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Enders

Enders

Titel: Enders
Autoren: Lissa Price
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schlimmeren Einrichtungen.«
    »Und welche Aufgaben haben Sie uns dabei zugedacht?«, fragte ich.
    »Er will uns als Spione einsetzen«, sagte Michael und verschränkte die Arme.
    »So könnte man es böswillig nennen«, bestätigte Dawson. »Aufklärer wäre mir lieber. Sie besitzen alle diesen Neurochip, der sich nicht entfernen lässt. Warum machen Sie daraus nicht etwas Positives? Unser Land hat einen schweren Schlag erlitten. Die Aktion in der Wüste hat Ihnen andeutungsweise gezeigt, welche Gefahren uns drohen. Brockman selbst ist verhaftet, aber die Hälfte der Bieter entkam. Einige von ihnen waren Amerikaner. Sie werden Sie verfolgen. Sie werden versuchen, über Ihre Familien an Sie heranzukommen. Unser Schutz ist Ihre beste Überlebenschance.«
    Michael und ich sahen uns an.
    »Euer Land braucht euch.« Er sah mich an. »Das gilt ganz besonders für Sie. Nutzen Sie Ihren einzigartigen Chip zum Wohl aller! Mal ganz abgesehen davon, dass die Bezahlung ausgezeichnet wäre.«
    »Weil der Job gefährlich ist«, gab ich zu bedenken.
    »Hat Sie das je gestört?«, sagte Dawson mit einem Grinsen.
    Ich traf mich mit Hyden im Park am Observatorium. Von hier oben überblickte man die ganze Stadt. Wir gingen bis zum Rand und lehnten uns gegen den Zaun. Hyden stand ganz nahe bei mir. Einige Starters und Enders waren heraufgekommen, um die Aussicht bei Sonnenuntergang zu bewundern. Ein bernsteingoldener Schimmer lag auf den Gesichtern der Jungen und der Alten.
    »Dawson war heute bei uns«, berichtete ich. »Ob du es glaubst oder nicht, er machte uns das Angebot, für sein Team zu arbeiten.«
    »Der Mann ist verrückt.« Hyden schüttelte den Kopf. »Kannst du dir vorstellen, dass ich für ihn oder sonst jemand arbeite?«
    »Für ihn ganz bestimmt nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihm jemals verzeihen kann, wie er uns behandelt hat.«
    Hyden ließ seine Blicke über die Stadt hinwegschweifen, die ein wirres Durcheinander von eleganten Bauwerken, mit Brettern zugenagelten Läden, ausgebrannten Vierteln und leeren Swimmingpools bot.
    »So ein Angebot ist noch keine Garantie«, meinte er dann. »Wir beide würden vermutlich gleich am ersten Tag rausfliegen.«
    »Falsch. Zumindest auf dich sind sie angewiesen, Superhirn.«
    »Auf dich und deinen Wunderchip ebenfalls.« Er lächelte mich an.
    Ein Ender-Paar ging Arm in Arm an uns vorbei.
    »Ich hatte mich so darauf gefreut, mit Tyler und meinem Dad zusammen zu sein. Wieder ein Familienleben zu haben.«
    »Was meinte denn dein Vater zu dem Vorschlag?«
    »Der möchte mich am liebsten immer in seiner Nähe wissen«, sagte ich. »Aber er ließ mich schon früher meine Entscheidungen selbst treffen. Und jetzt, nach allem, was ich hinter mir habe, denkt er erst recht nicht daran, mich zu bevormunden.«
    Hyden betrachtete einen Moment lang die Sonne. Seine Miene war ernst, als er mich wieder ansah.
    »Dir muss klar sein, dass sie mehr Sicherheit hätten, wenn du dich Dawsons Gruppe anschließen würdest.«
    Diese Antwort hatte ich nicht erwartet. »Weil ich dann nicht in ihrer Nähe wäre?«
    Er nickte. »Und weil sie Schutz von Dawsons Leuten bekämen.«
    Mir kam in den Sinn, wie verdammt schwer diese Entscheidung war. Endlich mit meinem Dad und Tyler vereint zu sein und wieder ein normales Leben zu führen, war die Erfüllung meines Traums. Aber würde ich mich nicht immer davor fürchten, mich im Spiegel zu betrachten, voller Angst, dass jemand versuchte, von meinem Körper Besitz zu ergreifen?
    Hyden legte einen Arm um meine Schultern. Eng aneinandergeschmiegt schauten wir über die zerstörte Stadt hinweg. Die Sonne loderte noch einmal auf, ehe sie am Horizont versank.
    Eine Woche später stand ich vor einer Gruppe von Gebäuden, an einem geheimen Ort in der Wüste. Im Gegensatz zu Brockmans exzentrischen Labors wirkte der dunkelgraue Komplex glatt und nüchtern.
    Mein Vater stand neben mir, den Arm um meine Schultern gelegt, während Michael Tyler bei Laune hielt. Der Transporter, der uns hergebracht hatte, wartete im Hintergrund. Mehr Fahrzeuge hielten und setzten weitere Metallo-Rekruten ab.
    Savannah, das Mädchen mit dem Schwarzen Gürtel und den Medizinkenntnissen. Lily, die Akrobatin. Jeremy, der Kampfsportler. Briona. Lee. Raj. Blake.
    Wir begrüßten einander kurz, und sie setzten ihren Weg in das Forschungszentrum fort, während wir noch draußen warteten.
    »Vielleicht kam er als einer der Ersten«, sagte Michael zu mir.
    »Er kommt nie als einer der Ersten«,
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