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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wollte zu Ihnen kommen, aber ich hatte etwas dagegen.«
    Â»Und warum, wenn ich fragen darf?«
    Â»Lilli und ihre Freundinnen hätten alles abgestritten. Ist doch klar. Und wem hätten Sie geglaubt? Na? Wetten, dass Sie auch gesagt hätten: War eben ein Unfall. Sorry. Pech gehabt. Kommt immer mal vor.«
    Frau Zimpel rieb sich die Nase, stand auf und stellte sich ans Fenster. »Das war ein klarer Fall von Mobbing. Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen?«
    Â»Tja … Erstens ist es peinlich, wenn man plötzlich ein Opfer ist. Und zweitens … also zweitens entwickelt sich Mobbing langsam. Bis man checkt, was Sache ist, steckt man schon mittendrin. Aber Frau Zimpel, Sie müssen sich keine Vorwürfe machen; mein Freund hat mich zwar wegen Lilli im Regen stehen lassen. Dafür hab ich einen Neuen. Einen, der in mich verliebt ist, obwohl ich nicht die Schulqueen mit der rotgoldenen Mähne bin.«
    Â»Gratuliere.« Frau Zimpel drehte sich vom Fenster weg. »Wer ist denn der Glückliche?«
    Â»Also wirklich!«, rief ich. »Alles brauchen Sie nicht zu wissen!«
    Am Nachmittag probten wir noch einmal die Schlussszene wegen des großen Finales, dann wurden wir Sänger entlassen.
    Yasin und ich bummelten ein zweites Mal über den Weihnachtsmarkt, dabei fiel mir ein, dass ich noch kein einziges Geschenk besorgt hatte. »Mit leeren Händen unterm Christbaum? Also das geht gar nicht«, jammerte ich.
    Yasin half mir, für Leonie ein rosa Schminkset auszusuchen und für meine Mutter das neueste Kochbuch von Jamie Oliver. Das genialste Geschenk fanden wir aber für meinen Vater. Es war ein Ratgeber mit dem Titel:
    Â»So vermeiden Sie selbst die raffiniertesten Liebesfallen«
    Dann fehlte mir nur noch das Geschenk für Yasin.
    Damit er nichts mitbekam, ließ ich mich von ihm zum Bus begleiten. Dort küssten wir uns ausgiebig, ich stieg ein, winkte ihm, der Bus fuhr an, ich stürzte vor zu Wagner und schrie: »Die Medizin! Ich hab die Medizin vergessen! Himmel – halten Sie an! Ich muss in die Apotheke!«

22. Dezember

I ch raste zum Weihnachtsmarkt zurück und bis zu dem Stand, wo die schönsten, aus Holz geschnitzten Krippenfiguren angeboten wurden. Dort konnte ich mich lange nicht zwischen einer knienden und einer stehenden Maria entscheiden. Schließlich nahm ich die Stehende, weil eine Kniende immer so was Demütiges hat. Außerdem hatte sie keinen Heiligenschein, den ich sowieso blöd finde, und das Kind hielt sie sehr liebevoll im Arm.
    Als ich mit Yasins Geschenk an der Haltestelle ankam, fuhr gerade der Bus weg. Ich rannte ihm hinterher, er hielt an der Rotampel, ich schlug mit den Fäusten ans Blech – und Wagner öffnete. Glück muss der Mensch haben!
    Als ich auf unser Häuschen zuging, fiel das Licht aus dem Küchenfenster auf den Weg, ich holte den Schlüssel aus der Tasche meines Anoraks, und wie ich aufschließen wollte, entdeckte ich das über der Tür baumelnde Päckchen.
    Â»Nicht schon wieder!«, stöhnte ich und riss es ab.
    Als ich es abtastete, nahm ich einen Schatten in der Ecke wahr, der sich bewegte. »Hallo? Ist da wer?«
    Ein bisschen Schiss hatte ich ja schon, aber dann spurtete ich los. »Jonas! Was tust du denn hier?«
    Der Kerl starrte zu Boden und brachte keinen Ton heraus. Ich riss die Verpackung auf, und was hielt ich in den Händen? Meine Monatskarte für den Bus und ein kleines Schokoherz, maximal fünf Zentimeter groß. »Hast du mir die Karte zurückgebracht? Sauber, sauber … Aber was soll das Herz? Hast es wohl irrtümlich dazugepackt, was?«
    Â»Ne«, sagte Jonas, der Feigling.
    Â»Wie soll ich das verstehen?«
    Â»Hab mich getäuscht, Mirja. Sorry.«
    Â»Sorry?«, wiederholte ich. »Soll das heißen, du entschuldigst dich?«
    Er nickte heftig. »Ich war ziemlich blöd.«
    Â»Kann man so sagen.« Ich steckte die Monatskarte ein und drückte ihm das Herz in die Hand. »Vergiss es. Ich war auch blöd. Hab mich in dich verliebt, obwohl du ein so fieser Feigling bist. Na ja, jetzt weiß ich es.« Damit rannte ich ins Haus und fühlte mich einfach wunderbar.
    Nicht nur ich fühlte mich wunderbar; meine Mutter hatte auch Glück gehabt: Sie hatte ja Geier gekündigt, und der Esel hatte nichts Besseres zu tun, als die frei gewordene Stelle ins Internet zu stellen. Worauf meine Mutter schon um elf
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