Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel für den Duke

Engel für den Duke

Titel: Engel für den Duke
Autoren: K Martin
Vom Netzwerk:
ihrer Taille eine schmale Form verliehen. Dabei zog sie die schmalen Brauen über ihren beinahe violetten Augen kritisch zusammen. „Was meinst du, Lily?“
    Lily Moran, ihre Cousine dritten Grades und Gesellschafterin während der vergangenen sechs Jahre, lachte. „Deine Figur ist perfekt, und das weißt du.“
    Jocelyn lächelte schelmisch. „Meinst du, der Duke wird das bemerken?“
    Lily schüttelte den Kopf. „Jeder Mann, der dich sieht, bemerkt das, Jo.“ Beide Frauen waren etwa gleich groß, doch im Gegensatz zu Jocelyn war Lily blond und dünn. Sie hatte meergrüne Augen und Lippen, die sie selbst ein wenig zu voll fand. Sie war hübsch auf etwas weniger auffallende Art, ganz und gar nicht wie Jo, bei deren Anblick Männer einfach stehen blieben, nur um sie anzustarren.
    „Bist du fertig mit Packen?“, fragte Jocelyn. Was bedeutete: Lily, hast du auch für mich gepackt? Ihrer Zofe Elsie traute Jo nämlich nicht zu, die richtige Garderobe für die Reise zusammenzustellen, bei der sie den Mann treffen würde, der bald ihr Verlobter sein würde: den Duke of Bransford. Es war Lily, der sie vertraute, Lily, die ein Jahr älter war als sie und auf die sie sich mehr und mehr verließ.
    „Ich bin fast fertig“, sagte Lily. „Alles außer der Unterwäsche habe ich für dich im Ankleidezimmer herausgelegt. Du musst nur noch Phoebe anweisen, deine Kleider in den Koffern zu verstauen, ehe du abreist.“
    Jocelyn drehte sich vor dem Spiegel, um sich aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. „Ich frage mich, wie das Haus wohl sein wird. Vater sagt, Bransford Castle wäre ein schrecklicher Ort – aber ich glaube, bis vor ein paar Jahren war es eines der herrlichsten Anwesen in England. Es ist kein richtiges Schloss, weißt du, es ist nur dreihundert Jahre alt. Es ist groß, sagt Vater, vier Stockwerke hoch und wie ein U geformt, mit einem Garten im Innenhof und vielen Erkern und Türmen. Es hat sogar ein Labyrinth.“
    Als Jocelyn lächelte, wurden ihre hübschen, perlweißen Zähne sichtbar. „Vater sagt, es würde mir Spaß machen, es wieder herzurichten.“
    Lily lächelte. „Den wirst du zweifellos haben.“ Allerdings glaubte sie, dass Jo sich nach den ersten sechs Monaten schrecklich langweilen würde, sodass ihre Mutter kommen und das vollenden würde, was die frischgebackene Duchess von ihrem neuen Zuhause erwartete.
    „Ich hoffe, dass Mutter und ich eine solche Unterkunft ertragen. Ich bin froh, dass wir nicht länger als eine Woche bleiben müssen.“ Gerade lange genug, damit Jocelyn und ihr zukünftiger Verlobter einander kennenlernen konnten. „Ich bin so froh, dass ich entschieden habe, dass du ein paar Tage vorher nach Bransford reist. Damit solltest du Zeit genug haben, um diesen Ort für uns vorzubereiten.“
    „Ich bin sicher, dass der Duke alles in seiner Macht Stehende tun wird, damit du und deine Mutter es bequem habt, Jocelyn.“
    Jo streckte den Arm aus und ergriff Lilys Hand. „Aber du wirst dich doch persönlich darum kümmern, ja? Du weißt, was ich gern habe – wie ich meinen Kakao am Morgen mag, wie heiß mein Badewasser sein muss. Du wirst doch die Dienerschaft vorbereiten und ihnen meine besonderen Bedürfnisse erklären?“
    „Natürlich.“
    Jocelyn wollte sich abwenden, doch dann wirbelte sie herum. „Oh, und vergiss nicht, die getrockneten Rosenblätter mitzunehmen. Sie verleihen meinem Bad genau den richtigen Duft.“
    „Das werde ich nicht vergessen.“ Seit Lily vor sechs Jahren in Meadowbrook angekommen war, hatte sie sich um Jocelyn gekümmert. Das war für Lily eine große Veränderung gewesen, denn seit ihrem zwölften Lebensjahr, als ihre Eltern an der Cholera gestorben waren, hatte sie in Armut gelebt.
    An ihrem sechzehnten Geburtstag hatte ihr Onkel Jack Moran verkündet, dass sie die Dachkammer verlassen würde, die sie bis dahin bewohnt hatte. Sie würde nun bei ihrem reichen Cousin Henry Caulfield und dessen Frau Matilda leben, um deren einziger Tochter Gesellschaft zu leisten – der fünfzehnjährigen Jocelyn.
    Lily hatte nicht gehen wollen. Sie liebte ihren Onkel. Er und seine Freunde waren seit dem Tod ihrer Eltern ihre Familie gewesen. Sie hatte ihn angefleht, bleiben zu dürfen, aber er hatte abgelehnt. Jack Moran war ein Dieb. Er verdiente sein Geld damit, es anderen Leuten wegzunehmen. Als Lily erwachsen wurde, entschied er, dass sie ein solches Leben nicht führen sollte.
    Sie erinnerte sich an ihren letzten gemeinsamen Tag so deutlich, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher