Engel für den Duke

Verrat hatte Reese sich nie recht erholt. Und er hatte ihr nie verziehen.
    „Eines kann ich dir versprechen“, sagte Royal zu ihm. „Wenn du Gerste anbaust, hast du einen Käufer für deine gesamte Ernte.“
    Reese sah ihn fragend an. „Das klingt interessant. Deinem Grinsen nach zu urteilen scheint es mir, als würde der Besitz der Bransfords sich erholen. Tatsächlich überrascht mich das nicht.“
    Offenbar freute der Bruder sich über seinen Erfolg, doch Royal sah, dass Reese nicht glücklich war über die Umstände, die ihm das Leben – und sein Vater – aufgezwungen hatten. Royal fragte sich, ob ein rastloser Mann wie Reese jemals als Landbesitzer glücklich werden könnte.
    Oder ob er fähig sein würde, sich mit Elizabeth Clemen’s so lange zurückliegendem Verrat auseinanderzusetzen, wenn die bloße Erwähnung ihres Namens genügte, um ihn mit den Zähnen knirschen zu lassen. Außerdem fragte Royal sich, was sein Bruder wohl tun würde, wenn er herausfand, dass Elizabeths Ehemann im vergangenen Jahr gestorben war.
    Royal nahm noch einen Schluck Brandy und betrachtete seinen Bruder über den Rand des Glases hinweg. Im Augenblick wollte er sich über Reeses Zukunft keine Sorgen machen. Dafür blieb noch Zeit genug. Stattdessen wollte er heute Reeses sichere Rückkehr und seine und Lilys Hochzeit feiern.
    Seine Frau sah ihn an, und beim Anblick seiner schönen, sanften und doch so mutigen Gemahlin zog sich ihm das Herz zusammen. Royal nahm Lilys schmale Hand und sprach ein stummes Gebet, in dem er für den Tag dankte, an dem er sie im Schnee gefunden hatte.
    – ENDE –