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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
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im Restaurant angesetzt werden … Er kennt sich bestimmt gut aus in den heimischen Küchen!«
    Die Anspielung galt Heidmüllers Körperfülle, die er Pias Beobachtungen nach eher seinem unmäßigen Konsum von Chips, Schokoriegeln und Cola verdankte.
    »Das kann Korittki ihm ja mal nahe legen«, meinte Michael Gerlach und sah sie herausfordernd an.
    »Ich glaube nicht, dass ihr Verhältnis zum Kollegen Heidmüller solche Vertraulichkeiten erlaubt …«, erwiderte Broders scharfsinnig.
    Pia bemerkte nicht zum ersten Mal, dass Heinz Brodersüber die Beziehungen der Kollegen untereinander gut informiert war.
    »Da gibt es andere …«, setzte er nach einer kleinen Pause hinzu. Sein Blick ging von Pia zu Marten Unruh und wieder zurück. Sie hatte das Gefühl, erneut die Aufmerksamkeit der Kollegen auf sich zu ziehen. In diesem Moment hasste sie Broders für seine Gabe, die Gefühle seiner Mitmenschen zu durchschauen. Mehr noch hasste sie in diesem Moment jedoch ihre eigene Dummheit …
    Ihren ersten Fall bei der Lübecker Mordkommission hatte Pia Korittki mit ihrem Kollegen Marten Unruh bearbeitet. Sie hatten in einem kleinen Kaff auf dem Lande einen dreifachen Mord aufzuklären gehabt. Vorurteile und gegenseitige Provokationen erschwerten die Zusammenarbeit. Die Ermittlungsarbeit war durch ihr und Unruhs unprofessionelles Verhalten nicht unerheblich belastet worden. Hinzu kamen privater Stress und Druck von oben … Aber all das, ebenso wie die Schuldgefühle wegen eines vielleicht vermeidbaren vierten Mordes, der Schlafmangel und der Alkohol, konnten in Pias Augen nicht entschuldigen, wozu sie sich hatte hinreißen lassen: Mit einem Kollegen ins Bett zu gehen! Einfach so. Und noch dazu in einem miesen kleinen Hotelzimmer am Ende der Welt.
    Sie und Marten Unruh waren danach übereingekommen, dass es ein einmaliger Ausrutscher gewesen war, der niemanden etwas anging. Und seitdem hatten sie kein Wort mehr über diese Nacht verloren. Doch nun machte Broders diese Andeutung, die befürchten ließ, er wisse Bescheid. Die Minuten dehnten sich, ohne dass jemand etwas sagte.
    Manfred Rist räusperte sich: »Ich werde den Eisbeutel mal zurückgeben. Das nächste Mal darf jemand anders dengeständigen Täter spielen. Zumindest dann, wenn die neuen Kollegen jetzt alle so hart draufhauen …«
    »Tja, man soll die holde Weiblichkeit niemals unterschätzen«, kam es trocken von Broders.
    »Wer hat Sie eigentlich ausgebildet, Frau Korittki?«, fragte Rist.
    Gerlach griente: »Conan, der Barbar.«
    Pia bedachte ihn mit einem mahnenden Blick und nannte Rist ein paar Namen. Die Tatsache, dass Broders das Thema nicht weiter verfolgte, ließ hoffen, dass er nur einen Schuss ins Blaue abgefeuert hatte. Sie riskierte noch einen Seitenblick auf Marten Unruh. Dieser hatte sich inzwischen aus der Unterhaltung ausgeklinkt. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und sah nachdenklich aus dem Fenster.
     
     
     
    »Na endlich …«, murmelte Pia, als sie am Abend das Polizeihochhaus verließ. Ein kalter Luftzug ließ sie in ihrem T-Shirt frösteln. Das erste Mal seit Wochen, wie sie meinte. Trotz des lang anhaltend warmen Wetters spürte man abends schon, dass der Herbst nahte. Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und machte sich auf den Heimweg. Es war bereits halb acht.
    Ihr Weg führte sie über die Possehlbrücke, am Stadion Buniamshof vorbei und dann am Traveufer entlang. Sie überquerte die Trave zur Altstadt hin über die kleine Dankwartsbrücke. Als sie in die Straße einbog, die zum Dom hochführte, hörte sie plötzlich dumpfes Trommelschlagen. Stimmengewirr, Musikfetzen und die heiseren Rufe eines Marktschreiers hallten zwischen den eng zusammenstehenden Häuserfassaden wider.
    Wie hatte sie das vergessen können? Heute war der ersteAbend des Lübecker Altstadtfestes. Die Zeitungen hatten verkündet, dass die Stadt am Wochenende an die 400 000 Besucher erwartete. Und oben am Dom, nicht weit von Pias Wohnung entfernt, fand eine Art mittelalterlicher Markt statt.
    Pia wohnte in einem der historischen Wohngänge Lübecks. Im Mittelalter hatte man durch Häuser an der Straßenfront hindurch schmale Gänge geschlagen, um armen Familien in den Hinterhöfen eine Unterkunft innerhalb der Stadtmauern bauen zu können.
    Jedes Mal, wenn Pia ihr Fahrrad durch den Gang schob, musste sie den Kopf einziehen und auf ihre Ellenbogen Acht geben, um nicht an den geschwärzten Mauern anzustoßen. Sie hatte mal gehört, dass die Bauvorschriften damals besagt
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