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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Uhr am Vormittag ein Angebot bekam – vom Manager des besten Hotels. Direkt am Schilift gelegen, mit traumhaftem Wellnessangebot und allerbester Küche war krankheitsbedingt eine Stelle frei geworden. Sie fuhr hin, stellte sich vor – und bekam sie!
    Klar, dass wir feierten!
    Am Samstagmorgen wusch ich meine Haare und erschien pünktlich um zehn im Festsaal zur Hauptprobe mit Kostümen.
    Die Leute von der Kunst-AG hatten sich einigermaßen ins Zeug gelegt: der Josef bekam eine speckige Lederhose, ein kariertes Hemd aus dickem Flanell und ein Hütchen mit Feder, über das man nur lachen konnte. Für mich hatten sie ein weißes Oma-Nachthemd rostrot gefärbt, über dem ich einen blauen Umhang tragen sollte. Zusammen mit meinem dicken Kissen-Bauch sah das furchtbar aus; ich weigerte mich, die Sachen auch nur anzurühren. »Ihr wollt mich zur Vogelscheuche machen!«, brüllte ich entsetzt. »Ohne mich!«
    Ich sah, dass Yasin und Murat tuschelten; dann rannte Murat los, und Yasin sagte zu dem Mädchen, das für die Kostüme verantwortlich war, eine olivfarbene Haut hatte und Yasmin hieß: »Die Geschichte spielt doch im Morgenland, ja? Also, wir sind Türken und haben zu Hause ein super-türkisches Kleid. Mein Bruder holt es gerade. Solange kannst mir ja die Klamotten verpassen, okay? Ich bin der Wirt.«
    Â»Na ja«, meinte Lisa aus der Elften, »du kannst bleiben, wie du bist – Jeans, T-Shirt, alles in Ordnung. Nur die Schürze fehlt noch. Hier!« Damit band sie ihm ein schwarzes bodenlanges Ungetüm um den Bauch, das in fetter grellgelber Schrift verkündete I’m CHEF
    Yasin kratzte sich am Kopf.
    Â»Ist was?«, erkundigte sich Lisa genervt.
    Â»Im Morgenland laufen die Wirte irgendwie anders herum. Musst du doch wissen, oder? Ich wünschte …«
    Â»Hör zu«, sagte Lisa, »für Wünsche ist’s jetzt zu spät. Hättest dich früher um dein Kostüm kümmern sollen, okay?«
    Yasin richtete sich auf. »Okay«, bestätigte er gefasst.



Die Engel waren im Glück; die hatten wunderschöne weiße Gewänder aus dem Theaterfundus der Stadt, komplett mit weißen Daunenflügeln und goldenem Heiligenschein. Dazu trugen sie weiße Strümpfe und weiße Ballerinas – alles vom Feinsten, echt. Amanda und Mareike hatten weiße Walleperücken verpasst bekommen, Lilli hatte darauf verzichtet, weil sie auf ihre rotgoldene Mähne stolz war und die besser fand.
    Die Hirten trugen das, was sie bei uns auf dem Land immer tragen, also Jeans, Hemd und Pulli und dicke Wanderstiefel. Die meisten hatten sich die Wanderstöcke ihrer Großeltern ausgeliehen, nur einer behauptete mal wieder, der mit dem Knubbel hätte seinem Urgroßvater gehört.
    Der Hit waren dann aber die drei Könige. Die durften nämlich in ihrer traditionellen Landestracht auf die Bühne: der kleine Lit aus Vietnam in schwarzer weiter Hose, einem losen Hemd samt flachem Strohhut. Emir erschien in weiter weißer Hose mit langem weißem Hemd drüber und keinem Hut. Nur Kagiso hatte kein Gewand von seiner Verwandtschaft in Afrika organisieren können und trug grinsend nichts außer einem Leopardenfell aus Kunstfaser. Die Nachrichtenengelchen kicherten: »Hast wenigstens eine Hose drunter?«
    Das Mädchen aus der Elften kam dann mit den Geschenken an. Kagiso bekam ein schwarzes Kästchen, Emir ein rotes, und Lit ein Säckchen mit einem riesigen Dollarzeichen darauf.
    Emil, der Sohn des Pfarrers und unser Nachrichtensprecher, hatte seinen Konfirmandenanzug samt weißem Hemd und grauer Fliege aus dem Schrank geholt. Er sah wahnsinnig korrekt aus, obwohl ihm die Hosenbeine und die Ärmel etwas zu kurz geworden waren. »Macht nichts, ich sitze ja am Tisch«, entschuldigte er seinen Aufzug.
    Für die Säuglingspuppe hatte mir meine Mutter ein weißes Mützchen und einen Strampelanzug mitgegeben. Da Leonie und ich Mädchen sind, war der leider rosa, weshalb ich mein Kind in eine weiße Windel hüllen musste.
    Dann kam Murat mit einer großen, sehr schicken lila Pappschachtel zurück. Yasin und er zogen mich in einen Abstellraum, der uns als zusätzliche Umkleidekabine diente. Behutsam legte Yasin die Schachtel auf den Boden – einen Tisch oder Stuhl gab es nicht – hob den Deckel, entfernte etliche Lagen Seidenpapier, fasste mit spitzen Fingern das Gewebe an –
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