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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium
Autoren: Gmeiner-Verlag
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um mir mitzuteilen, dass Rosell verstorben ist, war ich schon fast bei ihm. Ich war wirklich nur noch zwei Straßenzüge entfernt. Ich bin hingefahren und zu seinem Haus gegangen. Es war alles ruhig. Was ja auch kein Wunder war. Aber dann bin ich zwei Häuser weiter gegangen. Dort wohnt auch ein Deutscher. Pensionierter Bankier, wie ich mittlerweile weiß. Der treibt jeden Morgen auf seinem Grundstück Sport. Er beginnt in aller Herrgottsfrühe, weil es dann noch nicht so warm ist. Ich habe ihn über die ganzen Tage beobachten können, wie er Dehn- und Fitnessübungen macht. Sein Grundstück hat keine Mauer drum herum, sondern einen kunstvoll geschmiedeten Zaun. Ich war schon früher mit ihm in Kontakt gekommen, weil er gelegentlich mein Kommen und Gehen bemerkt hatte. Ich habe ihm gesagt, ich sei Agent für eine Versicherung. Das fand er ausgesprochen spannend und dachte sich natürlich auch, dass ich in Sachen Rosell ermittle. Denn der Fall war ja auch hier bekannt. Sie erinnern sich an das Hochglanzmagazin, das eine Serie über das Sterben von Rosell bringen wollte. – Kurz: Ich bin zu ihm hin, aber er war gerade nicht da. Seine Frau sagte, er sei zum Einkaufen in den Ort gegangen. Aber es dauerte über eine Stunde, bis er zurückkam. Als er endlich zurückkehrte, habe ich ihn gefragt, ob er heute Morgen Sport gemacht hatte. Das hatte er. Aber er hatte keinen Leichenwagen gesehen. Und er hätte doch bei ihm vorbeifahren müssen, denn die Straße ist bekanntlich eine Sackgasse.«
    Schürmann hielt triumphierend die Arme verschränkt. Alex, Conny und ihr Freund hörten erstaunt zu.
    »Dann habe ich versucht, Sie anzurufen, Herr Knobel, um Ihnen mitzuteilen, dass Herr Rosell offensichtlich gar nicht verstorben ist. Aber Ihr Handy war abgeschaltet. Das erschien mir schon merkwürdig, denn wir wollten ja später noch mal telefonieren. Dann habe ich Ihnen eine entsprechende SMS geschickt und ein paar Minuten gewartet. Es kam nichts. Mir war nun klar, dass da was passiert sein musste. Sie hatten mir ja gesagt, dass Sie auf dem Weg nach Tasarte waren, und glücklicherweise haben Sie mir vor ein paar Tagen das Haus hier recht genau beschrieben. Man kann es wirklich nicht verfehlen. Also habe ich mein altes Auto über die Berge gehetzt. Kurz bevor ich hier unten anlangte, kam mir der Porsche rasant entgegen. Ich habe die beiden dennoch erkannt: Jens Hobbeling am Steuer, Julita Rosell daneben. Sie hatten mir ja gesagt, dass er jetzt kurze Haare trägt. Spätestens da wusste ich, dass wirklich was passiert war.«
    »Julita Rosell wollte mit dem Boot fahren«, warf Stephan ein.
    »Ich habe mir erlaubt, letzte Nacht auf das Boot zu klettern und schlicht Klebstoff in die Schließzylinder zu schmieren. Es reicht, dass sie mich bzw. meine Frau einmal abgehängt hat. Wenn, dann fahren wir hier alle Auto«, bestimmte er stolz und freute sich.
    »Wenn Justus Rosell noch gar nicht tot ist, dann ahne ich, warum die beiden hier so schnell weggefahren sind«, sagte Stephan. »Um Gottes willen, Schürmann, wissen Sie, was jetzt passiert?«
    Stephan stand abrupt auf und taumelte.
    »Es passiert nichts, Herr Knobel, setzen Sie sich wieder hin! – Natürlich, die beiden werden wissen, dass Sie von der Vollmacht Gebrauch gemacht haben. Ihre Akte haben sie im Haus in den Flur geworfen, Ihr Handy auch. Liegt jetzt alles neben Ihnen, Herr Knobel, schauen Sie mal nach.«
    Stephan blickte kurz zur Seite. Die Akte und das Handy lagen im angefeuchteten Gras.
    »Ja, die beiden müssen jetzt schnell Justus Rosell umbringen, damit er stirbt, bevor unsere Maßnahme greift«, folgerte Schürmann.
    »Die beiden müssten schon in seinem Haus sein«, schrie Stephan. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Der Schmerz hämmerte.
    »Er ist in Sicherheit«, beruhigte Schürmann. »Entspannen Sie sich, Herr Knobel, Sie dürfen sich in Ihrem Zustand nicht bewegen. – Es ist doch klar, dass ich Ihren Mandanten nicht im Stich gelassen habe! Als ich von dem Nachbarn gehört habe, dass kein Leichenwagen da war, bin ich zu Rosells Grundstück und habe mir vom Hang gegenüber einen faustdicken Stein besorgt. Der erste Versuch schlug fehl. Neuer Stein, zweiter Versuch. Dann war die Scheibe neben der Eingangstür kaputt. Ich lief zurück zum Nachbarn und machte die erschreckende Mitteilung, dass bei Rosells wohl eingebrochen worden sei. Die Polizei war binnen Minuten da und kurz darauf auch ein Krankenwagen, der den einsamen in dem Haus liegenden bettlägerigen
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