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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis
Autoren: Camilla L�ckberg
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an deine leiblichen Eltern gedacht?«, fragte Erica neugierig, während sie sich ein Dumlekola-Bonbon von dem Teller mit den gemischten Süßigkeiten nahm, den sie auf den Tisch gestellt hatte.
    »Natürlich habe ich das manchmal getan«, sagte Göran, »aber andererseits … haben meine Mutter und mein Vater, ich meine, Märta und Wilhelm, mir irgendwie gereicht. Doch selbstverständlich habe ich mich hin und wieder gefragt, warum sie mich weggegeben haben.« Er zögerte. »Soweit ich verstanden habe, hatte Elsy es nicht leicht.«
    »Das stimmt.« Erica warf Anna einen Blick zu. Sie hatte nicht gewusst, wie viel sie ihrer jüngeren Schwester zumuten konnte. Wie immer hatte sie die Tendenz, sie zu beschützen. Doch nachdem sie sich bewusst gemacht hatte, dass Anna schon viel schlimmere Dinge überstanden hatte als sie selbst, hatte sie ihr alles erzählt, was sie wusste, und ihr die Tagebücher gegeben. Anna hatte es mit Fassung getragen, und nun waren sie alle hier bei Erica und Patrik versammelt. Drei Geschwister. Zwei Schwestern und ein Bruder. Es war ein merkwürdiges Gefühl, aber aufeine seltsame Weise fühlte es sich auch ganz natürlich an. Vielleicht war Blut tatsächlich dicker als Wasser.
    »Ich nehme an, es ist zu spät, um mich in die Wahl eurer Männer einzumischen.« Göran zeigte lachend auf Patrik und Dan. »Das Stadium habe ich anscheinend verpasst.«
    »Sieht so aus.« Erica nahm sich noch ein Dumlekola.
    »Ich habe übrigens gehört, dass sie den Mörder gefasst haben. Es war der Bruder.« Auf einmal wurde Göran ernst.
    Patrik nickte. »Er saß auf dem Flughafen und hat gewartet. Merkwürdig, denn er hätte abhauen können, wenn er gewollt hätte. Wir hätten ihn wahrscheinlich nie geschnappt. Meine Kollegen haben mir jedoch erzählt, dass er äußerst kooperativ war.«
    »Warum hat er eigentlich seinen Bruder erschlagen?« Dan legte Anna den Arm um die Schultern.
    »Ich weiß es nicht genau. Sie sind noch dabei, ihn zu verhören.« Patrik reichte Maja ein Stück Schokolade. Sie saß neben ihm auf dem Fußboden und spielte mit der Puppe, die Görans Mutter ihr geschenkt hatte.
    »Man fragt sich ja doch, warum er, also der verstorbene Bruder, meinem Vater all die Jahre Geld überwiesen hat. Soweit ich das verstanden habe, war doch nicht er mein Vater, sondern dieser Norweger, oder habe ich alles durcheinandergebracht?«, fragte Göran und sah Erica an.
    »Nein, da hast du vollkommen recht. Laut den Tagebüchern meiner Mutter hieß dein Vater Hans Olavsen oder eigentlich Hans Wolf. Erik und Mutter scheinen nie eine romantische Beziehung gehabt zu haben. Ich weiß also nicht …« Erica saugte nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Wir werden es bestimmt erfahren, wenn wir mehr über die Aussage von Axel Frankel wissen.«
    »Mit Sicherheit«, nickte Patrik.
    Dan räusperte sich. Alle sahen ihn fragend an. Nachdem er und Anna einige Blicke getauscht hatten, sagte Anna schließlich: »Tja … wir haben übrigens Neuigkeiten.«
    »Aha?« Erica machte ein neugieriges Gesicht und steckte sich noch ein Dumlekola in den Mund.
    »Wir bekommen ein Baby. Im Frühjahr.«
    »Nee! Das ist ja super!«, kreischte Erica, stürzte um den Tisch herum und fiel zuerst ihrer Schwester und dann Dan um den Hals. Anschließend setzte sie sich mit leuchtenden Augen wieder hin.
    »Wie fühlst du dich? Wie geht es dir? Ist dir schlecht?« Wie ein Maschinengewehr feuerte sie ihre Fragen ab. Anna musste lachen.
    »Ich fühle mich total mies, aber das war bei Adrian genauso. Außerdem habe ich ständig Appetit auf Polkagrisar.«
    »Ausgerechnet Zuckerstangen«, lachte Erica, »aber ich darf eigentlich nichts sagen, denn als ich schwanger war, habe ich dauernd Dumlekola in mich hineingestopft …« Sie hielt mitten im Satz inne und starrte auf das Häufchen Bonbonpapier vor ihrer Nase. Dann sah sie Patrik an und merkte an seinem offenen Mund, dass er die gleiche Beobachtung gemacht hatte. Fieberhaft überlegte sie. Wann sollte ihre Regel kommen? Sie hatte sich so auf diese Geschichte mit ihrer Mutter konzentriert, dass sie darüber gar nicht nachgedacht hatte … Vor zwei Wochen! Ihre Periode war seit zwei Wochen überfällig! Sprachlos glotzte sie wieder das Häufchen Dumlekola-Papier an. Dann hörte sie Anna lauthals lachen.

Fjällbacka 1945
    A xel hörte unten Stimmen. Mühsam kämpfte er sich aus dem Bett hoch. Es würde noch dauern, bis er wieder bei Kräften war, hatte der Arzt bei seiner Ankunft in Schweden gesagt. Sein
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