie sie jetzt bemerkte, eine tiefe Traurigkeit verrieten, was bei einem Menschen seines Alters nicht möglich zu sein schien.
    »Ich habe sie vorhin hier stehen lassen. Sie ist für meine Freundin. Meine Mitbewohnerin. Nora«, erklärte Luce und griff nach der Dose. Dieser Junge war merkwürdig, intensiv. Sie redete zu viel. »Wir sehen uns später.«
    »Noch einmal?«, fragte er.
    Sie drehte sich an der Tür um. Er meinte das Spiel mit der Münze. »Oh. Kopf.«
    Er warf. Die Münze schien in der Luft zu schweben. Er fing sie, ohne hinzusehen, drehte sie um und öffnete die Hand. »Du hast schon wieder gewonnen«, sang er mit einer Stimme, die eine unheimliche Ähnlichkeit mit der von Hank Williams hatte, einem alten Lieblingssänger ihres Dads.
    Wieder oben im Zimmer, warf Luce Nora die Dose zu. »Hast du schon den verrückten Münzenwerfer im Wäscheraum kennengelernt?«
    »Luce.« Nora blinzelte. »Wenn mir die Unterwäsche ausgeht, kaufe ich neue. Ich hoffe, dass ich es bis Thanksgiving schaffe, ohne waschen zu müssen. Bist du so weit? Die Fußballjungs warten und hoffen auf einen Treffer. Wir sind ihr Tor, aber wir müssen sie daran
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