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Endlich

Endlich

Titel: Endlich
Autoren: Christopher Hitchens
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Besonderes herausgebildet zu haben, und ich bin froh, dass niemand um meinetwillen irgendwelche gefährdeten Tierarten abschlachten möchte.
    Es geht nur dann in Ordnung, wenn ich etwas Objektives und Stoisches sage: Ian bemerkt, es würde eine Zeit kommen, da ich loslassen müsste. Carol fragt wegen Rebeccas Hochzeit: »Hast du Angst, dass du England nie wiedersehen wirst?«
    Auch gewöhnliche Ausdrücke wie »abgelaufen« … Werde ich meine American-Express-Karte überleben? Meinen Führerschein?
    Die Leute fragen: Ich bin am Freitag in der Stadt, bist du da? Was für eine Frage!
    Kalte Füße (bis jetzt nur nachts) – »periphere Neuropathie« ist wieder eins von diesen Wörtern (wie »nekrotisch«), die den Tod-im-Leben des Systems beschreiben.
    Und du verlierst Gewicht, aber der Krebs ist nicht daran interessiert, dein Fett zu fressen. Er will die Muskeln. Die Tumorhausen-Diät hilft da nicht viel.
    Am schlimmsten ist das Chemohirn. Abgestumpft, wie betäubt. Und wenn die ausgedehnte üppige Folter nur das Vorspiel zu einer grausamen Hinrichtung ist?
    Der Körper wird vom verlässlichen Freund zum eher Neutralen, dann zum tückischen Feind … Proust?
    Wenn ich mich bekehre, dann deswegen, weil es besser ist, dass ein Gläubiger stirbt als ein Atheist.
    Man hört nicht einmal etwas von einem Wettlauf bei der Entwicklung einer Therapie …
    Papierkram, der Fluch von Tumorhausen.
    Das Elend, sich selbst auf alten Videos oder YouTube-Clips zu sehen …
    »Graduelle Aufklärung« noch kein Problem für mich.
    Michael Kordas Buch Man to Man …
    Man gewöhnt sich so an schlechte Nachrichten, dass man bei guten reagiert wie Breytenbach im Fall der Torte. Angenehm, sagen zu dürfen: Nun, wenigstens muss ich jetzt das nicht machen.
    Larkin in »Aubade« gut, was die Angst betrifft, mit implizitem Vorwurf gegen Hume und Lukrez wegen ihres Stoizismus. In gewisser Weise angemessen: Auch Atheisten sollten keinen Trost anbieten.
    Banalität der Krebserkrankung. Riesiges Pesthaus voller Nebeneffekte. Spezialität des Tages.
    Vgl. Szymborskas Gedicht über die Folter und den Körper als Vorratskammer des Schmerzes.
    Aus Alan Lightmans komplexem Roman Einstein’s Dreams (1993 erschienen, spielt 1905 in Bern):
    Mit dem unendlichen Leben geht eine unendliche Liste von Verwandten einher. Großeltern sterben niemals, ebenso wenig Urgroßeltern, Großtanten und so fort, immer weiter zurück durch all die Generationen, die alle am Leben sind und gute Ratschläge erteilen. Söhne können nie aus dem Schatten ihres Vaters heraustreten. Und Töchter nicht aus dem der Mutter. Niemand kommt je zu seinem Recht … Das ist der Preis der Unsterblichkeit. Niemand ist ganz. Niemand ist frei.

Nachwort von Carol Blue
    Auf dem Podium war mein Mann eine Nummer, nach der man eigentlich nicht mehr auftreten wollte.
    Wenn Sie ihn je erlebt haben, teilen Sie vielleicht nicht unbedingt Richard Dawkins’ Einschätzung, dass er »der größte Redner unserer Zeit« war, aber Sie werden wissen, was ich meine – oder zumindest werden Sie nicht denken: Sie ist seine Frau, sie sagt das natürlich.
    War er runter vom Podium, dann war mein Mann eine Nummer, nach der man eigentlich nicht mehr auftreten wollte.
    Bei einem der lauten, fröhlichen, improvisierten Acht-Stunden-Abendessen, die sich so oft bei uns zuhause ergaben, wo sich um den Tisch Botschafter, Zeitungsschreiber, Dissidenten, Studenten und Kinder so dicht drängten, dass man mit den Ellbogen zusammenstieß und Schwierigkeiten hatte, ein Plätzchen für das Weinglas zu finden, stand mein Mann dann auf, um einen Trinkspruch auszubringen, der aus zwanzig bewegenden, atemlosen, hysterisch komischen Minuten mit Gedichten und Limericks, Witzen und dem Kampfruf für eine gute Sache bestehen mochte. »Wie schön es ist, wir zu sein«, sagte er dann mit seiner vollkommenen Stimme.
    Mein Mann ist eine Nummer, nach der man eigentlich nicht mehr auftreten kann.
    Trotzdem muss ich jetzt nach ihm auf die Bühne. Ich bin gezwungen, das letzte Wort zu haben.
    Es war ein Frühsommertag in New York, und man konnte an diesem schönen Tag nur ans Leben denken. Genauer gesagt war es der 8. Juni 2010, der erste Tag seiner amerikanischen Lesereise. Ich lief, so schnell ich konnte, die East 93rd Street hinunter, voll Freude und Aufregung bei seinem Anblick. Er trug einen weißen Anzug. Er strahlte. Er starb auch, aber das wussten wir noch nicht. Und ganz genau wussten wir es erst am Tag seines Todes.
    Früher am Tag
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