Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders

Enders

Titel: Enders
Autoren: Lissa Price
Vom Netzwerk:
Personen gleichzeitig mit ihrem Neurochip Kontakt aufnehmen und miteinander kommunizieren können. Eine Art Tandem-Beziehung.«
    Er lachte. Am liebsten hätte ich ihm die geballte Faust ins Gesicht geschlagen, wie es Hyden getan hatte. Doch das wäre unklug gewesen. Und ich musste jetzt klug handeln, um am Leben zu bleiben und meinen Vater zu retten.
    »Aber das ist noch nicht alles. Sie besitzt als einzige Spenderin einen Chip, bei dem die Stop-Kill-Sicherung außer Kraft gesetzt ist. Wer sie mietet, kann sie als Waffe einsetzen. Und ihre Muskelkoordination ist phänomenal. Sie trifft ihr Ziel, kann mit Waffen umgehen und ist in der Lage, jeden Gegner, jeden Terroristen und jeden Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Denken Sie nur an die Möglichkeiten! Sie könnten ein ganzes Team einsetzen – sagen wir, einen Geheimdienst-Experten, einen Hacker und einen Bomben-Spezialisten. Und sobald diese Leute den gesuchten Terroristen oder Firmenverräter aufgespürt haben, können Sie durch ihre Augen persönlich mitverfolgen, wie sie ihn erledigt. Besser geht es doch nicht, meine Herrschaften, oder?«
    Das glanzvolle internationale Publikum spendete begeistert Beifall. Ich warf einen Blick nach rechts, wo Hyden stand. Er schüttelte unauffällig den Kopf – zum Zeichen, dass ich nichts sagen oder unternehmen sollte.
    »Aber sehen Sie selbst, wozu sie imstande ist«, fuhr Brockman fort.
    Brockman wandte den Kopf ab, und diesmal konnte ich sehen, dass er ein von seinen Haaren fast verdecktes Mini-Headset trug. Damit verbunden war eine kleine Scheibe im Nackenansatz – vermutlich eine Funkfernbedienung, damit er nicht mit einem Computer verkabelt werden musste.
    »Ich brauche eine Testperson aus dem Publikum für meine kleine Demonstration. Wer meldet sich freiwillig?«
    Eine Ender mit eleganter Hochfrisur und einem langen, schmal geschnittenen Abendkleid erklomm mithilfe eines Wachtpostens die Bühne und nahm hinter dem kleinen Tisch Aufstellung, auf dem ein Stapel weißer Karten lag.
    »Ich könnte sie jetzt wie eine Marionette bewegen, aber dann wüssten Sie nie, ob sie nicht einfach ein paar vorher vereinbarten Befehlen gehorcht. Zum Beweis dafür, dass ich ihren Körper steuern kann, werden Sie jetzt die Gegenstände auswählen, die Callie hochheben soll. Sind Sie bereit?«
    Brockman starrte eine Sekunde lang ins Leere. Dann überkam mich wieder die Schwere, das entmutigende Gefühl, dass ich die Kontrolle verlor. Brockman drang in meinen Körper ein. Ich hatte das schreckliche Empfinden, missbraucht zu werden, als er mich so herumdrehte, dass ich weder die Frau noch die Karten, die sie gleich auswählen würde, sehen konnte.
    »Ach ja, danke, Callie, dass du dich herumdrehst. Hatte ich vergessen, zu erwähnen.«
    Hier und da erklang Gelächter im Publikum.
    »Wenn Sie jetzt so freundlich wären, eine Karte hochzuheben und den Zuschauern zu zeigen«, sagte Brockman. »Eine gute Wahl. Ich danke Ihnen.«
    Mein Arm schob sich vor und schwebte über den Gegenständen. Es waren mindestens zwanzig. Meine Hand senkte sich auf einen hässlichen rosa Stoffbären. Ich hob ihn hoch. Das Publikum reagierte mit Aahs und Oohs. Applaus brandete auf.
    Das Ganze wiederholte sich mit einigen anderen Objekten, ehe Brockman die Dame zurück an ihren Platz geleiten ließ.
    »So – wer möchte sie jetzt bewegen?«, fragte Brockman.
    Die Hälfte der Zuschauer hob die Arme. Aber ein uralter Ender mit wallendem Silberhaar und einer langen grünen Robe, dessen Herkunft ich nicht so recht einordnen konnte, stach alle anderen aus, indem er einfach auf die Bühne gestapft kam. Brockman rüstete ihn mit dem gleichen fast unsichtbaren Mini-Headset aus, das er selbst trug.
    »Gleich gehört sie Ihnen«, sagte Brockman. »Konzentrieren Sie sich, und machen Sie alles genau so, wie ich es erklärt habe.«
    Wie es schien, hatte Brockman seinen Gästen vor meiner Ankunft eine kleine praktische Einführung gegeben. Zu schnell bemächtigte sich der Greis meines Körpers. Das Seltsame war, dass ich einen Unterschied spürte. Ich konnte es nicht erklären, aber ich merkte ganz deutlich, dass es nun eine andere Person war, die Besitz von mir ergriffen hatte.
    Der Alte in der grünen Robe ging ans Werk. Ich musste mich dem Publikum zuwenden und winken.
    »Sehr schön«, lobte Brockman. »Sie machen das auf Anhieb richtig. Sehen Sie, wie leicht es ist?«
    Der Ender ließ mich wie auf einem Laufsteg mit übertriebenem Hüftschwung hin- und herschreiten. In der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher