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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story
Autoren: Miriam Muentefering
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so überraschend«, formuliere ich vorsichtig.
    »Für mich nicht«, lächelt Lu.
    »Aber für mich, Lu, für mich kam es verdammt überraschend … ich meine, ich bin nicht so wie du. Und ich war nie so wie du. Du hast alles klar gehabt in deinem Kopf, von Anfang an. Aber mir war doch gar nicht klar, was zwischen uns war … was hätte sein können … was …« Hilflos breche ich ab.
    Lu steht auf, geht zum Fenster, schaut kurz hinaus, kommt wieder zurück.
    »Du bist echt kein einfacher Mensch«, lautet ihr Fazit.
    »Danke!«, sage ich und stehe auch wieder auf. »Das wurde mir schon mehr als einmal versichert, kann ich dir sagen.«
    Lu tritt mir in den Weg, als ich auf dem Weg zur Tür bin.
    »Und gerade derwegen so liebenswert«, sagt sie.
    »Deswegen«, sage ich, gehe um sie herum und weiter zur Tür.
    Dort komme ich erst einmal nicht weiter, weil Kasper direkt davor liegt. Er sieht aus wie einer diese Stoffhunde, die du im Winter unten vor den Türritz legst, damit es nicht zieht.
    Ich muss ihn anstupsen und bedeuten, dass er gefälligst aufstehen und den Weg frei machen soll. Während er sich erhebt wie ein rheumakranker Opa, sehe ich über die Schulter zu Lu, die im Türrahmen der Küche lehnt.
    »Ich muss jetzt erst mal zur Ruhe kommen. Armin hat seinen Kater, ich habe meinen. Momentan weiß ich gar nicht, wo mir der Kopf steht. Nein! Sag jetzt nichts. Ich weiß, du willst wahrscheinlich sagen, dass ich sowieso viel zu kopflastig bin und dass ich lieber meinem Bauchgefühl folgen soll. Dass ich mal alle Überlegungen zur Seite schieben und nur fühlen sollte. Bestimmt meinst du, dass ich mein komplettes Leben viel zu sehr über den Verstand regele. Vielleicht denkst du auch, dass ich gerade im Begriff bin, wieder einer Beziehung … wie hast du es genannt? Auszuweichen? Das alles wolltest du doch sagen, nicht?« Ich schaue sie provozierend an.
    »Deswegen«, sagt Lu.
    * * *
    Die Tage vergehen, werden zu einer, dann zu zwei Wochen.
    Ich hocke wie ein verschrecktes Kaninchen in meiner Wohnung und hetze nur panisch von dort zu meinem Büro an der Uni oder zu Armins Wohnung und wieder zurück.
    Ans Yellow denke ich nicht einmal. Ich halte mich selbst im Supermarkt nicht länger auf als notwendig. Irgendwie habe ich Angst, dass mich jemand sieht.
    Wer dieser, nein, diese jemand ist, dürfte ja wohl klar sein.
    Ich will sie nicht sehen.
    Und kann nicht mal sagen, wieso.
    Es ist besser so.
    Sage ich mir.
    Nur weil Emma Lucimar Streubel geküsst hat, heißt das noch lange nicht, dass die beiden ein Paar sein könnten.
    Sie passen nicht zueinander.
    Lu passt vielleicht zu Emma. Aber Emma nicht zu Lu. Weil Emma im Grunde zu niemandem passt.
    Armins Worte gehen mir nicht aus dem Kopf.
    Manchmal ist es dann aber schon zu spät, hat er gesagt.
    Und ich weiß, dass er Recht hat.
    Für manche Dinge ist es einfach zu spät.
    Nach fünf Jahren Wochenend-Beziehung war es für Ramona und mich zu spät.
    Als Antonie auftauchte, war es für Frauke und mich zu spät.
    Für manche Dinge ist es erst nach vielen, vielen Jahren zu spät. Dann aber umso gründlicher.
    Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, für den es in vielerlei Hinsicht oft zu spät sein wird im Leben.
    »Emma, du gehst mir auf den Sack mit deiner selbstmitleidigen Tour«, erklärt Armin offensiv, als wir mal wieder telefonieren.
    Seit er sich von Rolf getrennt hat, ist er ziemlich auf Krawall gebürstet. Da vergisst er manchmal seine gute Kinderstube und sagt solche Dinge zu seiner besten Freundin.
    Er hat es durchgezogen.
    Nachdem Rolf mit seiner Karin wieder auf heimatlichem Boden gelandet war, war Armin erst einmal nicht zu erreichen für ihn.
    Ein Schachzug, den ausnahmsweise einmal ich zu dramatisch fand.
    Denn als Rolf Armin dann endlich ans Telefon bekam, war der Gute mit den Nerven ziemlich am Ende.
    Armin gibt einen kleinen selbstzufriedenen Schmatzer von sich. »Eigentlich hätte Rolf es verdient, dass ich zu ihm nach Hause fahre und seine Frau … Karin, meine ich, darüber aufkläre, wie treu und ergeben ihr Ehemann die letzten drei Jahre war. Und vielleicht nicht erst die letzten drei Jahre. Wer weiß denn schon, ob es vor mir nicht schon irgendwen gab? Irgendwie muss er ja mal in den Sub geraten sein, nicht?«
    »Warum hast du’s dann nicht getan?«
    »Ich hatte Mitleid.«
    Ich nicke. »Stimmt. Ich finde, ein zerstörtes Leben reicht.«
    »Was für ein zerstörtes Leben?«
    Ich zögere. »Na, deins.«
    Armin lacht leise. »Mensch Emma, manchmal ist
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