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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
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wahrscheinlich annähernd das doppelte Gewicht auf die Waage. Sie warf sich zwischen ihn und die Tür, um ihn zu stoppen. Der Flüchtende packte sie und schleuderte sie wie eine Schaufensterpuppe zur Seite. Pia gelang es gerade noch, ihm im Fallen sein Bein wegzuhebeln, sodass er ebenfalls das Gleichgewicht verlor.
    Rist war trotz seines Kampfgewichtes schnell wieder auf den Beinen. Pia packte seine Arme. Er drehte sich zu ihr um, befreite sich aus ihrem Griff, und sie spürte frustriert, dass sie gegen seine Muskelkraft wenig ausrichten konnte.
    Bevor er die Tür aufreißen und verschwinden konnte, versetzte Pia ihm einen harten Stoß gegen seine Nase. In dem Moment, als er breitbeinig dastand und verdutzt nach seiner Kartoffelnase griff, riss Pia das Knie hoch und landete einen Treffer zwischen seinen Beinen. Er stieß einen fast tierisch wirkenden Schrei aus. Dann sank er langsam zu Boden.
    Im ersten Moment war es ein gutes Gefühl, den Mann am Boden zu sehen. Pia wähnte sich siegreich. Sie hatte die Flucht eines Straftäters verhindert, während Broders nur wie gelähmt hinter seinem Schreibtisch gehockt hatte. Heinz Broders, der jetzt so komisch zuckte … der sich die Hand vors Gesicht hielt und sich krümmte … Broders, der lachte und lachte, als wäre gerade der Witz des Jahrhunderts zum Besten gegeben worden.Sie mussten ein merkwürdiges Bild abgegeben haben, als sie kurze Zeit später zusammen die Kantine betreten hatten. Broders ging links und Pia rechts von einem breitbeinig humpelnden Mann mit angeschwollener Nase, aus der ein dünner Blutfaden lief. Pias Gesicht glühte. Broders wirkte eher blass. Er hatte sich von seinem Lachkrampf erholt und inzwischen eingesehen, dass sein Scherz außer Kontrolle geraten war.
    Pia kümmerte sich nicht weiter um die verwunderten Blicke ihrer Kollegen am hintersten Tisch. Sie waren, welch ein Zufall, fast alle versammelt. Michael Gerlach, Marten Unruh und auch Conrad Wohlert schienen ihre Ankunft bereits zu erwarten.
    Pia steuerte zuerst die Essensausgabe an und bestellte einen Eisbeutel.
    »So etwas haben wir hier nicht. Heute gibt’s Schnitzel, Möhrengemüse und Rote Grütze zum Nachtisch …«, meinte der Koch verständnislos.
    »Komm schon, es geht um eine schlimme Verletzung. Ihr habt doch bestimmt irgendwo Eis, das man in eine Plastiktüte abfüllen kann?«
    »Um was für eine Verletzung handelt es sich denn?«
    Pia beugte sich zu ihm vor und flüsterte dem jüngsten Koch der Kantine etwas ins Ohr.
    Er grinste. »Ah ja? So ein Notfall also. Ist das nicht eher was für die Sanis?«
    »Will er nicht. Hast du nun Eis oder nicht?«
    Kurz darauf erreichte Pia mit einer großen Tüte voll Eis den Tisch. Sie überreichte sie dem angeschlagenen Manfred Rist, der sich inzwischen zu ihren Kollegen gesetzt hatte. Er schob sich die freundliche Gabe zwischen seine Beine.
    Wie sich herausgestellt hatte, war Manfred Rist ein Kollegeder Kripo Flensburg. Er hatte auf Broders Betreiben hin an diesem groben Scherz mitgewirkt, dessen Ziel es war, die neue Kollegin etwas ins Schwitzen zu bringen. Scherze dieser Art hatte man auch mit anderen Kollegen schon getrieben, aber Pia zeichnete sich dadurch aus, dass sie ungewöhnlich schlagkräftig gewesen war.
    Während alle, die nicht mit dabei gewesen waren, noch Broders Schilderungen lauschten, kämpfte Pia mit zwiespältigen Gefühlen. Einerseits tat es ihr Leid, dass sie so hart zugeschlagen hatte, andererseits schien ihr ihr vehementes Eingreifen einigen Respekt verschafft zu haben. Ihr Herz schlug immer noch wie nach einem Tausendmeterlauf. Hungrig war sie jetzt jedenfalls nicht. Der Geruch nach zerkochtem Gemüse und Frittierfett hing wie ein aufdringliches Parfüm in der warmen Kantinenluft.
    »Seid ihr mit dem Mordfall Biederstätt schon weiter gekommen?«, hörte sie Rist durch das Klappern von Tellern und Bestecken hindurch fragen.
    Marten Unruh seufzte. »Nein, es ist zum Verrücktwerden. Die ganze Stadt scheint in eine Art Sommerlethargie verfallen zu sein …«
    »Mir gefällt es, dass es zurzeit so ruhig ist«, warf Heinz Broders ein, »ich will übernächste Woche in Urlaub fahren. Das erste Mal seit drei Jahren.«
    »Kein Wunder, dass der Fall Biederstätt sich so dahinschleppt. Wenn Heinz seit Wochen nur daran denken kann, was er in seinen Koffer packen soll und was nicht.«
    »Halt’s Maul, Gerlach!«, antwortete Broders mit seinem unnachahmlichen Charme.
    Gerlach berichtete Rist ungerührt: »Dieser Mord an dem
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