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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
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Sätze hatten es in sich. Nachdem sie auf das erlösende »senden« geklickt hatte, bot der Rechner weitere, Zeit raubende Beschäftigungsmöglichkeiten.
    Das Telefon klingelte. Gedankenverloren ging Pia davon aus, dass der Adressat ihrer elektronischen Post am anderen Ende der Leitung sei. Sie meldete sich mit einem knappen »Ja«.
    »Korittki?«, kam es fragend aus dem Hörer.
    »Pia Korittki. Mit wem spreche ich?«
    »Kürschner hier. Frau Korittki, es gibt ein Problem.«
    Hauptkommissar Wilfried Kürschner war einer der wenigen Kollegen im Kommissariat, mit denen sie sich siezte. Seine Stimme klang gepresst.
    »Was ist los?« Sie hoffte, dass sie sich wach und vor allem nüchtern anhörte. Wodka auf leeren Magen …
    »Ich habe soeben einen Anruf aus der Einsatzleitstelle bekommen. Auf dem Altstadtfest hat es eine Tote gegeben. Nach Einschätzung der Kollegen ein Mord. Ich bin noch hier draußen in Mölln bei meinem Schwager. Es dauert, bis ich vor Ort sein werde. Wie schnell können Sie in der Innenstadt sein? Breite Straße, Ecke Mengstraße …«
    »Das ist nicht weit von hier. In zehn Minuten bin ich da«, antwortete Pia und sah an sich hinunter.
    »Das ist gut. Wir treffen uns nachher dort. Mal sehen, wen ich noch erreiche. Setzen Sie sich vor Ort mit Polizeihauptmeister Werner Möck in Verbindung.« Er klang erleichtert.
    »Geht in Ordnung, bis nachher«, sagte Pia, aber Kürschner hatte bereits aufgelegt.
    Sie griff nach ihrer Hose, die sie vor einer halben Stunde auf ihr Bett geworfen hatte, um in T-Shirt und Unterhose den Abend zu verbringen. Ein Todesfall in der Altstadt, wahrscheinlich ein Mord! Während sie am Rechner gesessen hatte, war ganz in ihrer Nähe ein Mensch ermordet worden. Pia zog sich eilig an …
    Sie steckte ihre Schlüssel und Papiere ein und verließ das Haus. Als sie ihr Fahrrad auf die Straße hinausschob, lauschte sie verwundert. Die Geräusche des Altstadtfestes hörten sich jetzt anders an als vorhin. Es war ruhiger geworden. Gleichzeitig meinte Pia, ein aufgeregtes Summen aus der Ferne zu hören.
3. KAPITEL
    P ia traf als eine der Ersten aus ihrer Abteilung am Tatort ein. Sie half den anwesenden Schutzpolizisten, das rot-weiße Absperrband um Laternenpfähle zu wickeln und an dem Bierstand zu befestigen, um die Schaulustigen von der Toten am Boden fern zu halten.
    Die Festmusik war inzwischen überall abgeschaltet worden. Hin und wieder hörte man eine Sirene heulen, wenn sich ein weiteres Einsatzfahrzeug seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Außerdem hallten die aufgeregten, wenn auch gedämpften Stimmen der Altstadtfestbesucher zwischen den Häusern wider. Pia hörte jemanden weinen, konnte dem Geräusch aber keine Person zuordnen. Und auch dieses rätselhafte Summen war wieder da. Sie wusste aber nicht, ob es vielleicht nur in ihrem Kopf stattfand.
    Die Ermordete lag auf dem schmutzigen Straßenpflaster, etwa zwei Meter vom Tresen eines Bierstandes entfernt. Pia konnte sehen, dass aus dem Rücken der Frau das Heft einer Stichwaffe ragte. Sie trug ein schwarzes Oberteil, deshalb war das Blut an ihrem Rücken nur als feuchter Fleck zu erkennen. Unter ihr bahnten sich dünne rote Rinnsale einen Weg zwischen den Pflastersteinen ins Erdreich.
    Es war erschreckend: Mitten im Menschengetümmel des Altstadtfestes war soeben eine Frau ermordet worden. Pia vermutete, dass sich die Haut der Frau noch warm anfühlen würde, wenn man sie jetzt berührte. Fast hatte sie den Wunsch, das zu tun. Den Rest von Leben wahrzunehmen, als ob damit an der Tatsache des Todes noch irgendetwas zu ändern wäre. Doch die Uhr ließ sich nicht zurückdrehen.
    Pia schätzte, dass die Ermordete etwa vierzig Jahre alt war. Sie trug eine helle Leinenhose und einen schwarzen Pulli. Ein Schuh war ihr vom nackten Fuß gerutscht, Pia konnte das Emblem eines teuren Schuhfabrikats erkennen. Eine kleine schwarze Ledertasche befand sich nicht weit von dem leblosen Körper entfernt auf dem Pflaster.
    Die Tote lag auf der Seite, das dunkle Haar fächerförmig ausgebreitet. Ein Bein war ausgestreckt, das andere angezogen, ihr Arm ruhte leicht angewinkelt vor ihrem Gesicht. Es sah so aus, als wäre die Frau von irgendwem so auf die Seite gedreht worden. Die hilflose Annahme eines Umstehenden vielleicht, eine stabile Seitenlage könne bei einer tödlichen Stichwunde noch irgendwie hilfreich sein.
    Das Team aus dem Notarztwagen stand untätig an der Seite. Sie hatten zweifelsfrei festgestellt, dass sie der Frau am
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