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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3
Autoren: Jennifer Schreiner
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gefiel, so umschmeichelt zu werden. Aber ich wagte es auch nicht, zu nett zu sein, da ich ihm keine Hoffnung auf mehr machen wollte. „ Dir kann man es auch gar nicht recht machen: Erst stört es dich, dass er sich keine Mühe gibt und dir Zeit lässt. Jetzt stört es dich, dass er versucht dich für sich zu gewinnen.“ Ich war aufgewühlt und ich hatte Angst vor meinen eigenen Gedanken.
    „ Ich bin doch kein Schimpansenweibchen, welches mit seinem Mann im Gebüsch verschwindet!“ Sex erschien mir so primitiv, so wenig einem Menschen gebührend. „Unterscheiden wir uns so wenig von den Tieren, dass wir – Nein, Korrektur: Adam – das Bedürfnis nach solch körperlicher Gemeinschaft haben?
    Wo wir doch Jahve so ähnlich sind? Und den Engeln, die weiblich und männlich sein können?“ Diese vollkommenen Wesen schienen keinerlei körperliche Bedürfnisse zu verspüren.
    Ich verspürte auch kein Verlangen nach körperlicher Nähe, aber vielleicht war ich auch zu stolz, um es zuzulassen. Ich wollte nicht zu einem Tier werden und mich von primitiven Trieben leiten lassen; ich wollte keine körperlichen Bedürfnisse verspüren.
    „ Und diese Engel! Was glauben sie eigentlich, wer sie sind?“ Dauernd schlichen sie um uns herum, hörten und sahen, welche Mühe sich Adam machte, mir zu gefallen. In einigen ihrer Gesichter konnte ich deutlich Ungeduld und Missmut lesen. „Ha! Sollen sie sich doch umwerben lassen, wenn sie so neugierig auf Körperlichkeit sind. So neidisch darauf, dass ich stofflich bin und Sex haben könnte, wenn ich wollte!“
    Das war es, was mir wirklich bitter aufstieß, dass einige Engel auch noch eifersüchtig zu sein schienen. „Auf was genau?“, fragte ich mich.
    Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, bei einigen von ihnen hatte die Erschaffung von Adam und mir völlig ausgereicht. Bei anderen schien es der Gedanke an Sex zu sein, den sie anscheinend niemals haben konnten.
    Durch meinen Unwillen, den Trieben des Körpers nachzugeben, schien ich sowohl ihr Interesse als auch ihren Unwillen auf mich gelenkt zu haben. Ich hatte anscheinend einen wunden Punkt berührt.
    Ich warf einen Blick auf die Engel, die schon wieder auf der Lichtung herumstromerten und traf eine Entscheidung. Da ich ausnahmsweise vor Adam wach war, beschloss ich, die Grenzen Edens alleine zu erkunden.
    Im Laufe der ersten Stunde verdoppelte sich die Zahl der Engel um mich herum auf zwanzig. Auf den meisten Gesichtern sah ich Angst, als wenn sie ahnen würden, was ich versuche auszukundschaften. Auf einigen erkannte ich Feindseligkeit, aber es gab auch einige, die mich wohlwollend betrachteten.
    „ Also doch! Auch die Engel sind nicht frei von Gefühlen!“ Ich war mir sicher, dass sich einige durchaus wünschten, sie dürften eingreifen.
    Ich grinste einmal in die Runde der kleinen Armee, die um mich herum lief, überall war das Geraschel von Flügeln und Federn zu hören. Ich glaubte, sie waren aufgeregt und verständigten sich ohne Worte, auf eine Weise, die mir fremd war.
    „ Vielleicht hoffen auch sie darauf, dass etwas geschieht? Vielleicht ist ihnen langweilig? Es ist ja niemand anderes da, den sie beobachten können.“ Nur Adam und ich.
    „ Wenn mehr Menschen hier wären, hätte jeder seinen eigenen, persönlichen Engel!“, dachte ich und war von der Vorstellung gerührt, dass es viele Menschen auf der Welt geben und jeder seinen eigenen Engel haben könnte. Gleichzeitig wusste ich, dass ich nichts tun konnte, um meinen Wunschtraum wahr werden zu lassen.
    Ich seufzte, denn ich würde gerne etwas Unbeobachtetes machen. Irgendeine Kleinigkeit. Etwas, an dass nur ich mich erinnern würde. Bis in alle Ewigkeit.
    Ich tröstete mich damit, dass meine Gedanken MEINE Gedanken waren und niemand sie mir wegnehmen konnte. – Ebenso wenig, wie meine Träume. – Die kannte niemand.
    Plötzlich äußerte meine innere Stimme einen schrecklichen Gedanken: „Können sie meine Gedanken verstehen? Oder die Adams?“
    Grauenvolle Angst schlich auf kalten Klauen in mein Denken. Wenn selbst meine Gedanken unter Beobachtung stehen sollten, wäre ich ein Teil, mehr als je zuvor, weil man mir vorgaukelte, frei zu sein!
    Ich wurde wütend bei diesem Gedanken. Konnte es sein? „Wirst du nicht beobachtet, sondern überwacht? Wird nicht nur jeder deiner Schritte, sondern auch jeder Gedanken überprüft und bewertet? War ich ein Versuchsobjekt für die Engel, so wie Adam Tiere als Versuchsobjekte benutzt und sie
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