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Enders

Enders

Titel: Enders
Autoren: Lissa Price
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Detonation. Sie kam von der Stelle, an der Reece gestanden hatte. Während wir durch die Luft geschleudert wurden, sah ich nichts als einen grellweißen Blitz.

kapitel 2 Glas- und Metallsplitter spritzten durch die Gegend, regneten aus der Luft herab, prallten vom Boden ab und wurden hochgeschleudert. Ich lag auf dem Rücken, gut abgeschirmt von dem Starter, der sich schützend über mich beugte. Ich schloss die Augen und verschränkte die Arme über dem Kopf. Eine Frau wimmerte. Angst- und Schmerzensschreie drangen aus allen Richtungen auf mich ein, und ich konnte nicht ausschließen, dass ich ebenfalls laut aufgeschrien hatte. Das Ganze schien eine Ewigkeit zu dauern, obwohl in Wahrheit wohl nur Sekunden verstrichen waren.
    Endlich verebbte das grauenhafte Scheppern und Klirren der Explosion. Einen Moment lang herrschte Stille in der Mall, als hielten alle Besucher die Luft an. Dann atmeten sie gleichzeitig aus, und der Lärm begann von Neuem, etwas gedämpfter diesmal. Er erreichte mich in Wogen gespenstischer Echos. Verwundete Enders stöhnten. Starters schluchzten. Manche riefen in Panik nach ihren längst von den Sporen dahingerafften Müttern und Vätern.
    Ich schlug die Augen auf. Der Starter, der mich gerettet hatte, richtete sich auf.
    »Dir ist nichts geschehen«, sagte er. Er hatte den Kopf zur Seite gedreht und horchte angestrengt. »Die Marshals kommen. Ich muss los.«
    »Warte.« Ich setzte mich mühsam auf.
    »Ein anderes Mal. Wir sehen uns wieder.«
    Als ich mich endlich aufgestützt hatte, war er im Chaos untergetaucht, ohne mir die Möglichkeit zu geben, ihm zu danken. Ich schüttelte Glassplitter von meinen Klamotten.
    Blut sprenkelte meine Handrücken. Wie konnte so etwas geschehen? Wie schaffte es der Old Man, den Chip in eine Bombe zu verwandeln?
    Dann wanderten meine Gedanken weiter.
    Tyler. Michael.
    Ich orientierte mich und entdeckte das Schuhgeschäft gleich neben der Stelle, wo die Bombe den schlimmsten Schaden angerichtet hatte. Schutt und Trümmer hinderten mich daran, die kurze Strecke im Laufschritt zurückzulegen. Ich arbeitete mich bis zum Ladeneingang vor, wo ein Wachtposten soeben das, was von Reece noch übrig war, mit seiner Jacke zugedeckt hatte. Einer der silbernen Pumps, die ich noch vor wenigen Minuten bewundert hatte, lag als Aschenputtels verlorener Schuh inmitten von Glasscherben auf dem Boden.
    Meine Sohlen knirschten, als ich das Schuhgeschäft betrat. Auf den Hockern saßen Menschen, die Taschentücher und Golfhandtücher an ihre blutenden Köpfe, Gesichter, Arme und Beine pressten.
    Dann erspähte ich Michael hinter einer Theke im hinteren Teil des Ladens. Er starrte mit gesenktem Kopf nach unten. Ich rannte auf ihn zu.
    Er schaute erleichtert auf. »Callie!«
    »Wo ist Tyler?«, schrie ich ihm entgegen. Tyler erhob sich hinter der Theke. Er hatte ein paar Schrammen abbekommen. Sonst offenbar nichts. Ich umrundete die Schaukästen und drückte ihn an mich.
    »Was ist passiert?«, wollte Tyler wissen.
    »Es gab eine Explosion.«
    »Aber warum? Was ist hier los?«
    Ich las tiefes Unbehagen in seinen Augen. Auch wenn er äußerlich so gut wie unversehrt war, würde diese Begebenheit Narben in seinem Innern hinterlassen.
    »Ich gäbe viel darum, wenn ich das wüsste.«
    Stunden später hatten Marshals und Ermittler das Schuhgeschäft abgeriegelt und die Mall in eine provisorische Polizeistation verwandelt. Ein aus den Läden ringsum herbeigeschlepptes Sammelsurium von Stühlen und Tischen wurde so zu Büroinseln zusammengestellt, dass keiner der Zeugen mithören konnte, was der andere aussagte. Tyler und ich standen in der Schlange und warteten, bis wir drankamen. Ich hatte meinem Bruder die Arme um die Schultern gelegt und ihn ganz eng an mich gezogen. Wir waren als Nächste an der Reihe. Sollte ich preisgeben, was ich wusste? Was würden sie mit mir machen, wenn sie erfuhren, dass ich Stimmen im Kopf hörte? Sie würden mich für verrückt halten.
    Ein Starter-Mädchen erhob sich und verließ einen der Tische. Ein Marshal nickte uns zu und winkte Tyler auf den leeren Platz zu sich. Ich nahm in der nächsten Station Platz. Der Ermittler, der mich befragen sollte, überragte mich selbst im Sitzen. Er war ein muskelbepackter Ender um die hundert, tief gebräunt und mit einem dichten weißen Haarschopf. Ich bemerkte, dass er eine Pistole trug, aber es war der Anblick seines Zip-Tasers, der mich erstarren ließ.
    »Name?«, fragte er.
    »Callie Woodland.«
    Sein
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