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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Auto setzen, die Adresse ins Navi eingeben und losdüsen. Man musste das Pferd oder den Esel satteln, oder, wer ganz reich war, sich in ’ne Kutsche setzen. Mit dem Picknickkorb auf den Knien und ’nem Märchenerzähler auf dem Beifahrersitz, der einem die Zeit vertrieb. Nur die Armen waren natürlich so richtig mies dran; die mussten zu Fuß los, und das auch noch in der ungünstigen Jahreszeit.«
    Â»Wieso war die Jahreszeit ungünstig?«, wollte Amanda wissen. »Ich denke, in einem Land am Mittelmeer ist immer Sommer?«
    Â»Quatsch«, sagte Yasin sofort. »Im Winter kann’s in der Türkei oder in Syrien oder noch weiter südlich total frostig werden. Und Mann, da hat kein Haus eine Zentralheizung. Jedenfalls keines, das ich kenne«, setzte er hinzu.
    Â»Echt?« Amanda hob ihre perfekt gezupften Brauen. »Na ja, Yasin, du wirst eben nicht in den entsprechenden Kreisen verkehren.«
    Wir alle wissen, dass Amanda ein bisschen naiv ist; deshalb winkte Yasin nur ab und fragte, wie die Geschichte weitergehe.
    Â»Sie geht so weiter«, sagte Emil, »dass eine Schwangere namens Maria mit ihrem Josef dahin wandern musste, wo sie geboren waren. Mit einem dicken Bauch ist das kein reines Vergnügen, außerdem war’s saukalt und sie waren auch nicht die Einzigen auf der Straße. Was bedeutete, dass die Unterkünfte überfüllt waren. Ich schätze mal, dass August, dieser Kaiser damals, ein harter Knochen war. Offensichtlich wollte er die Sache pronto hinter sich bringen und in null Komma gar nichts die Zahl seiner Untertanen schwarz auf weiß auf dem Tisch liegen sehen. Dem war’s auch komplett egal, dass in den Landgasthöfen das Essen ausging und die Betten hinten und vorn nicht reichten. Und wenn bei einer Schwangeren unterwegs die Wehen einsetzten, hatte sie eben Pech gehabt.
    Maria hatte Pech.
    Allerdings hatte sie doch ein bisschen Glück im Unglück. Sie schaffte es nämlich gerade noch bis zu einem Gasthof auf dem Land, der damals wohl Karawanserei genannt wurde.« Emils Augen leuchteten auf. »Karawanserei! Mann, das ist ein tolles Wort, finde ich; man kann sich richtig vorstellen, wie die Esel und Kamele schreien, wie’s nach teuren orientalischen Gewürzen riecht, wie Ballen schimmernder Seide abgeladen und Kästchen mit Perlen und Edelsteinen in den hauseigenen Safe geschlossen werden. Es muss eine fantastische Atmosphäre geherrscht haben, so mit verschleierten Frauen, die alle total dünn waren und geheimnisvolle, kholumrandete schwarze Augen mit plüschigen Wimpern hatten.«
    Â»Die hättest du wohl gerne gesehen, was?« Yasin lachte fies, aber Emil ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Â»Und dann die Männer in ihren wallenden weißen Gewändern … ich kann mir vorstellen, wie mitleidig sie den armseligen Josef gemustert haben, der so abgerissen daherkam: ›Sorry, alles ausgebucht!‹
    Und wie der auf die Maria mit ihrem dicken Bauch zeigte, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. ›Könnt ihr kein Bett für sie freimachen?‹
    Wie gesagt, die Maria hatte Glück im Unglück, denn der Wirt war Gott sei Dank kein ganz so harter Knochen wie August, der Kaiser. Das Blöde war nur, dass seine Gäste für ihre Unterkunft bezahlt hatten und er beim besten Willen kein Bett herbeizaubern konnte. Na ja, obwohl im Stall die Kamele, Ochsen und Esel dicht an dicht standen, schaffte er’s, dass sie zusammenrückten und für die Maria ein Plätzchen frei wurde. Der Wirt und Josef schichteten ein paar Lagen Heu übereinander, und dann war’s auch schon so weit: das Kind wurde geboren.
    Ohne Hebamme, ohne Arzt, ohne all dem Drum und Dran in Bezug auf Hygiene und so.
    Aber alles ging gut.
    Â»Nur«, fuhr Emil fort, »konnte man das Frischgeborene nicht auf dem Boden liegen lassen, die Ochsen, Esel und Kamele wären aus Versehen vielleicht drauf rumgetrampelt. Also legte Maria oder Josef oder der Wirt das Baby in einen Futtertrog, den man damals Krippe nannte.
    Jetzt kommt der dritte und spannendste Teil der Geschichte; eigentlich ist’s voll Fantasy, würd ich heute mal sagen.



Weil nämlich auf einmal Engel in den Stall flatterten. Die sangen, und natürlich müssen sie göttliche Stimmen gehabt haben, astrein müssen sie die Töne getroffen haben. Hätte ich gerne gehört, ehrlich!«
    Â»Ich auch«, flüsterte
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